Entstellungssyndrom - Body Dysmorphic Disorder - Missgestaltsfurcht Körperbildstörung - Body Image Disturbance - Thersites-Komplex
als eigenständiges Störungsbild und im Kontext zu anderen Störungen und Einflüssen
Einleitung / body image
Bei der körpersysmorphen Störung besteht ein Zusammenhang mit dem "body image". Der Begriff "body image" (Körperbild) bezeichnet die gedankliche Vorstellung über die eigene körperliche Erscheinung.
Diese Vorstellung, die auf unserer Selbstwahrnehmung, unserer Vorstellungskraft und auf Feedback von anderen basiert, ist aufgrund des menschlichen Vergleichs mit anderen Menschen und Körpern und aufgrund des menschlichen Abgleichs mit gesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen sowie ästhetischen Vorstellungen und Maßstäben zugleich mit einer subjektiven Beurteilung und Bewertung des eigenen Körpers verbunden.
Hintergrund ist zugleich das Bestreben, gesellschaftliche Ansprüche und Trends zu erfüllen und/oder nach Möglichkeit auf andere gleich oder begehrenswert zu wirken.
Die gesellschaftlichen Ansprüche werden übernommen und zu eigenen Ansprüchen. Entsprechend der Vorstellung vom eigenen Körper-IST im Vergleich zum Körper-SOLL wird gern entsprechend angepasst und nachgeholfen, damit Körpergewicht, Körpermaße, Haut, Frisur und Figur "stimmen".
Jugendliche beschäftigen sich mehr mit dem Thema als ältere Menschen. Frauen sind öfter mit ihrem Körper unzufrieden als Männer, die häufiger über ein - ihrer eigenen Auffassung nach - positives body image verfügen und sich im Vergleich zu Geschlechtsgenossen oftmals als attraktiver einschätzen bzw. bewerten, selbst wenn dies nicht zutrifft. Frauen - insbesondere junge Mädchen - sind mit ihrem Aussehen weitaus unzufriedener, selbst wenn es dazu keinerlei Anlass gibt.
Body image beeinflusst das Selbstwertgefühl und entscheidet damit mit über das eigene Verhalten in Bezug auf sich selbst und anderen gegenüber, ebenso über die Aufnahme und Aufrechterhaltung sozialer Kontakte. Ein negatives body image trotz "Schönheit" und/oder "Makellosigkeit" führt zu einem geringen Selbstwertgefühl und damit zu vermindertem und erfolgloserem Handeln im sozialen Miteinander. Ein positives body image trotz evtl. vorhandener "Makel" führt zu einem positiven Selbstwertgefühl und damit zu selbstbewussterem Handeln, mehr Ausstrahlung und mehr Erfolg.
Eine exzessive Beschäftigung mit dem "body image" kann zu psychischen Störungen z.B. einer körperdysmorphen Störung (auch Dysmorphophobie oder Entstellungssyndrom) führen.
Definition, Wesen und Einordnung einer körperdysmorphen Störung (KDS)
Bei der körperdysmorphen Störung, kurz KDS, auch Dysmorphophobie oder Entstellungssyndrom genannt (englisch Body Dysmorphic Disorder) liegt eine exzessive Beschäftigung mit dem eigenen Aussehen, einem vermuteten Mangel oder einer vermuteten Entstellung im körperlichen Aussehen vor.
Es handelt sich um eine Missgestaltsfurcht bzw. Körperbildstörung (Body Image Disturbance) bzw. um eine vermeintliche bzw. phantastisch angenommene Körperentstellung, die sich die Betroffenen einreden bzw. einbilden. Die Störung wird auch als Thersites-Komplex bezeichnet. Die Bezeichnung Dysmorphophobie entstammt dem Griechischen: "dys" = un-, miss- zuzüglich "morphe" = Gestalt, äußere Erscheinung plus "phobios" = Furcht, Angst, Scheu).
Die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung (APA) listet die Körperdysmorphe Störung in ihrem diagnostischen und statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) unter der Hauptgruppe der somatoformen Störungen als eigenständiges Leiden auf während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Körperdysmorphe Störung in ihrer internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) zusammen mit der Hypochondrie aufführt.
Menschen mit KDS bzw. Dysmorphophobie leiden an einer gestörten Selbstwahrnehmung und haben ein falsches oder verzerrtes Selbstbild, was mit einer Störung des Selbstwertgefühls einhergeht.
Hauptteil zur körperdysmorphen Störung (KDS)
Tatsächlich gibt es Menschen, die sich nicht gerne sehen oder sich nicht mehr ertragen können weil sie - ihrer subjektiven Auffassung nach - eine für sie unerträgliche - vermeintliche körperliche „Entstellung" aufweisen. Die Betroffenen erleben sich oder irgendetwas an ihrem Körper als hässlich oder abstoßend, obgleich sie in den Augen anderer - objektiv betrachtet - zumeist normal bzw. unauffällig oder sogar schön aussehen.
Alternativ empfinden die Betroffenen bereits leichte körperliche Merkmale oder Veränderungen oder markante Körper-Partien als Anomalität, die sie nicht ertragen - und als unangenehm oder peinlich empfinden. Typisch ist, dass zumeist nur einzelne Körperteile als Makel wahrgenommen werden.
Von ihrem vermeintlichem Makel sind die Betroffenen unbeirrbar überzeugt, selbst wenn andere ihnen versichern, dass die betreffende Körperpartie unauffällig oder sogar interessant und schön ist. Obgleich andere das nicht bestätigen können, glauben diese Menschen an den vermeintlichen "Makel", der sie sehr stört, unglücklich stimmt und gedanklich nicht zur Ruhe kommen lässt.
Die Störung ist eingebildet und zugleich eine Art der Hypochondrie (eingebildete Krankheit), denn die Sorge der betroffenen Personen ist deutlich übertrieben. Dennoch ist die körperdysmorphe Störung nicht mit Hypochondrie zu verwechseln. Es handelt sich hier um eine Störung der Selbstwahrnehmung bzw. des Selbstbildes. Kurzum: Die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist fehlerhaft; es besteht eine falsche Wahrnehmung von sich selbst - und es legt eine Selbstbildstörung vor. Das kann zu ernsten Konsequenzen führen.
