Bestimmende-kontrollierende Persönlichkeiten

Von der Kontrolle bis zum Kontrollzwang und anderen gefährlichen Auswüchsen

Bestimmende-kontrollierende Persönlichkeiten. Wesen, Charakter, Probleme, Psychologie: Von der Kontrolle bis zum Kontrollzwang, vom Bestimmen bis hin zu psychotischen und totalitären Auswüchsen

Einführung
Die Stärken bestimmender-kontrollierender Persönlichkeiten sind Struktur, Planung, Selbstkontrolle und Klarheit. In Bezug auf kollektivistisch orientierte Persönlichkeiten vereinigen bestimmende-kontrollierende Persönlichkeiten Eigenschaften des "Vernünftigen" und des "Beflissenen" und bilden einen Gegenpart zum "Mitläufer" und "Opportunisten".

 

Persönlichkeiten mit bedürftig-abhängigen oder selbstlosen Tendenzen sowie sogenannte Mitläufer und Opportunisten begrüßen die Bestimmtheit und Kontrolle sowie die klaren Aussagen des Bestimmenden-Kontrollierenden, egal in welche Richtung dies geht. Die Bestimmtheit und Verlässlichkeit von bestimmenden-kontrollierenden Persönlichkeiten gibt ihnen Sicherheit. Allerdings werden sie auch immer abhängiger.

 

Damit der Bestimmende-Kontrollierende sein Umfeld nicht einengt und von ihm abhängig macht und - und dessen Einstellung und Verhalten nicht zu einem Kontrollzwang und anderen abstrusen Folgen führt, sollte er versuchen, Mut zu Flexibilität, Offenheit und Vertrauen in andere zu entwickeln. Alternativ können sich eine Kontrollstörung oder andere Störungsbilder entwickeln, die sowohl für den Bestimmenden-Kontrollierenden als auch für dessen soziales Umfeld sehr anstrengend, stressig und krank machend sein kann. 

 

Das Wesen der Persönlichkeit
Bestimmende-kontrollierende Persönlichkeiten sind bestrebt, ihre Umwelt inklusive der Mitmenschen zu lenken und kontrollieren. In Anpassung an gesellschaftliche Normen stellen sie Regeln auf und fordern von ihren Interaktionspartnern, diese einzuhalten, um sich vor unvorhergesehenen Überraschungen, Chaos und Kontrollverlust zu schützen. 

 

Das Verhalten bestimmender-kontrollierender Persönlichkeiten geht nicht selten einher mit negativen Denkmustern und einer gewissen Zwanghaftigkeit, die sie (bis hin zur Wahn-Symbiose) auf ihr Umfeld übertragen. Ebenso geht ihr Verhalten  mit einem bestimmenden-kontrollierenden kommunikativen Gesprächsstil (siehe Kommunikationsstile nach F. Schulz von Thun) einher, was für eigenständig denkende und individualistische Persönlichkeiten extrem anstrengend bis schier unerträglich und krank machend sein kann.

 

In einigen Fällen kann das Verhalten bestimmender-kontrollierender Persönlichkeiten mit Eifersucht und Redseligkeit in Form von lautem Denken einhergehen, welches für das soziale Umfeld über entsprechendes Priming ebenso extrem anstrengend, stressig und krank machend sein kann. 

 

Menschen mit einer bestimmenden-kontrollierenden Persönlichkeit sind als Kind mit strengen Regeln erzogen und diszipliniert worden. Sie haben gelernt, alle inneren Impulse streng unter Kontrolle zu behalten, um nicht bestraft zu werden. Sie sind zur Überzeugung gelangt, dass nur durch Selbstdisziplin und strikte Regelüberwachung das innere und äußere Chaos vermieden werden kann. Dies übertragen sie dann später auf andere, da sie sich selbst sonst nicht sicher fühlen.

 

Während Persönlichkeiten mit bedürftig-abhängigen oder selbstlosen Tendenzen die Bestimmtheit und Kontrolle sowie die klaren Aussagen des Bestimmenden-Kontrollierenden begrüßen, weil ihnen die Bestimmtheit und Verlässlichkeit von bestimmenden-kontrollierenden Persönlichkeiten Sicherheit gibt, stoßen Bestimmtheit und Kontrolle bei anderen Persönlichkeiten eher auf Unmut: Wünscht sich der Interaktionspartner des Bestimmenden-Kontrollierenden z.B. eher  Freiheit und Eigenverantwortung, wird er gegen die strengen Regeln des Bestimmenden-Kontrollierenden rebellieren und bestrebt sein, sie zu brechen.

