Einleitung
Soziale Kompetenzen und daraus resultierendes sozialkompetentes Verhalten ist wichtig für unser gesamtes Miteinander - und ganz wesentlich entscheidend für unseren persönlichen und beruflichen Erfolg.
Nicht selten weisen Menschen, die von anderen gemieden oder angefeindet werden oder weniger Erfolg in der sozialen Interaktion haben als andere Menschen Defizite in Sachen Einfühlungsvermögen und Sozialkompetenz auf.
Soziale Kompetenzen und Empathie sind aber wichtig, um andere Menschen kennenzulernen, um erfolgreiche Beziehungen und Partnerschaften zu pflegen - und diese zu halten. Das beginnt bei der Vorstellung der eigenen Person und beim Small Talk, läuft über das gesamte Auftreten und Alltagsverhalten im sozialen Kontext bis hin zur Erreichung beruflicher Ziele, wo sozialkompetentes Verhalten eine ebenso entscheidende Rolle spielt wie im Privatleben.
Nicht wenigen Menschen fehlt es an Empathie. Andere sind komplett versachlicht. Es fehlt die Gefühlsebene und Menschlichkeit. Andere wiederum haben ihr Verhalten lediglich falsch gelernt. Menschen, die als behütete und umsorgte Einzelkinder oder mit einem Handicap aufgewachsen sind, tun sich im späteren Leben oft besonders schwer - ohne zu erahnen, woran das wirklich liegt.
Sozialkompetenz ist wichtig...
für erfolgreiche Kontaktanbahnung, eine erfolgreiche Gesprächsführung, ein positives Miteinander, die Vermeidung von Konflikten, eine glückliche Partnerschaft, ein erfolgreiches Bewerbungsverhalten, Erfolg bei Kollegen, Kunden und Mitarbeitern usw. Auch über ihre Karriere-Perspektiven und die erfolgreiche Führung von Teams entscheidet weniger Ihr Können als ihre sozialen Kompetenzen und ein entsprechend kluges Verhalten. Erfolgreich verhandeln, Menschen anziehen und binden. All das basiert auf sozialkompetentem Verhalten.
Definition von Sozialkompetenz
Soziale Kompetenz oder Sozialkompetenz bezeichnet die Gesamtheit von Fertigkeiten, die für die Gestaltung des sozialen Zusammenlebens nützlich oder sogar notwendig sein können. Sozialkompetenz bezieht sich auf die Gesamtheit individueller sozialer Kompetenzen. Das sind die Einstellungen und Fähigkeiten, die dazu dienen...
... die Motive, Bedürfnisse und Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren,
... sich selbst und andere zu erkennen und zu verstehen,
... sich anderen Menschen gegenüber möglichst adäquat darzustellen,
... mit anderen Menschen und sich selbst grundsätzlich "zurecht!" zu kommen,
... mit anderen "gut" klar zu kommen,
... auch mit schwierigen Menschen klar zu kommen,
... eigene und/oder gemeinschaftliche Vorteile im Zusammenwirken mit anderen Menschen zu erlangen,
... sich in einer Gruppe oder Kooperationsgemeinschaft zurecht zu finden
und die Gruppe möglichst positiv zu verstärken bzw. zu beeinflussen,
... eigene Handlungsziele mit den Einstellungen und Werten anderer (z.B. einer Gruppe) abzugleichen und zu verknüpfen,
... das Verhalten und die Einstellungen anderer zu beeinflussen,
... das Verhalten anderer einem selbst gegenüber zu ertragen und damit individuell klarzukommen
Grundlage für Integration, Zusammenarbeit, Beliebtheit und Wertschätzung
Sozialkompetenz bezieht sich auf die Gesamtheit individueller sozialer Kompetenzen. Die Gefühle anderer Menschen und wie man damit umgeht spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sozialkompetenz basiert daher auf emotionaler Intelligenz.
Sozialkompetenz ist die Grundlage für eine reibungslose Zusammenarbeit im Privat-, Berufs- und Geschäftsleben. Sozialkompetenz ist ebenso die Voraussetzung für Beliebtheit, Wertschätzung und Integration in eine Gemeinschaft und darüber hinaus die wichtigste Leadership-Grundlage und das wichtigste Leadership-Qualitätsmerkmal.
Emotionale Intelligenz / Soziale Intelligenz
Die Entwicklung sozialer Kompetenzen steht in einem Zusammenhang mit der Entwicklung emotionaler Intelligenz (Soziale Intelligenz). Dabei handelt es sich um die Fähigkeit, sich selbst und andere zu erkennen und zu verstehen, sich anderen gegenüber situationsangemessen und klug zu verhalten.