Tatsächlich handelt es sich bei der körperdysmorphen Störung nicht um einen körperlichen Makel, sondern um ein unverarbeitetes seelisches Problem. Wie bei anderen ähnlichen psychischen Störungen meiden die Betroffenen in der Regel genau das, was Ihnen helfen könnte: Den Rat eines Psychiaters oder Psychologen. Stattdessen geben die Betroffenen Unsummen für kosmetische "Schönheits"-Behandlungen, die Plastische Chirurgie und Ähnliches aus.
Entstehung / Ursachen, Verhalten und möglicher Verlauf der körperdysmorphen Störung
Eine körperdysmorphe Störung (Dysmorphophobie) ist ein psychisches Problem, das oft bzw. meistens bereits zum ersten Mal in der Pubertät auftritt, wenn der eigene Körper im Vergleich zu anderen (z.B. Vorbilder) hinterfragt wird, was auch und insbesondere aufgrund äußerer Einflüsse (Feedback) erfolgt.
Denn viele Menschen - insbesondere jene, die in bestimmten ("falschen") Kreisen verkehren, bekommen so etwas von anderen (schlechte Feedbackgeber, Menschen, die selbst eine Störung haben, Mobber, Neider etc.) eingeredet (schlechtes Feedback) - und glauben daran, so dass sie ein falsches oder verzerrtes Selbstbild von sich bekommen. Ein falsches Metabild kommt hinzu. Das bezieht sich auf die Annahme, wie Andere mutmaßlich über einen denken.
Dadurch nimmt das eigene Selbstwertgefühl einen Schaden oder ein bereits zuvor gestörtes bzw. eingeschränktes Selbstwertgefühl nimmt weiter) ab.
Aufgrund ihres faschen bzw. gestörten Selbstbildes und eingeschränkten Selbstwertgefühls und/oder oder durch wahnhafte Einbildung und/oder durch Angst oder durch wahnhafte Einbildung gelangen die Betroffenen ggf. zu der wahnhaften Überzeugung, sie seien von einem körperlichen Defekt betroffen, obwohl das Aussehen völlig im Rahmen des Normalen liegt oder gar sehr ästhetisch und ansprechend ist.
Dies kann letztendlich zu einer krankhaften Einstellung mit einem Hang bis Zwang nach körperlicher Veränderung im Sinne einer vermeintlichen "Optimierung" führen, was einhergeht mit dem Ausweichen vor anderen, was zu sozialen und beruflichen Beeinträchtigungen führt.
Menschen mit KDS strahlen ihre wahnhafte Überzeugung und entsprechende Scham oft mimisch, gestisch und sprachlich oder über ritualisierte Verhaltensweisen gegenüber Mitmenschen aus. Sie neigen zu Überreaktionen, da sie Nachrichten oft mit ihrem "Beziehungs-Ohr" (F. Schulz von Thun) dekodieren. Der Körper unterstützt körpersprachlich nicht das geringere Selbstwertgefühl.
Zu den ritualisierten Verhaltensmustern gehört auch das Überprüfen des Erscheinungsbildes in Spiegeln oder anderen reflektierenden Oberflächen, ebenso Vergleiche des eigenen Aussehens mit dem von anderen Personen. Dies - und das Vermeidungsverhalten - wirken sich störend auf die Betroffenen und ihr Umfeld aus, ggf. auch auf das Verhalten. Ggf. führt Vermeidungsverhalten zu begrenzten sozialen Kontakten, ggf. auch zur Abgrenzung von sozialen Beziehungen.
Oft fühlen sich die Betroffenen von anderen (z.B. in der Öffentlichkeit) angestarrt und fürchten, die vermeintliche Entstellung gebe anderen Anlass zu Ablehnung, Verachtung oder anderen negativen Bewertungen. Aufgrund der befürchteten "Hässlichkeit" des eigenen Körpers ist es für Betroffene oftmals schwierig bis unmöglich, sich mit als attraktiv empfundenen Personen zu unterhalten und eine normale bzw. gesunde Liebesbeziehung zu führen.
Für die Partner der Betroffenen ist die Störung und das daraus resultierende Verhalten und Vermeidungsverhalten sowie die daraus resultierenden Gefühle und Stimmungen oft unerträglich.
Ob es ihnen von anderen eingeredet wird oder aus eigenständigen Vergleichen und Annahmen heraus entsteht: Die Betroffenen empfinden an ihrem Körper Schönheitsmakel, obwohl objektiv keine Makel vorhanden sind. Bei Erwachsenen reichen die Ursachen für eine Dysmorphophobie bis in die Kindheit zurück.
Ursächlich für eine körperdysmorphe Störung kann Mobbing sein - aber auch Eltern, die jeden Konflikt vermeiden und die Kinder übermäßig behüten. Umgekehrt kann es auch sein, dass die Kinder nicht als Individuum wahrgenommen, immer kritisiert werden oder nur für ihr Aussehen und nicht für ihre Persönlichkeit gelobt werden.
Folglich lernen die Betroffenen, sich über ihren Körper bzw. über ihr Aussehen zu definieren. Ist bzw. wird das Selbstwertgefühl eingeschränkt, sind die Betroffenen, die gelernt haben, sich über ihren Körper bzw. ihr Aussehen zu definieren, dann bestrebt, ihren Körper bzw. ihr Aussehen entsprechenden gesellschaftlichen Idealvorstellungen nach zu "optimieren". Denn bei einer Dysmorphophobie ist die Selbstwahrnehmung der Betroffenen einseitig und verzerrt.
Aus den unterschiedlichsten Gründen und auf Basis der unterschiedlichsten o.g. Einflüsse heraus streben sie danach, unerreichbare Schönheitsideale zu erreichen, was auch auf einer Spaltung von - auf Erfahrungen basierenden - Persönlichkeitsanteilen basieren kann.
Neben dem sozialen Einfluss bzw. dem sozialen Umfeld spielt bei einigen Menschen auch die Produktion von Serotonin eine Rolle z.B. dann, wenn sich aufgrund von andauerndem Distress (z.B. durch Mobbing) der Gehirnstoffwechsel verstellt hat. Dem wird in der Psychiatrie behandlungstechnisch mit Serotonin und selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern entgegnet.
Die körperdysmorphe Störung kann hohe Kosten verursachen. Denn oft kreist das gesamte Denken und Handeln der Betroffenen nur noch um das vermeintliche Problem bzw. eine konkrete Problemzone bis schließlich nur noch kosmetische Behandlungen (z.B. Lippenaufspritzung), plastische Operationen (z.B. Nasen-"Korrektur") und Mischformen (z.B. Fettabsaugung) vermeintliche Hilfe versprechen.
