Wissen: Verleugnung / Realitätsverleugnung

Psychologisches Wissen Verleugnung / Realitätsverleugnung / Verleugnung von Fakten, Tatsachen und Ereignissen / Verleugnung der Wahrheit

Verdrängung und Beschönigung
der Realität

Die Realität zu verdrängen gehört zu den Grundlagen des Menschseins und der Menschheit an sich.

 

Die Realität ins Positive zu verzerren oder ganz zu verdrängen, ist ein probates Mittel zur (zeitlich begrenzten) Aufrechterhaltung oder Steigerung der Lebensqualität.

 

Die Realität zu beschönigen oder unangenehme Realitäten zu negieren, zählt folglich zu den Grundsätzen menschlichen Denkens und Handelns. 

 

Abwehr der Realität

Unter "Verleugnung" versteht man einen psychischen (und teils psychiatrisch relevanten) Mechanismus, durch den die Wahrnehmung einer schwer erträglichen Realität abgewehrt werden kann. Ähnlich wie die Selbstwertdienliche Verzerrung zum Schutz bzw. zur Aufrechterhaltung des eigenen Selbstwertes basiert die Verleugnung letztendlich auf dem Wirkungsprinzip der kognitiven Dissonanz-Reduktion.  

 

Der Begriff "Verleugnung" selbst entstammt der Psychoanalyse nach Freud und gehört inzwischen zum allgemeinen Vokabular in der Psychiatrie.

 

Mit "Verleugnung" bezeichnet man einen Abwehrmechanismus, der mit (Ab-)Spaltung und/oder Idealisierung und/oder Projektionen sowie Projektiven Identifikationen einhergeht. Im Unterschied zur "Verdrängung als Triebabwehr" richtet sich die Verleugnung gegen die äußere Realität.

 

In Bezug auf die eigene Person korreliert "Verleugnung" mit fehlender Einsicht / Einsichtsfähigkeit in eine psychische Störung und mit Widerstand in Bezug auf eine Behandlung. Durch die Abwehr und Leugnung der Realität - ob dies nun bewusst oder unbewusst erfolgt, kann es zur Spaltung und sogar sogenannten "Umkehr", der 1:1-Verdrehung der Realität kommen, der die Betroffenen mental schließlich entgehen wollen - z.B., weil sie diese selbst nicht ertragen können.

 

Es handelt sich bei der Verleugnung nicht um ein grundsätzlich pathologisches Phänomen, sondern um eine Option des Seelischen, sich gegen - als unerträglich empfundene und den Selbstwert vermeintlich schädigende - Kognitive Dissonanzen und damit vor mentaler und emotionaler Überforderung zu schützen. In der Sozialpsychologie findet der Begriff in der Darstellung der Mechanismen zur Verminderung der Kognitiven Dissonanz nach Leon Festinger Verwendung.

 

Beim Verleugnen geht geht es um das innere wie äußere Bestreiten von Fakten bzw. um eine Wahrheit, die bestritten, für falsch erklärt oder verneint wird.

 

Eine besondere Form der Verleugnung ist das Konzept der sogenannten Umkehr, wo es um die 1:1-Verdrehung der Realität bzw. von Tatsachen geht und insofern der "Ball" (z.B. eine Diagnose) im übertragenen Sinne "zurückgeworfen" wird, so dass z.B. der Patient den Psychiater für krank erklärt, während er sich selbst für gesund bzw. normal hält.

 

Besonders gravierend: Es fehlt die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel. Die Verdrängung der Realität führt zu einer neuen Realität, was im übertragenen Sinne letztendlich zum Realitätsverlust führen kann.

 

In Bezug auf die Leugnung / Verleugnung der Realität beobachtet wird insbesondere

 

a)
die Verleugnung von übermächtigen Ereignissen mit einer Art Schockwirkung z.B. bei Gewalterfahrungen, Unfällen, Naturkatastrophen, Kriegsereignissen und anderen schweren Belastungen  insbesondere bei solchen, die plötzlich einsetzen.

