Selbstbild-Fremdbild

Wissen Psychologie: Selbstbild, Fremdbild, Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz, Feedback, Feedback-Qualität

 

Was ist Selbstbild? Was ist Fremdbild?
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Selbst- und Fremdbild?
Wie entsteht unser Selbstbild?
Welche Probleme können entstehen?
Wie entstehen Selbstbild-Verzerrungen oder Selbstbild-Fremdbild Inkongruenzen?
Wie wichtig ist Feedback? Viele Fragen!

 

Selbstbild

Wir Menschen haben ein bestimmtes Bild von uns selbst und halten eine ganze Menge davon. Unser Bild von uns selbst (Selbstbild) haben wir im Laufe unseres Lebens weitestgehend aus dem Verhalten anderer Personen uns gegenüber geschlossen. Ebenso schätzen wir die Ergebnisse unseres eigenen Verhaltens ein, leider nicht immer richtig.

 

Das Wirkungsprinzip der kognitiven Dissonanz-Reduktion und selbstwertdienliche Verzerrungen haben eine ebenso starke relativierende Wirkung wie andere Effekte, die der Erklärung, der Umdeutung oder sogar dem - von unserem Gehirn automatisch organisierten - Selbstbetrug dienen, der extreme Ausmaße annehmen kann. Diese reichen von der Realitätsleugnung über die 1:1-Verdrehung der Realität (siehe "Umkehr") bis hin zum Realitätsverlust

 

Fremdbild

Neben unserem Bild, das wir uns von uns selbst konstruieren, machen wir uns ebenfalls ein Bild von anderen Menschen (Fremdbild) und stellen Vermutungen darüber an, wie andere uns wohl sehen (Metabild). Ebenso haben andere ein ganz bestimmtes Bild von uns. Dieses ist nicht immer so, wie wir uns das denken oder wünschen. Selbst- und Fremdbild stimmen leider nicht immer überein. Es liegt dann eine Selbst- und Fremdbild-Inkongruenz vor.

 

Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz

Stimmen Selbstbild und Fremdbild nicht überein, sprechen wir von einer Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz, die über den sogenannten Gott-Komplex bis hin zum Realitätsverlust führen kann. Eine solche Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz führt zu Fehlinterpretationen der Umwelt und zur Fehleinschätzung der Realität - und dadurch zu Fehlverhalten und Störungen im sozialen Miteinander, was wiederum zu Misserfolgen führt, deren Ursache bzw. Ursächlichkeit man dann ebenfalls fehlinterpretiert und externen wie phantastischen Ursachen zuschreibt.

 

Für ihre Misserfolge bzw. ihr Versagen finden Menschen mit einer Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz die abstrusesten (externen bzw. externalen) Erklärungen, während sie Erfolge sich selbst zuschreiben. Eine Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz beeinflusst und verzerrt unsere Wahrnehmung, führt zu bestimmten (Menschenbild-) Annahmen über uns und andere - und darüber hinaus zu bestimmten Erwartungen an die eigene Selbstwirksamkeit (Selbstwirksamkeitserwartung).

 

Voraussetzung für Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Interaktion

Unser Selbstbild steuert unser Denken, Fühlen und Verhalten. Die Übereinstimmung von Selbstbild und Wunschbild sowie die Übereinstimmung von Selbstbild und Fremdbild sind wesentliche Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit, die psychische Gesundheit und den angemessenen Umgang mit anderen Menschen (soziale Interaktion). 

 

Vorteile

Je klarer das Selbstbild ist und je besser es mit den Fremdbildern übereinstimmt, desto besser ist es und desto besser kann der Unterschied zum Wunschbild gesehen - und daraus persönliche Entwicklungsschritte abgeleitet werden.

 

Der Weg zu unserem Selbstbild

Im Verlaufe unserer sozialen Interaktion erfahren wir, mehr oder weniger, was andere über uns denken, wie sie uns beurteilen und was sie von uns erwarten. Gleichzeitig teilen wir selbst anderen mit, welches Bild wir von ihnen haben. Damit beeinflussen wir erheblich ihr Selbstbild und damit ihr Leben.

 

Abhängigkeit und Selbstbildverzerrung

Unser Selbstbild hängt entscheidend von der Meinung unserer Bezugspersonen bzw. unserem sozialen Umfeld ab. Dabei vergessen wir oft, dass unsere Bezugspersonen sehr subjektive Meinungen haben. Ebenso vergessen wir, dass sowohl unangenehme und negative Meinungen, als auch positive Meinungen oft nicht oder nur sehr dezent oder befangen mitgeteilt werden.