Doch was da "aufgefüllt", "abgesaugt", "korrigiert" oder "weg- bzw. hinzuoperiert" ist, ist im psychologischen Sinne lediglich das, was bei der eigenen Person im Inneren "fehlt", "zu viel ist" oder als "falsch" empfunden wird (z.B. Selbstwert-Problematik , fehlendes Selbstvertrauen, Gewissensbisse, Ängste usw). Daraus kann wiederum eine regelrechte Zwangsstörung entstehen.
Das eigentliche (innere bzw. seelische oder psychische) Problem wird durch die entsprechenden (äußerlichen ) Behandlungen und Eingriffe aber nicht gelöst, so dass einer ersten Schönheits-Behandlung oder -OP nachfolgend zumeist weitere Behandlungen und Operationen folgen (siehe: Zwangsstörung).
Diese vielzähligen (unsinnigen) Eingriffe in den Körper führen letztendlich zu realen Verstümmelungen und Entstellungen, mit denen sich die Betroffenen letztendlich dann tatsächlich zum Gespött oder Grauen von Menschen machen, die nicht wissen, dass eine schwere Störung für die Verstümmelungen und Entstellungen ursächlich ist.
Hilfe und Behandlung
Wie eine Metaanalyse der kognitiv-behavioralen Psychotherapie-Resultate (aus acht Fallserien und zwei kontrollierten Untersuchungen) ergab, ist eine Behandlung durch kognitive Verhaltenstherapie und Verabreichung von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern wirksam. Fluoxetin soll in der Monotherapie ebenso gut ansprechen wie Escitalopram.
Empfehlenswert wäre die Konsultation eines entsprechenden Facharztes (Psychiater), eine psychotherapeutische Behandlung, ein Coaching (Selbstwert-Coaching) und ein spezielles Resilienztraining zur Herausbildung und Stärkung von Copingstrategien herauszubilden.
Nach Price (1999) liegt ein verändertes Körperbild dann vor, wenn individuelle und soziale Copingstrategien zur Veränderung der Körperrealität, des Körperideals und der Körperrepräsentation durch Verletzung, Erkrankung oder Behinderung oder soziale Stigmatisierung unwirksam oder überfordert werden. Es ist folglich wichtig, entsprechende Copingstrategien herauszubilden und zu stärken.
Coping ist ein wesentlicher Schutzfaktor der Resilienz. Das englische „to cope“ bedeutet soviel wie „bewältigen“ oder „umgehen“. Es geht darum, wie wir mit Stress, Belastung und Krisen umgehen. Coping-Strategien sind jene Muster, die wir anwenden, um Stress, Belastung und Krisen zu vermeiden.
Engagement Coping bezeichnet die aktive Auseinandersetzung mit den Stressoren, wohingegen Disengagement Coping das Umgehen eines Problems beschreibt. Reaktives Coping ist die Anwendung von Coping während oder nach dem Stressreiz, wobei proaktives Coping die Vorbereitung auf potenziellen Stress bedeutet.
Coping und Resilienz sind sehr eng miteinander verbunden. Manche Forscher gehen davon aus, dass Coping ein Bestandteil der Resilienz ist, während andere postulieren, dass Resilienz das Resultat von erfolgreichem Coping ist.
Die Forschung hat gezeigt, dass es weniger auf die Coping-Strategien selbst ankommt; viel wichtiger ist die sogenannte „Coping Diversity“, also die Flexibilisierung der eigenen Coping-Stil-Präferenz, um angepasst an die konkrete Situation eine Auswahl an Coping-Strategien zur Verfügung zu haben und diese flexibel zu nutzen.
Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis ist, dass sich ein guter Umgang mit Stress und eine hohe Resilienz aus der Kompetenz ergibt, viele verschiedene Coping-Strategien zu kennen und angepasst anwenden zu können. Für die Flexibilisierung der eigenen Coping-Stile hilft zunächst einmal die Kenntnis der eigenen Präferenzen und Muster.
Es ist also wichtig, die eigenen Denk- und Handlungsmuster kennenzulernen, zu verstehen und zu hinterfragen und neue Copingstrategien herauszubilden, zu stärken und zu lernen, diese flexibel zu nutzen, um eine entsprechende Resilienz herauszubilden.
Die Konfrontation mit der Realität ist ebenfalls einen Versuch wert. Bei schwach ausgeprägter Störung kann sie gut helfen, sofern sie nicht bereits im Ansatz abgeschwächt wird bzw. auf Wunsch des Betroffenen oder seiner Angehörigen abgeschwächt werden soll.
Sofern sich die Störung jedoch zu einem regelrechten Wahn entwickelt, wird niemand die Betroffenen davon abbringen bzw. umstimmen können. Die angenommene Fremdwahrnehmung verhärmt sich. Zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung klafft eine Lücke.
Bei einer wahnhaften Störung bzw. einem Wahn wird die Realität negiert und abgewiesen, wobei den Feedbackgebern Inkompetenz oder Verschwörung (Verschwörungstheorien) zugedacht wird. Hier kann dann nur noch ein Psychiater helfen, zumindest dann, wenn die Einsicht zum Arztbesuch und zur Befolgung der verordneten Therapie vorhanden ist.
Wichtig ist es, in jedem individuellen Fall Zusammenhänge des konkret vorliegenden körperdysmorphen Störungsbildes mit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung und der masochistischen Persönlichkeitsstörung sowie mit gesellschaftlichen Einflüssen und einer darauf basierenden dekadenten Persönlichkeitsstörung abzugleichen, zu erkennen und abzugrenzen. Es kommt sonst ggf. zu einer Fehlbeurteilung, zu einer einseitigen Diagnose und einer einseitigen oder falschen Behandlung.
Infos über entsprechende Zusammenhänge folgen.
Problematik im gesellschaftlichen Kontext
Weil die Betroffenen Psychiater und Psychologen, die eine zutreffende Diagnose stellen könnten, meiden - und stattdessen Plastische Chirurgen, Dermatologen, Kosmetiker sowie Zahnärzte und Kieferchirurgen aufsuchen, wird das Krankheitsbild selten erkannt und tritt daher folglich als Krankheitsbild ebenso selten offiziell in Erscheinung wie viele andere Störungen, bei denen die Einsicht in die Problematik bzw. das Störungsbild fehlt.