Wie wir aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaften wissen, entstehen beim Lernen (z.B. im direkten Kontakt mit anderen Menschen) neue Nervenverbindungen. Je mehr wir lernen, desto mehr Nervenverbindungen entwickeln sich. Umgekehrt wirkt dies ebenfalls: Wenn wir nicht gefordert werden und es uns bequem machen, bauen wir Nervenverbindungen ab. Das gilt natürlich auch für das Lernen im sozialen Kontext.
Wenn wir durch soziale Interaktion nicht direkt gefordert sind und uns bei Fehlverhalten keine einschneidenden Konsequenzen durch unsere Umwelt bzw. durch andere Menschen drohen, stumpfen wir in Bezug auf unsere sozialen Kompetenzen regelrecht ab. Beispiel: Wer keine oder weniger Angst mehr haben muss, sich ein "blaues Auge zu holen" lernt dadurch nicht mehr achtsam, empathisch und höflich im Umgang mit anderen zu sein.
Soziale Kognition
Soziale Kognition umfasst die Verarbeitung von Informationen im sozialen Kontext bzw. im Beziehungsleben und in der Kommunikation mit anderen Menschen. Schließlich begegnen sich Menschen nicht als neutrale Beobachter. Denn wir alle haben Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen - und diese beeinflussen, was wir wahrnehmen und woran wir uns erinnern.
Die in der Interaktion mit anderen Menschen empfangenen Reize, interpretieren und analysieren wir – zumeist ohne, dass uns dies bewusst ist. Diese Interpretationen stellen wir automatisch und ebenso unbewusst jenen Informationen gegenüber, die wir über vorausgegangene frühere Eindrücke und Erfahrungen bereits in unserem Gedächtnis gespeichert haben.
Bei der sozialen Kognition geht es darum, wie wir Informationen aus sozialen Ereignissen codieren, speichern und abrufen. Dies ist insofern relevant, weil hier viele Beobachtungs-, Interpretations- und Decodierungsfehler sowie daraus ableitbare Missverständnisse entstehen können – und diese mentalen Prozesse wiederum unser Verhalten beeinflussen.
Soziale Wahrnehmung ist dafür verantwortlich, wie wir über andere Menschen denken, ob wir deren Emotionen, Gedanken, Absichten und Verhaltensweisen richtig einschätzen können und daraus unsere Verhaltensweise ableiten und uns anderen Menschen gegenüber dann konkret verhalten. Alles, was hier diesbezüglich lernen, basiert auf einem Prozess von Versuch und Irrtum bestimmt wird. Ehrliches Feedback ist hier sehr wichtig. Doch nicht immer bekommen wir dies, was beim Lernen sozialer Kompetenzen hinderlich ist. Wir lernen dann zwar, aber ggf. das Falsche z.B. dass unsere Einschätzung vermutlich richtig war, obwohl dies vielleicht gar nicht stimmt.
Soziale Wissen ist daher sehr subjektiv; Menschen können zu sehr unterschiedlichen Interpretationen eines sozialen Ereignisses gelangen. Hinzu kommt die Beeinflussung durch Beobachtungs,- Wahrnehmungs-, Erwartungs- und Beurteilungsfehler. Diese beeinflussen, wie wir Informationen codieren und verarbeiten. Dies kann zu selbst erfüllenden Prophezeiungen führen, Vorhersagen, die quasi provozieren, was sie voraussagen.
Nicht alle Menschen können sich in die Emotionen, Gedanken, Absichten und Verhaltensweisen Anderer bzw. ihres Gegenübers adäquat hineindenken. Nicht alle haben ein Gespür dafür, was andere brauchen, sich wünschen oder von einem erwarten.
Hier gibt es viele Missverständnisse und Fehlinterpretationen, aus denen sich fehlerhaftes Verhalten ableitet. Man verhält sich dann unempathisch oder vielleicht sogar völlig konträr zu den eigentlichen Wünschen, Erwartungen und Bedürfnissen anderer. Einmal geformt, sind diese Schemata schwer zu ändern. Bereits Albert Einstein erkannte, dass sagte, ist es schwieriger ist, Vorurteile zu spalten als ein Atom. Unsere ersten Eindrücke bleiben für immer in uns, wenn wir nicht kritisch über sie nachdenken.
Umgekehrt ist es durchaus vorteilhaft, sich in andere Menschen hineinzudenken und ein Gespür dafür zu haben, was andere Menschen denken, fühlen und erwarten. Folglich ist es relevant wie es um unsere individuelle soziale Kognition konkret gestellt ist. Denn diese bildet lediglich die Basis bzw. ein Fundament für eine positive bzw. erfolgreiche soziale Interaktion.