 

b)
Ebenso wird die Verleugnung der Realität in Bezug auf das Doppelleben in Fantasiespielen beobachtet.

 

c)
"Verleugnung" kann ebenso ein Resultat von Gehirnwäsche (bzw. Gehirnprogrammierung, Hypnose, Suggestionengeprimte persuasive Rhetorik, kommunikative Gedankenlenkung über hypnotische Sprachmuster, die Implementierung von NLP / PLP-Botschaften und sonstige Manipulationstechniken) sein.

 

Diesbezüglich ist die Verleugnung und Verdrehung der Realität ebenfalls Bestandteil der Psycho-Strategie und Zermürbungs-Methodik des Gaslightings. Die ursächliche Gehirnwäsche kann auch politisch-medialen Ursprungs sein und z.B. auf Framing, Priming und weitere Techniken der Gehirnwäsche zurückgeführt werden. Zu dieser Gehirnwäsche kann auch positiv gemeinte therapeutische Gehirnwäsche (Hypnose / Gehirnprogrammierung) zählen.   

 

d)

Ebenso kann die Verleugnung Bestandteil einer fixen (überwertigen) gedanklich ständig wiederholten Idee
oder einer psychischen Störung (z.B. eines Wahns) sein.

 

e)

Unter anderem tritt die Verleugnung als eine der spezifischen Abwehrmechanismen auf, welche die Borderline-Persönlichkeitsstörung kennzeichneten: Spaltung, Primitive Idealisierung, Frühformen der Projektion (insbesondere die Projektive Identifizierung), Verleugnung sowie Allmacht (Omnipotenz) und Entwertung. Die Verleugnung unterstützt den charakteristischen Spaltungsvorgang, durch den emotional gegensätzliche Bewusstseinsinhalte getrennt gehalten werden.

 

 

Im Zusammenhang mit Gewalterfahrungen und psychischen Traumatisierungen wird die Verleugnung als ein oft schwer auflösbarer Mechanismus in der Täter-Opfer-Konstellation beschrieben, der die Betroffenen auch nach Auflösung der direkten Opferkonstellation nachhaltig schädigt.

 

Im Zusammenhang mit Gehirnwäschetechniken (z.B. Gedankenumlenkung wie in der bekannten Vater-Sohn-Unfall-Kurzgeschichte) tritt die Leugnung nicht zeitlich begrenzt, sondern quasi für immer auf. Nur durch ein (mental schmerzhaftes) Schock-Aha-Erlebnis kann das implementierte Programm aufgelöst werden, wobei der Auflösungsprozess unter Umständen sehr lange dauern kann, selbst bei einfachen GW-Techniken.

 

Auffällig ist, dass das Konzept der Verleugnung bei kollektivistischen Persönlichkeiten eher, stärker und anhaltender auftritt als bei Individualisten. Mutmaßlich ursächlich ist der - hier stärker wirkende - Soziale Einfluss (in Verbindung mit dem Effekt der Pluralistischen Ignoranz). 

 

"Verleugnung" korreliert ebenfalls mit dem - durch Gehirn-Parasiten (konkret: Toxoplasma gondii) ausgelösten - Konzept der Freund-Feind-Bild-Verdrehung. Die Toxoplasma Befallenen suchen im masochistischen Sinne die Gefahr. Die Gefahr, die bei Tieren (im Experiment Ratten und Flohkrebse) von Fressfeinden und beim Menschen von anderen Gefahrenquellen (Untersuchung J. Flegr, Professor für Biologie an der Karls Universität in Prag) ausgeht, wird zwar erkannt, aber von der Gefahren-Wertung her schlichtweg negiert und verleugnet, da durch die Wirkung der besagten Parasiten "gut" zu "böse" wird - und "böse" zu "gut".  