Das (zumeist unbewusste) Leiden trifft zudem mehr Menschen als allgemein bekannt ist. Mit einem leichten Frauenüberschuss ist die Krankheit auf beide Geschlechter gleich verteilt, wobei eher jüngere Menschen (nicht selten bereits Jugendliche, die sich ohnehin öfter mit ihrem Körper beschäftigen) davon betroffen sind, wobei das Leiden (wenn überhaupt) zumeist erst nach vielen Jahren diagnostiziert wird.
Dies liegt daran, dass die Betroffenen ihre Beschwerden nicht gerne zugeben und sich nicht an der richtigen Stelle (Psychiatrie) behandeln lassen. Interessant ist auch ein Zusammenhang mit bestimmten gesellschaftlichen Einflüssen z.B. "Dekadenz" der modernen "Westlichen Welt" , die sich nicht nur in Eitelkeit und Maßlosigkeit zeigt. Ein ganz besonderes Alarm-Signal ist das Streben nach besagter "Selbstoptimierung " bei sehr jungen Menschen (unter 25 Jahren).
Krankhafter Schönheitswahn und KDS-Symptomatik im gesellschaftlichen Kontext
Im 21. Jahrhundert ist ein mangelndes Selbstwertgefühl eines der häufigsten Probleme, das Psychologen behandeln. Sehr häufig lässt sich ein mangelndes Selbstwertgefühl auf Probleme mit dem eigenen body image zurückführen. Ursächlich ist der maßlose Schönheitswahn in unserer Gesellschaft und die entsprechende Beeinflussung durch die umfangreichen Medien. Die ständige Bombardierung mit Schönheit und Schönheitsidealen fördert die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, was für manche zu einem chronischen Problem wird.
Dies hat zur Folge, dass sich nicht wenige Menschen in ihrem Körper nicht wohl fühlen, was krankhafte Dimensionen annehmen kann. Die Betroffenen lehnen ihren eigenen Körper ab, beim Blick in den Spiegel nähren sich Selbstzweifel. Schließlich sehen nur wenige so aus, wie ihnen dies in den Medien widergespiegelt wird und mit dem sie sich täglich vergleichen. Schließlich wird der eigene Körper zu ihrem Gefängnis
Aufgrund ihrer Selbstzweifel und eigentlichen Erwartungen, die auf echten oder vermeintlichen (vorgestellten) gesellschaftlichen Erwartungen basieren, haben viele nur ein einziges Ziel im Kopf:
Sich so zu verändern, wie sie sich in ihrer Vorstellung sehen bzw. sich so zu verändern wie andere dies vorleben bzw. vorgeben: In der Werbung, in Film und Fernsehen, in sozialen Netzwerke usw.
Dabei unterliegen wir einer Täuschung. Wir entwickeln oder kopieren ein Idealbild, das in dieser Perfektion, wie wir es auf Werbeplakaten und in digitalen Medien vorgespielt bekommen, in Wahrheit
gar nicht existiert. Zudem handelt sich um manipulierte Bilder.
Diese wecken jedoch den Wunsch, die vorgespielte Perfektion zu erreichen und den Markt durch entsprechenden Konsum zuzüglich Mühen zu befriedigen: Durch Kosmetika und bestimmte Kleidung,
unzählige Stunden und Anstrengungen im Fitnessstudio, Nahrungsergänzungsmittel, Friseurtermine, Schönheitsoperationen, strikte und ungesunde Diäten, Bearbeitung der Fotos von sich am Handy usw.
Wir streben nach Anerkennung, Schönheit und Erfolg in der sozialen Interaktion, wollen dazugehören oder einzigartig sein.
Gesellschaft und Medien verstärken dies. Man impft uns das ständige Bedürfnis ein, uns selbst zu hinterfragen, ja mittlerweile sogar das eigene Geschlecht. Man wird dazu genötigt, sich zu fragen, was mit einem ggf. “falsch” sein kann.
Sich selbst - auch im Vergleich zu anderen - zu reflektieren ist nicht schlecht, ja sogar von Vorteil. Doch man sollte es nicht übertreiben - und darüber hinaus natürlich auch die Gesellschaft um uns herum hinterfragen, die uns bestimmte Dinge und Sichtweisen einreden will. Und wenn wir uns selbst hinterfragen, dann sollte man sich auch fragen, wie stark man sich selbst von der Gesellschaft, in der wir leben, tatsächlich beeinflussen lässt bzw. wie sehr man sich überhaupt beeinflussen lassen will.
Ebenso wichtig ist es, die Gesellschaft selbst zu hinterfragen. Nicht alles, was uns unsere narzisstisch orientierte Gesellschaft darbietet, medial instruiert und kopiert wird, ist positiv und gesund - und individuell vertretbar, auch moralisch.
Wie dekadent ist unsere Gesellschaft - und wie dekadent und narzisstisch wollen wir selbst sein? Wonach streben wir - und für wen? Ab welchem Punkt ist unsere Sichtweise und unser Streben schlichtweg krankhaft? Wollen wir kranke Menschen oder Menschen mit einer schweren Persönlichkeitsstörung unhinterfragt kopieren? Oder wollen wir uns als gesunde Menschen bewusst und selbstbewusst davon abheben, ohne uns selbst gehen zu lassen?
Wieviel Zeit und Geld ist uns die Optimierung unseres Images und body images wert? Wieviel schöne freie Zeit verpassen wir, wenn wir zum Zwecke unserer vermeintlichen Optimierung viel arbeiten und hart trainieren müssen, nur um "mithalten" zu können, um anderen vermeintlich zu gefallen, um unserem Narzissmus zu frönen, um unser Selbstwertgefühl über rein körperliche Schönheitsideale zu erhöhen? Solange bis wir andere Vergleiche haben, bei denen wir erneut nicht mithalten können, vielleicht auch deshalb, weil das, was mittlerweile mit künstlicher Intelligenz erzeugt wird, von einem Menschen in diesen Extremen letztendlich niemals erreicht werden kann.
Zuvor bereits angesprochen wurde die "Dekadenz" der modernen "Westlichen Welt" , die sich in Eitelkeit, Maßlosigkeit und dem Streben nach "Selbstoptimierung" zeigt. Bereits der ungarische Philosoph, Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker Georg Lukács (György Lukács de Szeged) (1885-1971) bezeichnete die westliche Moderne als dekadent. In „Die Zerstörung der Vernunft“ nennt Lukács als Wesenszeichen der Dekadenz das „Schwanken zwischen feinstem Nuancensinn, wählerischster Überempfindlichkeit und plötzliche hervorbrechender, oft hysterischer Brutalität".