Hinzu kommen nämlich noch andere Faktoren wie Emotionen, die den besagten Prozess ebenfalls beeinflussen. Und dann ist da noch unsere verbale, paraverbale und nonverbale Kommunikationsfähigkeit, die das Gedachte in passende Worte, adäquate Sprechweise und kongruente Körpersprache gekleidet aktiv zum Ausdruck bringt.
Auch dies wird durch unsere Emotionen maßgeblich beeinflusst. Denn unsere Emotionen entscheiden mit darüber, was wir sagen, wie wir etwas sagen und mit welcher Körpersprache wir das Gesagte begleiten. Und das ist noch längst nicht alles Es gibt nämlich nicht nur ein interessantes Wechselspiel zwischen unseren Gedanken und unserem Verhalten, welches auf anders herum erfolgt: Gedanken beeinflussen auch unsere Emotionen und Emotionen wiederum unsere Gedanken.
Wenn wir gute Laune haben, erscheint auch die Welt und die Menschen um uns herum viel besser und angenehmer zu sein. Sind Wenn wir glücklich, neigen wir dazu, die Gegenwart optimistischer wahrzunehmen und sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft positiver zu betrachten. Umgekehrt ist dies natürlich ebenso.
Soziales Wissen ist ebenfalls abhängig von emotionaler und kultureller Intelligenz, zum Teil jedoch unabhängig von anderen Arten des Wissens: So sind z.B. Menschen, die in IQ-Tests sehr gut in der Problemlösung sind, nicht immer so gut darin, soziale Probleme zu lösen. Um besser zu werden, ist es hilfreich, zu üben, sich in die Lage anderer Personen zu setzen. Besonders hilfreich ist aufrichtiges Feedback und ein provokatives Feedback-Coaching.
Ebenso hilfereich sind „Soziale Repräsentationen“ (Moscovici), bei denen Mitgliedern einer Gemeinschaft dieser Gedanken und ihr Wissen teilen. Wie auch immer: Es geht darum, die Realität zu kennen, um Handlungen zu planen und die Kommunikation zu erleichtern.
Eines der nützlichsten Modelle der sozialen Kognition stammt von Robert Selman. Selman entwickelte eine Theorie über die Fähigkeit der Menschen, aus der sozialen Perspektive anderer Menschen zu sehen. Denn die Übernahme einer anderen sozialen Perspektive bedeutet, dass wir uns selbst und andere besser verstehen können, was uns wiederum ermöglicht, auf unser eigenes Verhalten aus der Sicht anderer zu reagieren. Robert Selman definierte dazu die fünf Phasen der Perspektive:
Phase 0
Undifferenzierte Perspektive (von 3 bis 6 Jahren). Bis zum Alter von etwa 6 Jahren können Kinder nicht klar zwischen ihrer eigenen Interpretation einer sozialen Situation und der Sichtweise eines anderen unterscheiden. Sie können auch nicht verstehen, dass ihre eigene Auffassung möglicherweise nicht korrekt ist.
Phase 1
Sozial-informationelle Perspektive (von 6 Jahren bis 8 Jahren). In diesem Alter verinnerlichen Kinder das Wissen, dass andere Menschen eine andere Perspektive haben können. Sie haben jedoch noch wenig Verständnis für die Logik hinter den Perspektiven anderer.
Phase 2
Selbstreflexive Perspektive (8 bis 10 Jahre). Kinder können in diesem Stadium die Perspektive eines anderen Individuums einnehmen. Sie können auch schon verschiedene Perspektiven voneinander
unterscheiden. Ebenfalls können sie Motivationen, die ihrem eigenen Verhalten zugrunde liegen, aus der Perspektive einer anderen Person reflektieren.
Phase 3
Dritte-Person- oder Beobachter-Perspektive (10 bis 12 Jahre). Kinder können ihre eigenen Perspektiven, die ihrer Altersgenossen sowie die einer neutralen dritten Person einnehmen. Als Beobachter in der dritten Person sehen wir uns selbst übrigens als Objekt.
Phase 4
Gesellschaftliche Perspektive (Jugend- und Erwachsenenalter). Es gibt zwei Merkmale, die den Vorstellungen der Jugendlichen von anderen Menschen zugrunde liegen. Zuerst werden sie sich bewusst, dass Motive, Handlungen, Gedanken und Gefühle von psychologischen Faktoren geprägt sind. Zweitens beginnen sie die Tatsache zu schätzen, dass eine Persönlichkeit ein System von Eigenschaften, Überzeugungen, Werten und Einstellungen ist.