 

Die meisten Dinge, die Menschen über uns denken, erfahren wir gar nicht. Auf der einen Seite ist das gut: Wir würden sonst verzweifeln oder uns laufend ärgern und / oder streiten. Auf der anderen Seite ist das aber zugleich schlecht: Es gibt nicht gerade wenige Menschen, die gar nicht wissen, wie sie in Wirklichkeit auf andere Menschen wirken. Viele ernten Misserfolge, ohne überhaupt zu wissen, dass sie über ein anderes Wissen über ihre Wirkung uns ihr Verhalten eigentlich viel erfolgreicher sein könnten. Viele machen sich sogar geradewegs lächerlich, ohne dass sie es selbst bewusst mitbekommen. Andere bleiben durch ein falsches Selbstbild weit unterhalb ihrer eigentlichen Potenziale.

Feedback

Vermeidung einer Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz

Zur Vermeidung einer Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz bedarf es qualitativ hochwertigen Feedbacks. Die Qualität sowie Art und Weise des Feedbacks spielt eine entscheidende Rolle.

 

Zu unterscheiden ist zwischen a) direktem unmittelbar kommunizierten Feedback, b) herausgehörtem interpretierten Feedback, c) informellem (und auf sich selbst automatisch übertragenen) Feedback und d) vorgestelltem bzw. unterstellten phantastischen Feedback. 

 

Problematik

Qualitativ hochwertiges Feedback entscheidet darüber, wie korrekt unser Selbstbild ist. Leider erhalten die wenigsten Menschen ein derart qualitativ hochwertiges und möglichst objektives Feedback. Nicht zuletzt sind gesellschaftliche Normen und Konventionen mit dafür ausschlaggebend, dass wir nur selten ein ehrliches Feedback erhalten.

 

Insbesondere dominante Persönlichkeiten oder Führungspersönlichkeiten sind davon betroffen. Aufgrund Hemmungen / Ängsten Anderer mangelt es hier an ehrlichen Feedbackgebern. Da dominante Menschen und Führungskräfte zumeist eher nach dem Mund geredet wird, fehlt hier ein entsprechendes (ehrliches) Feedback.

 

Besonders stark ist die Wirkung, wenn  dominante Persönlichkeiten oder Führungskräfte von kollektivistisch orientierten Persönlichkeiten (Konformisten, Mitläufer Opportunisten) umgeben sind. Dies ist leider fast immer der Fall: Dominante Menschen umgeben sich mit Menschen, die sich Ihnen fügen / anpassen und ihr Selbstbild bestätigen; bei Führungskräften führt allein das Abhängigkeitsverhältnis im Job zu weitestgehender Konformität. Hintergrundwissen: Konformismus, auch als Konformität bekannt, beschreibt die Anpassung eines Individuums an eine Gruppe mit vorgegebenen Normen, wobei die besagte Anpassung dem Wunsch nach Zugehörigkeit entspringt, aber auch der Angst vor Verantwortung. 

 

Weitere Probleme in Bezug auf ein objektives Feedback

Feedback-Geber sind der Regel keine Psychologen, sondern "Alltagspsychologen", die auf Basis ihrer Menschenkenntnis sofort und direkt interpretieren, anstatt das konkrete Verhalten sachlich zu beschreiben. Aus psychologischer Sicht ist Menschenkenntnis vom Grundprinzip her ein Wahrnehmungsfehler, der auf Erwartungshaltungen und Vorurteilen basiert und schnell zu faschen Vorausurteilen führt. Hier wird nicht zwischen Beobachtung, Beschreibung und Interpretation unterschieden. Sogenannte "Menschenkenntnis" ist immer eine reine Interpretation, selbst dann, wenn man zufälligerweise einmal "richtig" liegt, was den Glauben an die eigene Menschenkenntnis bzw. den "Irrglauben" dann wiederum "bestätigt".    

 

Dies beginnt bereits bei Detail-Aussagen oder -Gedanken: "Er guckt dumm drein" ist keine Verhaltensbeschreibung, sondern direkt die unmittelbare Interpretation bestimmter Worte oder Muskelbewegungen (Mimik/Gestik). Ein kompletter Analyse-Schritt wird so übersprungen. Das ist keine Psychologie, sondern sogenannte "Bauernpsychologie", die uns aber nicht wirklich weiter hilft.

 

Neben der fehlenden Qualität von Feedback, fällt Feedback zumeist gänzlich weg oder äußert sich in Gegenverhalten (z.B. einer Trennung oder Kündigung), nicht aber durch die Frage, warum wir so gehen, sitzen, lachen oder schauen. Zur Richtigstellung und Erklärung kann es so kaum kommen. 