Dazu sollte man wissen, dass Dekadenz mit der Zunahme und Ausbreitung schwerwiegender Persönlichkeitsstörungen sowie mit einer steigenden Zahl psychischer Erkrankungen wie auch KDS einhergeht, woran degenerierende Entwicklungen in Staat und Gesellschaft zugleich erkannt werden können.
In aktuellen Zeiten kann eine deutliche Degenerierung unserer Gesellschaft in Richtung Dekadenz auch über den "Schönheitswahn" festgestellt werden - und es hat den Anschein, als seien sich nicht wenige Menschen der "Normalität" ihrer selbst überdrüssig. Als irrsinnige Reaktion streben sie nach Veränderung in Richtung Rückgang bzw. Rückschritt oder in Richtung Verstümmelung & Entstellung.
Diesbezüglich könnte man von masochistischen Zügen sprechen, die auf Selbsthass und/oder Narzissmus basieren, wobei zwischen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung und Narzissmus als Gesellschaftsphänomen unterschieden werden sollte. In Kontext zum gesellschaftlichen Narzissmus sei zum besseren Verständnis hier das Werk "The narcissism epidemic: Living in the age of entitlement" von Dr. John Twenge, J. M., & Keith Campbell, Ph.D. (2009) erwähnt.
In dem Werk "Die Narzissmus-Epidemie: Leben im Zeitalter des Anspruchs" geht es um die schädliche Ausbreitung von Narzissmus in der heutigen Gesellschaft und Kultur und die entsprechenden katastrophalen Auswirkungen. Mittlerweile findet man nicht nur narzisstische Verhaltensmuster und den Trend zur narzisstischen Selbstdarstellung überall: Darüber hinaus ist ein regelrechter "Celebrity-Kult" entstanden, der Körperkult und "Schönheits"-Wahn umfasst - und die Grenze des Normalen und Gesunden mittlerweile längst überschritten hat.
In diesem Zusammenhang sei auch die Rolle der Medien erwähnt, auf die später ebenfalls eingegangen wird. Zuvor folgen Infos über das Störungsbild KDS im Kontext zum Narzissmus, wobei der Narzissmus zwei Bereiche umfasst: Auf der einen Seite der gesellschaftliche Narzissmus, gesellschaftlich etablierte narzisstische Verhaltensmuster und der entsprechende "Celebrity-Kult" und zweitens Narzissmus im individuellen Sinne in Form der narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
KDS-Symptomatik im Kontext zum Narzissmus
Wie bereits erwähnt, sollte die KDS-Symptomatik mit Narzissmus als Persönlichkeitsstörung und Narzissmus im gesellschaftlichen Kontext abgeglichen werden, da hier Zusammenhänge bestehen bzw. bei der Diagnostik und Behandlung individuell abgeglichen werden sollten.
Mit dem Begriff „Narzissmus“ bzw. „narzisstisch“ verbindet man im Allgemeinen die Vorstellung von egozentrischen, stolzen, sich selbst überschätzenden "eitlen" Menschen mit einer hohen Anspruchshaltung, wobei der Begriff selbst auf einen griechischen Mythos zurückgeht. Das Innenleben narzisstischer Persönlichkeiten stellt nämlich das genaue Gegenteil dar von dem, was viele annehmen: Innere Leere, nicht erhaltene Anerkennung in der Kindheit, Groll gegen andere, die ihm nicht genügend Aufmerksamkeit schenkten und schenken sowie Groll gegen sich selbst. Daher sind narzisstische Persönlichkeiten stets bestrebt, sich selbst zu beweisen und ins richtige Licht zu setzen.
Wer bestimmte Schönheitsideale verfolgt, strebt nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. Pathologischer Narzissmus kann sich durch Prahlen und Hochstapelei äußern. Wer besonders schön aussehen will, will damit prahlen. Pathologischer Narzissmus zeigt sich auch durch unersättliche Ansprüche und Erwartungen. Auch bei der KDS-Symptomatik werden unersättliche Ansprüche und Erwartungen an das eigene Aussehen und mögliche Optionen gestellt, die sich zudem nicht selten stetig steigern.
Zudem steht Narzissmus für einen starken Hang zur Selbstbespiegelung. Wer sich selbst häufig im Spiegelbetrachtet, sich häufig kritische Gedanken zu seinem Aussehen macht und sein Aussehen häufig mit anderen vergleicht und hier vermeintliche Defizite erkennt, die er oder sie beheben will, hat folglich narzisstische Züge.
Bestimmten Schönheitsidealen nachzueifern, kann auch auf Größenphantasien bei gleichzeitiger Selbstunsicherheit, Störung des Selbstwertgefühls, Angreifbarkeit und Kränkbarkeit basieren. Auch hier tritt das Wesen des Narzissmus zutage.
Bei der narzisstische Persönlichkeitsstörung (ICD10-Code: F60.8) liegt eine Störung des Selbstwertgefühls und des Selbstgefühls vor. Ist das Selbstgefühl nur schwach ausgebildet, hat man keinen Zugang zu den eigenen Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen. Folglich kann man sich selbst nicht richtig bzw. nicht gut genug wahrnehmen und ausleben. Dies wird durch ein Wunschbild überspielt, das übertrieben nach außen gezeigt wird - hier z.B. durch körperliche "Selbstoptimierung".
Weil das eigene Selbst defekt ist und hinter einer Fassade bleibt, ist bei narzisstisch gestörten Menschen das Selbstwertgefühl schwach und labil. Der narzisstische Mensch ist bestrebt, dies auszugleichen, in dem er geradewegs zwanghaft nach Anerkennung sucht. Wer bestimmte Schönheitsideale verfolgt sucht die Anerkennung oder gar Prahlerei mit Hilfe seines Körpers.
KDS-Symptomatik im Kontext zum Masochismus und zum Selbsthass
Was hat Selbsthass mit Schönheit zu tun? Zu dieser Frage ist vorab zu sagen, dass Schönheit immer im Auge des Betrachters und in den Augen dessen bevorzugten Umfeldes liegt. Tatsächlich gibt es Menschen, die es schön finden, sich zu entstellen und zu verstümmeln, die sich Ringe und Piercings stechen lassen oder eine Ganzkörper-Tätowierung oder ein Tiergesicht anstreben. Nicht selten basiert dies in einem ähnlich gelagerten Umfeld (sozialer Einfluss) und beginnt mit kleinen, erst einmal unauffällig erscheinenden kleinen Schritten, die sich später ergänzen und mit der Zeit immer weiter ausweiten.