Sozialkompetenz - eine Lern- und Erfahrungssache
Sozialkompetenz ist nicht Anlagen bedingt, sondern schwerpunktmäßig eine Lern- und Erfahrungssache: Wie lernen und entwickeln soziale Kompetenzen Leben. Das beginnt bereits im frühen Kindesalter und verläuft über Erziehung, Schule, Partnerschaften usw. stets im direkten Zusammenwirken mit anderen Menschen. Gesellschaftliche Veränderungen behindern oder mindern die Entwicklung emotionaler Intelligenz und ebenso die Notwendigkeit sozialer Kompetenzen.
Heranbildung sozialer Kompetenzen
Soziale Kompetenzen lernt man bereits als Kind im Zusammenspiel mit anderen. Die Erziehung - vom Abschauen bei den Familienmitgliedern bis zur Einhaltung individueller Gruppennormen - spielt dabei eine herausragende Rolle. Wie in der Tierwelt üblich, so sollte auch bei Menschen Sozialkompetenz bereits in der frühen Kindheit gefördert und geübt werden.
Dieses Ziel wird zwar zumeist angestrebt, durch gesellschaftliche Veränderungen aber immer weniger gezielt und richtig verfolgt, so dass sich immer mehr Menschen mit entsprechenden Defiziten herausbilden, die aufgrund nachfolgender Misserfolge im gesellschaftlichen Zusammenspiel dann von eben dieser Gesellschaft wieder aufgefangen werden müssen.
Das Wissen über dieses Auffangen allein kann für die Herausbildung sozialer Kompetenzen hinderlich sein, da ein erfolgreiches Lernen durch Selbsterfahrung von positiven und negativen Erfahrungen abhängt. In Gesellschafts- und Kulturkreisen, in den denen geringes sozialkompetentes Verhalten stärker abgestraft wird und positives Sozialverhalten stärker belohnt wird, können sich folglich mehr Menschen mit ausgeprägteren sozialen Kompetenzen herausbilden, was deutlich sichtbar, spürbar und zudem messbar ist.
Aufrechterhaltung sozialer Kompetenzen
Um Emotionale Intelligenz und Sozialkompetenz entwickeln und aufrechterhalten zu können, ist permanente Interaktion und objektives Feedback nötig. Unser Gehirn lernt ein Leben lang und baut dadurch laufend neue Nervenverbindungen auf und ab. Mit entsprechenden Lernanreizen (z.B. persönlicher Umgang mit Menschen) werden Nervenverbindungen (hier in Bezug auf emotionale Intelligenz) aufgebaut, ohne derartige Herausforderung entsprechend abgebaut.
Die menschliche Mimik ist der wichtigste Übermittler von Emotionen, weshalb das menschliche Gehirn seine Umgebung laufend nach Gesichtern abscannt. In elektronischen Kommunikationsformen (z.B. SMS, E-Mail-Korrespondenz) und in elektronischen Spielen fehlen derartige Informationen. „Emoticons“ stellen keinen adäquaten Ersatz für sichtbare Gefühlsregungen dar, weil sie die Vielfalt der Mimik nicht abbilden können. Face-to-Face-Kommunikation ist also wichtig, um soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln und aufrecht zu erhalten.
Fühlbare Sanktionen sind ebenso wichtig, um soziale Kompetenzen entwickeln zu können. Wer keine Befürchtung hat, wegen sozial inkompetenten Verhaltens von seiner Umwelt vehement sanktioniert zu werden, braucht bestimmte soziale Kompetenzen erst gar nicht zu entwickeln oder verlernt diese wieder - allein dadurch, dass er den eigenen Wert (Selbstwert) dem Wert anderer Menschen nicht adäquat zuordnen oder gar unterordnen kann (z.B. Ambiguitätstoleranz). Sanktionen sind daher eine Gefühlssache.
Ein Jugendlicher, der wegen seines sozialinkompetenten Verhaltens lediglich ermahnt wird oder bei schweren Vergehen ein paar Stunden Sozialdienst ableistet, wird dadurch kaum lernen, ein nachhaltig sozial kompetenteres Verhalten zu entwickeln, weil dies gar nicht notwendig erscheint. Tierbabys bekommen hingegen die Pfote ihrer Geschwisterchen oder ihrer Mutter zu spüren wenn sie mit ihrem Verhalten zu weit gehen und die Geduld ihrer Umwelt überreizen.
Soziale Wahrnehmung und fehlerhafte Rückschlüsse
Soziale Kognition und Lernen sozialer Kompetenzen bedingt soziale Wahrnehmung. Dabei kommt es jedoch zu Wahrnehmungsfehlern, dessen Grundprinzip zum ´Gesamtverständnis bezüglich sozialer Kognition hier kurz erwähnt werden soll:
Menschen stehen im Leben nie allein. Wir stehen und handeln stets in einem sozialen Kontext -ebenso nehmen wir alles in einem sozialen Kontext wahr. Wir beobachten andere und das, was sie tun, schauen uns Dinge ab und lernen - allein für uns durch andere oder unmittelbar in Gruppen und Gesellschaften, in denen wir interagieren und von denen wir in irgendeiner Art und Weise abhängig sind oder uns abhängig machen.