 

Dies kann sich zu einem regelrechten Teufelskreis entwickeln, da der Bestimmende-Kontrollierende auf diesen Regelbruch mit noch strengeren Regeln und Verboten reagieren wird (siehe z.B. „strenge“ Eltern versus „rebellische“ Kinder). Um die Kontrolle über andere nicht zu verlieren, können bestimmende-kontrollierende Persönlichkeiten auch zu Lügen bis hin zur Pseudologia phantastica greifen. Dabei können Lügengebilde entstehen, welche die Betroffenen selbst gar nicht mehr realisieren, da der Zweck die Mittel heiligt, um die Kontrolle über Andere zu behalten. Daraus kann sich eine regelrechte pseudologische Störung entwickeln.

 

Um die Kontrolle über ein ggf. rebellierendes Umfeld zu behalten und an dem "sich widersetzen" des Umfelds nicht zu verzweifeln, können die Betroffenen sich z.B. selbst krank stellen oder ihr Umfeld für krank erklären: Eine besondere Form der Pseudologia phantastica ist das Münchhausen-Syndrom, bei dem körperliche Beschwerden erfunden und durch Lügen untermauert werden, um die entsprechende Aufmerksamkeit zu erheischen und das eigene Umfeld zumindest über Mitleid bestimmen und kontrollieren zu können. Von einem Münchhausen-by-proxy-Syndrom spricht man, wenn der Bestimmende-Kontrollierende anderen die Krankheit einredet oder anderen Schaden zufügt, um so die Kontrolle über diese tunlichst zu behalten. 

 

Das Wirkungsprinzip der kognitiven Dissonanz-Reduktion besteht bei bestimmenden-kontrollierenden Persönlichkeiten darin, Menschen, die sich der Kontrolle entziehen oder sich widersetzen zu wollen, für abnorm zu erachten und zu erklären, um von der eigenen Abnormität der Persönlichkeit abzulenken und / oder an der möglichen Erfolglosigkeit des eigenen Bestimmungs- und Kontrollbestrebens nicht zu verzweifeln.

 

Rebellierende Kinder werden z.B. zum Psychiater geschickt, während "unkontrollierbar" erscheinende oder "sich widersetzende" Artgenossen früher z.B. der Inquisition gemeldet oder in (Umerziehungs)-Lager gesteckt wurden, um die Kontrolle über das was vermeintlich "richtig" bzw. "korrekt" (auch "politisch korrekt") erscheint, nicht zu verlieren und die für die eigene Persönlichkeit selbst unerträglich erscheinenden kognitive Dissonanzen für sich selbst tunlichst zu verringern. 
Das Verhalten bestimmender-kontrollierender Persönlichkeiten kann bis zum sogenannten Gaslighting gehen, das hier zumeist aber unbewusst erfolgt.

 

Eine Sonderform bestimmender-kontrollierender Persönlichkeiten sind sogenannte Wohlstands-Psychopathen: Hier kommen Starrsinn, übertriebene Außenwahrnehmung bzw. übertriebenes Verhalten nach außen hinzu. Eigene Probleme werden auf die Umwelt projiziert, eigene Gefühle, Wünsche, Begehrlichkeiten und Vorurteile werden anderen unterstellt und fälschlicherweise als real angenommen. Es kommt zur Verdrehung von Tatsachen: Andere werden für die Umstände eigener Probleme verantwortlich gemacht (siehe "Umkehr"). Innere Spannungen werden offen an anderen abreagiert. Alternativ gibt es eine stille bzw. "stumme" Vorwurfshaltung. 

 

Andere werden für die Umstände eigener Probleme verantwortlich gemacht, ebenso für die Schwächen und Fehler der eigenen Person. Hinzu kommt die völlige Ausblendung und / oder Umdeutung der Realität in Bezug auf unangenehme Tatsachen, die zu kognitiven Dissonanzen führen könnten. Die sonst üblichen selbstwertdienlichen Verzerrungen im Rahmen des Wirkungsprinzips der Kognitiven Dissonanz Reduktion wirken bei Wohlstands-Psychopathen derart stark, dass es zu einer regelrechten 1:1 Umkehrung von Fakten und Tatsachen (Umkehr)  - und damit der Realität kommen kann. Siehe dazu auch Defensive Attribution und Verleugnung der Realität. Auch hier kann das Verhalten bis zum sogenannten 

Gaslighting gehen - mit schlimmen Folgen für die betroffenen Opfer.