Dies basiert nicht nur auf klassischem Narzissmus. Es gibt auch eine Unterart: Der Masochismus - ein Störungsbild, das von den meisten Menschen fehlinterpretiert und zudem mit oft mit Sadomasochismus verwechselt wird. Im Kontext zur körperdysmorphen Störungs-Symptomatik zuvor erwähnt, wurden nicht nur die besagten narzisstischen, sondern auch die beobachtbaren masochistischen Züge, die den Betroffenen ebenfalls unbewusst sind, letztendlich aber zur Entstellung und/oder Verstümmlung ihres Körpers in ihrem Sinne bzw. nach ihrem subjektiven Schönheits-Ideal führen.
Zum Hintergrund: Auch diese masochistischen Züge basieren auf Narzissmus - ebenfalls auch auf Selbsthass. Auch bei Selbsthass ist das Verhältnis zur eigenen Person gestört. Aus psychologischer Sicht ist Selbsthass eine besonders schwere Form der Selbstablehnung, die darauf basiert, dass das Selbstwertgefühl (Selbstwert) gestört ist (Selbstwertstörung).
Die eigene Person wird als schlecht, schwach oder abstoßend empfunden. Vieles deutet darauf hin, dass negative Lebenserfahrungen (z.B. Ablehnung in der Kindheit, soziale Ablehnung, das Gefühl benachteiligt zu sein bzw. zu werden), Körperunzufriedenheit, Schamgefühle, mangelndes Selbstmitgefühl, geringes Selbstwertgefühl und Perfektionismus zu Selbstablehnung und Selbsthass beitragen können.
Zur eigenen Überwindung des Selbsthasses besteht die - oft unbewusste - Selbst-Strategie, schlecht mit sich umzugehen, wobei das "schlecht" bei ihnen als "gut" und "richtig" gilt - genauso wie "hässlich" auf sie persönlich und auf in ähnlich gelagertes soziales Umfeld "schön" wirkt, während gesunde Menschen eher entsetzt und schockiert sind und dies als abstoßend empfinden, dies aber nicht sagen bzw. nie offen sagen würden und sich lediglich ihren Teil denken.
Denn unangenehmes oder negatives Feedback wird aus Gründen von Respekt, Hemmungen, Schamgefühl, Freundschaft, Konfliktvermeidungsverhalten, Gewöhnung und gesellschaftlichen Konventionen unterdrückt oder nur verzerrt oder abgeschwächt gegeben werden. Weitere Gründe sind persönliche und geschäftliche Absichten von Menschen und Organisationen. Viele Menschen vergessen, dass das Feedback der vielen Menschen, die mit uns konfliktfrei leben wollen oder uns unbedingt etwas verkaufen wollen, stark geschönt und verfälscht ist.
Die Ableitung derartiger verfälschter und geschönter Rückkopplungs-Informationen an uns selbst, sind zugleich der Grund für in unserer Gesellschaft wachsende, stark zunehmende Selbstbild-Verzerrungen, die in mancher Hinsicht manchmal geradewegs extrem und schrill wirken, obwohl der Betroffene selbst es leider gar nicht mitbekommt.
Eine weitere Ursache von falschem oder ausbleibendem Feedback liegt darin, dass sich unser soziales Umfeld, auch wenn wir selbst das zumeist natürlich anders wahrnehmen, aufgrund unserer Persönlichkeit und der entsprechend wirkenden Anziehungsgesetze im Allgemeinen recht einseitig gestaltet, während die Zielgruppe unserer Erfolgsabsichten (Entscheider) zumeist aber nicht in einem unmittelbaren sozialen Zusammenhang mit unserem unmittelbaren sozialen Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte) steht.
Zurück zum Selbsthass, der auf Selbstablehnung basiert: Die besagte Selbstablehnung ist verbunden mit Gefühlen von Schuld, geringem Selbstwertgefühl und Bedauern und um die unbewusste Schuld zu tilgen und sich normal oder gut zu fühlen, erbringt der Masochist entsprechende Opfer.
Eine weitere Strategie zur Überwindung des Selbsthasses ist die Flucht in eine (Abwehr-) Scheinwelt, die letztendlich darin münden kann, sich selbst entweder zu einer Art "Puppe" oder zu einer Art "Monster" umzugestalten. Der Begriff "Monster" ist hier nicht negativ gemeint, denn der KDS-Betroffene will sich optimieren bzw. "verschönern" und "stärken":
Monster zeigen Stärke und verschaffen sich vermeintlichen Respekt - z.B. allein dadurch, am ganzen Körper von oben bis unten durchtätowiert oder andersartig entstellt zu sein. Was Menschen eigentlich abschreckt, finden andere Menschen aus einem bestimmten Umfeld toll und betrachten dies (ihrer Persönlichkeits-Problematik entsprechend) als Schönheitsideal.
Zudem entsteht daraus eine Art Interessensgemeinschaft, die den Betroffenen Halt und Bestätigung gibt, obgleich deren Ideale letztendlich auf einer Scheinwelt und einem phantastischen Lügengebilde bzw. auf Selbstbetrug basieren, was ihnen aber niemand sagt, weil sich dies aus den zuvor genannten Gründen niemand traut. Zudem sind mache Entstellungen und Verstümmelungen mittlerweile gesellschaftlich etabliert, wobei die besagte Narzissmus-Epidemie und die Medien, deren Macher und Darsteller bzw. Selbstdarsteller oft selbst Narzissten sind, eine entsprechende Rolle spielen.
Offenheit für die Wahrheit bzw. Realität fehlt, da bei bestimmten pathologischen Störungsbildern wie diesem die Einsicht und Einsichtsfähigkeit fehlt. Darüber hinaus wird das eigentlich kranke "Schönheits"-Ideal von den Betroffenen gegenüber der Realität / Außenwelt (zur Vermeidung oder Reduktion kognitiver Dissonanzen) aggressiv verteidigt.
Manchmal geht dies sogar mit der Forderung einher, das andere die Menschen die phantastische Scheinwelt der Betroffenen übernehmen sollen - und auch derartige aggressive Forderungen sind mittlerweile gesellschaftlich toleriert, ja sogar akzeptiert - so dass auch ein gesellschaftliches Feedback ausbleibt, welches in mancher Hinsicht sogar gezielt unterdrückt wird, während ein ehrliches Feedback bzw. eine entsprechende Spiegelung mittlerweile teilweise sogar verboten ist und entsprechend sanktioniert wird.