Stets bilden sich Menschen einen Eindruck von anderen Menschen und ziehen daraus Rückschlüsse auf sich selbst. Bei der Einschätzung anderer Menschen schließen wir allein schon aus nonverbalem Verhalten oder bereits aus Unterlassen und Abwesenheit auf die Einstellung anderer uns selbst gegenüber und leiten daraus Rückschlüsse ab, die nicht selten falsch sind. Sie werden entweder falsch interpretiert oder sind reine Annahmen, Unterstellungen oder Einbildung. Daraus leiten wir unser Selbst- und Fremdbild, unser Weltbild und damit sämtliche Urteile und Entscheidungen ab.
Hinzu kommt: Im Rahmen der sozialen Wahrnehmung sind wir stets bestrebt, ein eigenes Bild von uns zu konstruieren, zu modellieren oder zu festigen (Selbstbild). Ebenso sind wir bestrebt, andere Menschen einzuschätzen und ihre Person sowie ihr Verhalten mir uns selbst und unserem eigenen Verhalten zu vergleichen. Dadurch manifestiert sich ein bestimmtes Bild von uns (Selbstbild) und von anderen (Fremdbild), wodurch zugleich auch unser Bild von dieser Welt (Weltbild) entsteht.
Die Vermutungen, Annahmen und Unterstellungen wie andere wohl über uns selbst denken, bezeichnet man als Metabild. Selbstbild, Fremdbild, Metabild und Weltbild sind jedoch stets subjektiv bzw. fehlerhaft. Aus dieser Subjektivität und den damit verbundenen Denk-Fehlern und Annahmen heraus ziehen wir nachfolgend erneut fehlerhafte Rückschlüsse:
Wie bereits erwähnt, bilden wir uns einen Eindruck von anderen Menschen und ziehen daraus Rückschlüsse auf uns selbst. Bei der Einschätzung anderer Menschen schließen wir allein schon aus nonverbalem Verhalten oder bereits aus Unterlassen und Abwesenheit auf die Einstellung anderer uns selbst gegenüber und leiten daraus Rückschlüsse ab, die nicht selten falsch sind: Entweder weil wir sie falsch übersetzen bzw. falsch interpretieren oder weil wir sie prinzipiell annehmen (Annahme) und unterstellen (Unterstellung) und sie uns somit einbilden (Einbildung).
Aus diesen Annahmen, Unterstellungen und Einbildungen leiten wir alles, was wir auf uns und andere beziehen, ab und formen damit unser Selbst- und Fremdbild. Auch überlegen wir stets, um was für ein Typ Mensch es sich bei anderen handelt. Dazu bilden und verfolgen wie naive implizite subjektive Persönlichkeitstheorien, passen daran unser Rollenverständnis an und versuchen Menschen in unserem Gehirn bestimmten Schubladen, Typisierungen, Klassifizierungen und Rollen (z.B. Stereotype Menschenbildannahmen, Persönlichkeits-Typen) zuzuordnen, obwohl dies alles sehr subjektiv und stark verallgemeinert ist.
Dazu nutzen wir auch unsere Intuition, unsere Vorstellungskraft (Phantasie) und unsere vermeintlichen Fähigkeiten, andere Menschen zu erkennen, zu erklären und zu durchschauen. Diese vermeintliche Fähigkeit nennen wir Menschenkenntnis. Zugleich versuchen wir, Zusammenhänge zu attribuieren (sogenannte Attributions-Prozesse, aus denen ebenfalls Fehler resultieren, sogenannte Attributionsfehler).
Wir versuchen Zusammenhänge (entsprechend unserer eigenen "Logik") entweder abzuleiten oder selbst zu konstruieren, um zu erklären, warum sich Menschen in einer bestimmten Art verhalten und warum man sich selbst in einer bestimmten Art und Weise verhält. Aus diesen vielen Gedanken, Annahmen und Unterstellungen leiten wir unser Selbst- und Fremdbild, unser Weltbild und damit sämtliche Urteile und Entscheidungen ab.
Bei den Gedanken, die man sich über sich selbst macht, können zusätzlich insbesondere kognitive Dissonanzen das Bild enorm trüben. Hinzu kommt das Wirkungsprinzip der kognitiven Dissonanz-Reduktion, mit dem wir zur Vermeidung oder Linderung kognitiver Dissonanzen unsere Urteile und entsprechende Zusammenhänge vorsätzlich verfälschen, um uns besser zu fühlen und um unseren Selbstwert nicht zu gefährden.