 

Ebenso wie das Konzept der "Umkehr", so kennen wir "Verleugnung" ebenfalls in Bezug auf die Ablehnung und Verleugnung von Gott. Als Antreiber für die Verleugnung von Gott gilt der "Antichrist" bzw. das Böse

 

Die Verleugnung der Realität aufgrund Realitätsverlust 

Die Leugnung der Realität kann auch aufgrund Realitätsverlust erfolgen. 

 

Unter bestimmten Umständen können Menschen ihren Blick für die Realität völlig verlieren. Man spricht dann von einem Realitätsverlust. Dieser Verlust der Realität kann die Wahrnehmung, die geistige Haltung und das Denken umfassen und zu einem realitätsfremden bzw. realitätsfernen Handeln führen, das sich zumeist kontraproduktiv auswirkt.

 

Realitätsverlust beschreibt - der Definition nach - einen geistigen Zustand, bei dem eine Person oder eine Personengruppe nicht mehr in der Lage ist, die tatsächlich vorhandene und messbare Situation zu sehen bzw. zu erkennen und zu begreifen. Realitätsverlust umschließt auch die Wahrnehmung tatsächlich vorhandener Situationen. Man unterscheidet zwischen individuellem Realitätsverlust (Individualpsychologie und Psychiatrie) und kollektivem Realitätsverlust (Sozialpsychologie, Psychologie der Masse).

 

Die Verleugnung der Realität aufgrund Realitätsverlust durch Gehirnwäsche

Ein solcher Realitätsverlust kann auch mittels (politisch-medialer) Gehirnwäsche im Rahmen der manipulativen / persuasiven Kommunikation und vorsätzlicher Falschberichterstattung bei gleichzeitiger Unterdrückung, Diskreditierung, Verächtlichmachung und Bekämpfung anderslautender (wahrheitsgemäßer) Informationen erfolgen, so dass die Rezipienten gelenkter Propaganda-Informationen die Sicht auf die eigentliche Realität verlieren und stattdessen dann in einer Art Schein-Realität weiter denken, urteilen und handeln, was im Rahmen der Aufrechterhaltung des eigenen Selbstwertes durch tunliche Bestätigung der falschen Realität dann automatisch zur Leugnung anderslautender bzw. neuer Informationen führt, die im Zuge des Wirkungsprinzips der kognitiven Dissonanz-Reduktion dann selbstwertdienlich verdrängt sowie defensiv attribuiert und nach verteidigt werden, wobei de Betroffenen sogar sehr aggressiv reagieren bzw. vorgehen können, um ihre Blase und damit ihr Weltbild und Selbstbild tunlichst aufrechtzuerhalten und nicht zu gefährden. 

 

Ein verhängnisvoller Kreislauf, aus dem die meisten Betroffenen von selbst nicht herauskommen. Die Befreiung aus der Blase bzw. der Scheinrealität kann oft nur durch Konfrontation mit der Realität und mit Zwang und mit Schockwirkung erfolgen, was bei den Betroffenen dann ggf. ein schweres Psychotrauma auslösen kann. Dies ist mit ein Grund, warum Betroffene, welche die Realität ggf. doch irgendwann bzw. irgendwie erahnen, diese dann aber tunlichst trotzdem nicht wissen bzw. kennenlernen wollen. Sie sträuben sich vehement mit dieser Realität konfrontiert zu werden.

 

Beispiel: Nach dem Ende des 2. Weltkrieges - und damit des 3. Reiches - sind die Anwohner der bekannten deutschen Konzentrationslager sicher nicht freiwillig in die Lager gegangen, um diese zu besichtigen, um sich ein eigenes Bild zu machen - und so die dort vorfindbare bzw. optisch und olfaktorisch erlebbare verdrängte höchst "unangenehme" bis grausame Realität vor den eigenen Augen sehen - eine Realität, von der sie bis dahin nichts sehen und wissen wollten.

 

Sie wurden von den alliierten Siegermächten dazu gezwungen, sich das, was sie zuvor leugnen und nicht wissen sollten, nun einmal selbst anzusehen, zu riechen und diese Realität, von der sie zuvor nichts wissen wollten, zudem mit ihren eigenen Händen anzufassen.

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