Zurück zum Persönlichkeits-Hintergrund: Masochistische Persönlichkeiten mögen es, Opfer zu bringen. Die Opferbringung erfolgt über teil sehr schmerzhafte Bearbeitung ihres Körpers z.B. beim Tätowierer oder beim plastischen Chirurgen. Damit quälen sie ich selbst, wobei die besagte Qual sie entlastet und ihnen zudem einen vermeintlichen "Gewinn" bringt.
Masochistische Persönlichkeiten fühlen sich der Liebe anderer unwürdig. Daher empfinden sie Gefühle, die mit Liebe, Zuneigung und Fürsorge einhergehen, ggf. als unattraktiv. Angenehme Erfahrungen werden vermieden, während unangenehme Erfahrungen geradewegs gesucht werden, dazu in allen möglichen erdenklichen Formen. Sie suchen Leid und Schmerz in allen möglichen Situationen.
Ebenso stecken sie sich Ziele, die sie kaum bzw. nicht erreichen können (z.B. Aussehen wie dieser oder jener bekannte Vorbild-Schauspieler bzw. Star), allein schon deshalb, um das Gefühl der Enttäuschungen zu erzielen. Wenn sie dieses Ziel nicht erreichen und sich stattdessen dennoch ein Erfolg einstellt, sind sie bestrebt, ihren Erfolg bzw. Teilerfolg so gut es nur geht, zu sabotieren.
Auch hier liegen die Ursachen häufig in der Kindheit begründet. Nicht selten musste der betroffene Mensch lernen, mit strengen Autoritäten umzugehen und bekam das echte Gefühl von Liebe nicht oder nur wenig zu spüren. Masochistische Persönlichkeiten haben zumeist früh gelernt, dass Leid und Schmerz zum Leben dazugehören - und dass es ein wesentlicher Teil des Lebens ist.
Das mit der Störung eingehende Verhalten dient als eine Art Buße, wobei in vielen Fällen auch andere "büßen" müssen, was das selbstzerstörerische Verhalten der masochistischen Persönlichkeit vorwurfsvoll aufzeigt.
Abgrenzung
Obgleich es bei der körperdysmorphen Störung deutliche Zusammenhänge zum Narzissmus und Masochismus gibt - und ebenso Zusammenhänge zur Dekadenz, sind diese Störungsbilder, die mit dem
Thersites-Komplex bzw. mit KDS im Zusammenhang stehen, jedoch davon abzugrenzen.
Auch der soziokulturelle Prozess, der sich auf das Individuum auswirkt. Bezüglich des Einflusses der Gesellschaft könnte man jedoch von einer erlernten bzw. sozialisierten körperdysmorphen Störung sprechen, die ggf. auch mit dem Konsum bestimmter Medien bzw. der Abrufbarkeit von Medieninformationen zusammenhängt, was nachfolgend näher erörtert wird:
Die Rolle der Medien bezüglich der Herausbildung von Schönheits- und Wertigkeits-Idealen
Die Abrufbarkeit von Informationen aus Massenmedien verstärkt den "sozialen Einfluss" und dem damit verbundenen Einfluss von Autoritäten (schöne Menschen, Modells, Schauspieler etc.). Über die Medien wird direkt oder indirekt quasi vorgespielt, was und wer schön, erfolgreich und "wertig" ist - und was nicht.
Auf diesen Eindrücken, die insbesondere bei jungen und labilen Menschen wie klischeemäßige Vorgaben wirken, basieren dann alle weitere Wahrnehmungen, Urteile und Entscheidungen.
Doch in Wirklichkeit handelt es sich um einen - letztendlich ggf. ach traumatisierenden - Wahrnehmungsfehler - und zwar einer, der gleich mehreren Rubriken zugeordnet werden kann z.B. der Rubrik "Wahrnehmungsfehler aufgrund des sozialen Einflusses". Dort steht im Vordergrund, wie und warum warum wir aus dem Einfluss unserer Umwelt Handlungsoptionen ableiten - und uns - zumeist völlig unbewusst anderen Menschen oder Autoritäten - wozu auch anerkannte Medien zählen - anpassen.
Zugleich ist der Wahrnehmungsfehler aufgrund Abrufbarkeit von vermeintlichem Wissen aus Massenmedien ein kognitiver Fehler: Informationen, Personen und Dinge, die in den Medien stärker bzw. öfter präsentiert werden, werden automatisch auch stärker wahrgenommen. Die höhere Wahrnehmung beeinflusst unsere Beurteilungen und unsere Entscheidungen in erheblichem Maße. So beeinflussen allein die Bilder in Medien und die Personen, die dort gezeigt werden, unsere Beurteilung von uns selbst, ebenso unser Streben, uns selbst zu "optimieren", um mit den gezeigten gesellschaftlichen Idealen "mithalten" zu können.
Die Beeinflussung erfolgt automatisch - auch ohne Zielsetzung von Marketingstrategien. Die gezielte Beeinflussung kommt aber noch hinzu. Medien haben maßgeblichen Einfluss auf unser Denken und Verhalten, weshalb sie in politischer sowie in werbe- und marketingtechnischer Hinsicht genutzt werden, um Menschen gezielt zu beeinflussen, Meinungen und Urteile zu lenken oder Grenzen zu ziehen (z.B. zwischen "schön" und "hässlich"), bestimmte Produkte zu kaufen und bestimmte Dinge zu tun. Sie sorgen für das sogenannte "Schwarmverhalten" bei Menschen, deren Individualität durch die Orientierung sich stets an der vermeintlichen Masse (Massenmedien) ausrichtet.
Menschen leben nicht nur von Luft und Nahrung, sondern auch von Informationen. Ohne Informationen von außen fühlt sich der Mensch völlig orientierungslos, schließlich ist der Mensch ein soziales Wesen - quasi eine Art "Herdentier", jemand, der gern in der Herde mitläuft bzw. im Schwarm mitschwimmt - selbst dann, wenn man als naives Individuum und aus dem Blickwinkel des Ichs heraus selbst anderer Auffassung ist.