Damit unser Weltbild nicht ins Wanken gerät, konstruieren wir uns eigene Erklärungen, die unser Tun und Handeln vor uns selbst rechtfertigen (Siehe "Effekt der kognitiven Dissonanz-Reduktion" und "Selbstwert-Effekt" bzw. "Selbstwertdienliche Verzerrung"). Nachfolgend finden Sie einige beispielhafte Beobachtungs-, Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler, die mit der sozialen Wahrnehmung im Zusammenhang stehen oder daraus abgeleitet werden können:
Hypothesentheorie der sozialen Wahrnehmung
Persönliche und soziale Faktoren lösen bestimmte Erwartungen aus, die zur Aufstellung bestimmter Hypothesen führt z.B. "andere bzw. bestimmte Menschen sind mir feindlich gesinnt". Derartige Erwartungshypothesen beeinflussen die eigene Wahrnehmung enorm. Sie stellen eine regelrechte Leitorientierung für die Wahrnehmung dar und entscheiden darüber, was überhaupt (selektiv) wahrgenommen wird und wie das Wahrgenommene (vor-)interpretiert wird.
In vielen Fällen nehmen Menschen aus der Masse der realen Umweltreize nur diejenigen wahr, die ihren Hypothesen entsprechen. Reize, die den eigenen Erwartungen und Hypothesen widersprechen, werden nicht wahrgenommen, abgelehnt, abgewertet, umgedeutet, verzerrt oder verfälscht.
Je stärker eine Hypothese ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie aktiviert wird, desto weniger Informationen werden benötigt, um sie für sich zu bestätigen. Entsprechend hoch muss die Anzahl widersprechender Informationen sein, damit sie widerlegt werden kann. Manchmal gelingt es nie, einen Menschen von seinen Fehlwahrnehmungen und daraus abgeleiteten Fehlannahmen abzubringen. Detail-Infos zur Thematik "Fehler auf Basis sozialer Kognition" entnehmen Sie Bitte dem separaten Tema "Wahrnehmungsfehler".
Trend in Bezug auf soziale Kompetenzen
Trotz der Wichtigkeit sozialer Kompetenzen ist in unserer Gesellschaft ein deutlicher Trend in Richtung eines stetigen Abbaus sozialer Kompetenzen zu verbuchen. Ursächlich sind gesellschaftliche Veränderungen - auch in Bezug auf Normen, Konsum, Wohlstand, Erziehungsstile, moderne Technik und neue Formen der Kommunikation. Der gesellschaftliche Trend zur individuellen Selbstermächtigung und Selbstüberhöhung spielt dabei die wohl entscheidenste Rolle. Mit ursächlich für den Abbau sozialer Kompetenzen ist u.a. auch der Umgang mit Alltags- und Unterhaltungselektronik. Wenn Menschen zu viel Zeit mit elektronischen Geräten verbringen, verlernen sie das Erkennen von Emotionen. Sie stumpfen emotional regelrecht ab. Dies ergab u.a. eine Studie der University of California.
Soziale Intelligenz und sozialkompetentes Verhalten
Sozialkompetenz bedeutet nicht etwa künstliche (gestellte, geschauspielerte) Anpassung. Sozialkompetenz basiert auf Lernen durch Erfahrung und innerer Einsicht. Sozialkompetentes Verhalten basiert auf Sozialkompetenz. Sozialkompetenz setzt richtige soziale Kognition und Mitfühlen in Bezug auf soziale Emotionen voraus. Wer soziales Denken und soziale Emotionen nicht kennt bzw. nicht adäquat und ausreichend erfahren hat, kann sich kaum sozialkompetent verhalten. Warum? Weil er oder sie dann weder mitdenken noch nachfühlen und mitfühlen kann.
Dennoch kann sozial kompetentes Verhalten nicht auf Basis von authentisch Gelernten oder intuitiv (unbewusst) erfolgen, sondern auch bewusst manipulativ eingesetzt werden. Trickbetrüger oder manipulative Politiker nutzen sozialkompetentes Verhalten bewusst manipulativ zur Erreichung ihrer Ziele, indem sie die geschickt und empathisch die Wertvorstellungen von Menschen ansprechen, um sie dadurch zu bestimmten Einstellungen und Handlungen zu motivieren.