 

Während unangenehme oder negative Meinungen wegen Hemmung, Schamgefühl, Freundschaft oder Gewöhnung unterdrückt werden oder nur verzerrt oder abgeschwächt mitgeteilt werden, werden positive Meinungen in unserer Gesellschaft oft aus Neid und Missgunst sowie aus Vorsicht, nicht als sogenannter "Schleimer" oder "Kriecher" gelten zu wollen, unterdrückt oder abgeschwächt.

 

Hinzu kommen persönliche und geschäftliche Absichten von Menschen und Organisationen. Viele Menschen vergessen dabei leider, dass das Feedback der vielen Menschen, die uns unbedingt etwas verkaufen wollen, stark geschönt und verfälscht ist. Die Ableitung derartiger verfälschter und geschönter Rückkopplungs-Informationen an uns selbst, sind zugleich der Grund für in unserer Gesellschaft wachsende, stark zunehmende Selbstbild-Verzerrungen, die in mancher Hinsicht manchmal geradewegs extrem und schrill wirken, obwohl der Betroffene selbst es leider gar nicht mitbekommt.

 

Er erntet lediglich die Ergebnisse - und selbst die sind wieder geschönt (Bspl.: "Aufgrund der vielzähligen guten Bewerbungen ist uns die Auswahl leider nicht leicht gefallen. Leider haben wir uns - unabhängig von Ihrer herausragenden Qualifikation für einen anderen Bewerber entschieden...").

 

Ein weiteres Problem liegt darin, dass sich unser soziales Umfeld, auch wenn wir selbst das zumeist natürlich anders wahrnehmen, aufgrund unserer Persönlichkeit und der entsprechend wirkenden Anziehungsgesetze im Allgemeinen recht einseitig gestaltet, während die Zielgruppe unserer Erfolgsabsichten (Entscheider) zumeist aber nicht in einem unmittelbaren sozialen Zusammenhang mit unserem unmittelbaren sozialen Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte) steht.

 

Aufgrund ihrer Subjektivität, ihren Motiven und ihrer Vorprägung ist Feedback aus dem unmittelbaren Umfeld zumeist nicht relevant hilfreich. Diese sind weder objektiv noch zielgruppenspezifisch, noch ausreichend ehrlich. Das führt dazu, dass wir uns in andere Personenkreise (die uns eher fern und fremd sind) nur wenig bis gar nicht hineindenken können.

 

Dadurch verhalten wir uns diesen Menschen gegenüber falsch bzw. so wir das auch ansonsten (in unserem gewohnten Umfeld, in den Kreisen, in denen wir uns vorrangig bewegen) tuen würden oder wir es aus jenen Medien kennen, die uns zuträglich sind, weil wir sie danach aussuchen, dass sie ebenfalls unser Selbstbild bestätigen - und eben nicht in irgendeiner Art und Weise in Frage stellen.

 

Persönlichkeitsstörungen durch Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenzen

Ein derartiges Feedback-Verhalten (und das ist angesichts der unzähligen Verkaufs-, Vertriebs-, Werbe- und Marketingprozesse, die uns überall umgeben, nur das geringfügigste Beispiel) führt ebenso wie das Erhaschen und Streben nach derartigem Feedback zu starken Selbstbildverzerrungen zu schweren Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenzen und - insbesondere bei labilen Menschen zu schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen, von denen Verkauf, Vertrieb, Werbung und Marketing dann erneut profitieren: Ein regelrechter Kreislauf, der aber dem Betroffenen selbst nicht dienlich ist.

  

Auswirkungen

Dies alles stellt ein regelrechtes Desaster für unser Selbstbild dar und behindert eine erfolgreiche Entwicklungstendenz, sofern nicht in regelmäßigen Abständen realistisches objektives Feedback von unterschiedlichen unabhängigen und möglichst professionell agierenden Außenstehenden eingeholt wird. Leider tun wir dies nicht, ungern oder viel zu selten. Dabei ist derartiges Feedback eigentlich doch so wichtig: Für die Erreichung unserer Ziele, für unseren persönlichen, beruflichen und geschäftlichen Erfolg und unser gesamtes Leben.

 

Analyse und Feedback

Der erste Schritt zum Erfolg ist also die Einholung von möglichst qualitativ hochwertigem Feedback ggf. auf der Grundlage von Testungen, einer Analyse oder über eine Befragungen. Auf dieser realistischen Basis basieren alle nachfolgenden Schritte, so sie denn erfolgreich werden sollen. 

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