Weil dies aber nachweislich so ist wie beschrieben, sucht der Mensch ständig nach Informationen, die er z.B. aus seinem unmittelbaren persönlichen bzw. sozialen Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen) erlangt. Die wichtigsten Informationsquellen der Menschen sind die Massenmedien, die eine - sehr subtile - automatische Beeinflussungsrolle einnehmen. Sie haben nicht nur Auswirkungen auf den einzelnen Menschen, sondern auch auf sein gesamtes Umfeld, von dem der Einzelne ebenfalls Informationen erlangt bzw. die Informationen der Massenmedien bestätigt bekommt. Unsere Feedback-Geber sind also ebenfalls von den den Medien beeinflusst und geben diese Beeinflussung über ihr Feedback letztendlich unbewusst an uns weiter, auch das, was über Wahrnehmungsfehler in ihre Köpfe gelangt ist und auch ihr denken beeinflusst.
Nachfolgend soll beschrieben werden, wie der Wahrnehmungsfehler wirkt:
Wahrnehmung stellt einen komplexen Prozess der Informationsgewinnung durch die Verarbeitung von Reizen dar. Die Verarbeitung dieser Reize erfolgt im Gehirn über das Abrufen, Vergleichen und Bewerten bereits vorhandener Information im Gedächtnis. Diese Informationen basieren auf Erfahrungen und bereits gelerntem Wissen. Die Informationen bzw. das vermeintliche "Wissen", das wir bereits aufgenommen, im Gehirn gespeichert, fest verankert und mental intuitiv verinnerlicht haben, bildet nun die Grundlage für neue Wahrnehmungen, Beurteilungen und Entscheidungen.
Folglich basiert die Verarbeitung sämtlicher neu eingehender Informationen stets auf dem, was wir bereits gelernt bzw. erfahren haben. Grundsätzlich stellt dies für das Lernen - und damit für die persönliche Entwicklung - einen praktischen Nutzen und Mehrwert dar, der von der Natur so gewollt ist. Das Problem ist aber, dass die Informationen, die wir aufnehmen, speichern, verankern und verinnerlichen nicht immer richtig oder sehr einseitig sind. Auf diesem ggf. "falschem" oder "einseitigen" Wissen basieren dann alle weiteren Wahrnehmungen sowie unsere Urteile und Entscheidungen.
Eine besondere Rolle beim Erwerb von vermeintlichem "Wissen" spielen die Medien, insbesondere die Massenmedien wie Rundfunk, Fernsehen und die sozialen Medien. Über ihre hohe Zugänglichkeit und Abrufbarkeit stellen sie eine wichtige Plattform für den vermeintlichen Wissens-Erwerb dar - in mancher Hinsicht und in manchen Bereichen bilden sie – insbesondere im Zeitalter des Internets - sogar die Basis dieses vermeintlichen "Wissens"-Erwerbs. Tatsächlich wird dieses "Wissen" oft nur wenig hinterfragt, insbesondere von jenen, die Medien genau so konsumieren wie andere Dinge.
Ob dieses vermeintliche "Wissen" nun richtig und allgemeingültig oder gar einseitig und falsch ist, hinterfragen Menschen zumeist ebenso wenig wie die Gefahr der indirekten oder sogar gezielt gesteuerten Beeinflussung. Sicher spielt eine gewisse Naivität und Gutgläubigkeit eine Rolle (wie diese z.B. beim "Heile-Welt-Naivitäts-Fehler" oder bei anderen Formen des naiven Glaubens eventuell vorliegt). Dabei handelt es sich aber nicht nur um die eventuelle Naivität und Gutgläubigkeit, die in der jeweils individuellen Persönlichkeitsstruktur begründet liegt, sondern vielmehr um eine Form der unbewussten intuitiven "Naivität" und "Gutgläubigkeit", die unser Gehirn generell betrifft:
Schließlich hat alles, was irgendwo "geschrieben" steht - oder was "der Mann oder die Frau im Fernsehen" sagt, eine "hoch offizielle" Wirkung und damit zugleich eine hohe subjektiv empfundene Wertigkeit, die unser Gehirn dann sowohl gewohnheitsmäßig (nach rituellen Denk-Schemata) als auch rein intuitiv und unbewusst als "richtig" oder "allgemeinverbindlich" eingestuft - selbst dann, wenn wir selbst bestimmte Informationen oder Quellen doch einmal bewusst hinterfragen.
Selbst wenn wir von der "Einseitigkeit", der "Fehlerhaftigkeit" oder der "Falschheit" der empfangenen Informationen überzeugt sind, wirken sie in unserem Gehirn weiter. Entscheidend ist, dass die entsprechenden Informationen grundsätzlich im Gehirn gespeichert vorliegen. Da unsere Urteile und Entscheidungen überwiegend intuitiv und unbewusst erfolgen (was viele Laien leider immer noch nicht wahrhaben wollen, obwohl sogar im professionellen Marketing und Verkauf bzw. Neuroselling längst damit gearbeitet wird), bilden die bereits vorhandenen Informationen nun die Basis für alle weiteren Wahrnehmungen, Beurteilungen und Entscheidungen.
Unser Gehirn, das sehr ökonomisch arbeitet, kommt gar nicht auf die Idee, dass es sich bei den neu gewonnenen Informationen um Einseitigkeiten oder Pauschalitäten oder mögliche Fehlinformationen oder gar Manipulationen handeln könnte. Es gibt zwar Menschen, die aufgrund ihrer Intelligenz und Vorsicht immer noch in der Lage sind, Informationen und Quellen zu hinterfragen oder anzuzweifeln – unser Unterbewusstsein tut dies jedoch nicht.
Wie die moderne Gehirnforschung mittlerweile weiß, basiert der überwiegende Anteil unserer Urteile und Entscheidungen genau auf diesen unbewussten intuitiven Prozessen – und eben nicht auf bewussten analytischen Prozessen. Obwohl wir es selbst gar nicht mitbekommen, "glaubt" unser Unterbewusstsein (im übertragenen Sinne erklärt) auch das, was wir bewusst eigentlich anzweifeln würden. Hinzu kommt: Nicht nur bewusst, sondern völlig intuitiv nehmen wir aus der Masse an Sinneseindrücken und Medieninformationen, entsprechende Informationen auf und speichern sie völlig automatisch (ohne einen bewussten Lernprozess und Lernaufwand zu verspüren) im Gehirn ab – damit zugleich auch alles Falsche und Schädliche.
Auch aus dem Lern-Prozess der eigenen Sozialisierung heraus, bekommen wir in Wirklichkeit gar nicht mehr mit, was richtig und falsch ist. Die Beeinflussung unseres Gehirns aufgrund überall abrufbarer Informationen mit Allgemeingültigkeits-Charakter (alternativ mit bewusstem Ächtungscharakter (sogenannte "Schwarz-weiß-Informationen") haben sich längst in unseren Köpfen etabliert.
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