Insbesondere Psychopathen und bestimmte Narzissten sind geschickt darin, andere Menschen auch ohne echte soziale und emotionale Kompetenzen zeitweise zu manipulieren, obgleich sie zu echten sozialen Emotionen nicht fähig sind. Irgendwann fliegt ihr schauspielerisches Talent dann aber auf. Weil ihre Emotionen gespielt sind und diese Show nicht dauerhaft aufrechterhalten werden kann - oder weil andere ihr Spiel durchschauen.
Soziale Emotionen
Soziale Kognition und Sozialkompetenz hat viel mit Gefühlen und Einfühlung zu tun. Ohne Kenntnisse und Erfahrungen in Bezug auf Emotionen im sozialen Kontext ist Sozialkompetenz recht einseitig
bzw. unecht und eigentlich nicht wirklich möglich. Um dies zu verstehen, soll hier kurz ausgeholt werden:
Man unterscheidet zwischen individuellen und sozialen Emotionen. Soziale Emotionen sind Gefühle, die in der Interaktion mit anderen Menschen entstehen (z.B. Zuneigung, Wut, Scham). Solche
Gefühlen können die zwischenmenschliche Interaktion und Kommunikation, Beziehungen und auch die Selbstbeurteilung positiv oder negativ beeinflussen. Sie sind übertragbar, geradewegs ansteckend.
Sie ermöglichen den Aufbau - oder führen zur Ablehnung / Abwehr - zwischenmenschlicher Beziehungen und Bindungen.
Wie auch immer: Vielen Menschen ist die Art und Rolle der konkreten Gefühle in zwischenmenschlichen Szenarien nicht bewusst. Zudem werden sie zumeist eher auf die eigene ganz persönliche bzw. innere Gefühlswelt zurückgeführt, obgleich sie jedoch im Zusammenhang mit der sozialen Interaktion stehen.
Doch der Mensch ist ein soziales Wesen. Daher sind soziale Emotionen von großer Bedeutung. Ohne die Interaktion mit anderen Menschen könnten wir bestimmte Emotionen gar nicht erleben, denn sie ergeben sich nur aus dem Kontakt und Austausch mit anderen (z.B. Liebe, Neid, Eifersucht).
So würde z.B. ein Kind, das auf einer einsamen Insel aufwächst, viele Emotionen nie entwickeln, ähnlich wie Menschen, die sich aufgrund von Hemmungen und / oder Ängsten oder aufgrund von Introvertiertheit oder Egozentriertheit wenig(er) mit anderen Menschen beschäftigen bzw. auseinandersetzen, diesbezüglich viel schlechter entwickeln, was zu unterschiedlichen Problemen im Leben führen kann.
Das liegt daran, dass Menschen bestimmte Emotionen ausschließlich im sozialen Kontext erwerben. Dieser kann positiv oder negativ sein: Jemanden bewundern oder bewundert werden, Zuneigung, Anziehung, sich verlieben, Liebe, das Gefühl der Solidarität, Mitgefühl und Überraschung kann man alleine nicht erleben. Gleiches gilt im negativen Sinne: Der Wunsch, das zu haben, was eine andere Person hat, die Angst, die Zuneigung eines Menschen zu verlieren sowie Scham und Schuld sind ebenfalls Auslöser von Emotionen, die man alleine nie erleben würde.
Sozialkompetenz in der Psychologie
In der Psychologie bezieht sich Sozialkompetenz sachlich auf "die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, die in bestimmten sozialen Situationen
zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen für den Handelnden führen". Früher war dies zugleich ein Kriterium zur Beurteilung des Vorliegens einer
geistigen Behinderung.
Sozialkompetenz: Wichtig für den sozialen bzw. gesellschaftlichen Erfolg
Soziale Kompetenz ist entscheidend wichtig für das zwischenmenschliche Zusammenleben im Privat-, Berufs- und Geschäftsleben und damit zugleich wichtig für den persönlichen, beruflichen und geschäftlichen Erfolg. Ob ein Mensch gut mit anderen umgehen kann - also über soziale Kompetenz verfügt - hängt in hohem Maße von seiner Persönlichkeit und seiner Erziehung ab, ebenfalls von dem Umfeld, in dem er aufgewachsen ist und/oder sozialisiert wurde.
Sozialer bzw. gesellschaftlicher Erfolg ist daher stark davon abhängig, in welchem Gesellschaftskreis oder Milieu, welche Erwartungen an das Verhalten/Sozialverhalten gestellt werden. Je nach Milieu sind die Erwartungen und Anforderungen unterschiedlich, weshalb auch soziale Kompetenzen je nach Milieu unterschiedlich ausgelegt und gewertet werden.
Dies bedeutet, dass Einstellungen und Verhaltensweisen, die in einem Teil der Gesellschaft als "sozial kompetent" gelten, in einem anderen Teil der Gesellschaft als unpassend oder sogar "sozial inkompetent" angesehen werden. Dadurch, dass sich je nach Gesellschaft und Milieu unterschiedliche Einstellungen und Verhaltensmuster herausbilden wird "Sozialkompetenz" bzw. "Soziale Inkompetenz" entsprechend anerzogen bzw. sozialisiert.
Wer an seinen sozialen Kompetenzen arbeiten möchte...
...muss sich daher auch damit auseinandersetzen, a) wo er her kommt, mit wem (welchen Menschen) er bislang zu tun hatte und b) mit wem (welchen Menschen) er zukünftig zu tun haben will und wo er hin möchte. Entsprechend unterschiedlich sind die Erwartungen, Einstellungen und individuellen Ansprüche an Sozialkompetenz und das entsprechende Verhalten. Wichtig ist auch Lernen in Sachen Sozialer Kognition und sozialen Emotionen.
Soziale Kompetenzen: Kenntnisse und Fähigkeiten
Zu den sozialen Kompetenzen zählen insbesondere folgende Kenntnisse und Fähigkeiten...
...im Umgang mit sich selbst:
• Selbstwertgefühl
• Selbstvertrauen
• Urvertrauen
• Wertschätzung
• Dankbarkeit (innere Haltung)
• Selbstwirksamkeit
• Selbstbeobachtung
• Eigenverantwortung
• Selbstdisziplin
• Fähigkeit, sich selbst zu motivieren
...im Umgang mit anderen Menschen:
• Soziale Expressivität
• Identitätsdarstellung & Selbstinszenierung
• Rollenverständnis und Rollendistanz
• Achtung/Respekt
• Dankbarkeit anderen gegenüber
• Hilfsbereitschaft
• Anerkennung
• Empathie/ Perspektivenübernahme (Mitgefühl, Einfühlungsvermögen)
• Kompromissfähigkeit
• Durchsetzungsvermögen
• Fähigkeit, Rechte abwägen und durchsetzen können
• Zivilcourage
• Menschenkenntnis
• Kritikfähigkeit
• Wahrnehmung
• Fähigkeit zur Hinterfragung der eigenen Wahrnehmung
• Fähigkeit zur objektivisierten Wahrnehmung
• Selbstdisziplin
• Toleranz/Ambiguitätstoleranz
• Sprachverständnis und Sprachkompetenz
• Interkulturelle Kompetenz
...in Bezug auf Zusammenarbeit in Teams/Gruppen:
• Rollenverständnis und Rollendistanz
• Teamfähigkeit
• Kooperation/Kooperationsfähigkeit
• Motivation
• Konfliktfähigkeit
• Kommunikationsfähigkeit
...in Bezug auf Führungsqualitäten:
• Rollendistanz
• Verantwortungsbereitschaft/Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung
• Verantwortungfähigkeit/Fähigkeit, Verantwortung tatsächlich auszufüllen
• Fleiß#
• Flexibilität
• Großmut
• Härte
• Konsequenz
• Vorbildcharakter
• Fähigkeit, andere zu motivieren
...im Allgemeinen:
• Emotionale Intelligenz
• Engagement
• Zuverlässigkeit
...im Besonderen
• Bewusste soziale Nichtanpassung (z.B. Leisten von berechtigtem Widerstand, 'Zeigen von Zivilcourage dort, wo andere
wegschauen, Widerstand gegen pluralistische Ignoranz und Zuschauer-Effekt (z.B. Widerstandskämpfer im Dritten Reich),
intellektuelles Querdenken, Neudenken und Umdenken (z.B. Albert Einstein, Galileo Galilei etc.)
Die wichtigsten Kompetenzen für den persönlichen und beruflichen Erfolg nach Köhler
Rollenverständnis
Wie überall im zwischenmenschlichen Zusammenleben gibt es eine klare und ständig wechselnde Rollenverteilung. So entscheiden wir als Eltern über das Tun und Handeln unserer Kinder, im Straßenverkehr hingegen entscheiden nicht wir selbst, sondern die Straßenverkehrsordnung. Wenn man seiner Rolle zuwiderhandelt, wird man entsprechend sanktioniert. In einem Arbeitsteam ist man nicht allein, sondern in einer Gruppe, der man sich anzupassen hat (Gruppennormen, Gruppenzwang). Ist man Verkäufer, so ist der Kunde König. Als Kunde kann man wiederum Ansprüche stellen, aber bitte so, dass man diese auch selbst ertragen kann, wenn man z.B. selbst Verkäufer wäre.
Rollendistanz
Rollendistanz zeigt auf, dass man in der Lage ist, sich je nach Situation bzw. Rolle, die man gerade einnimmt, flexibel umzustellen. Früher Chef, jetzt Bewerber, gleich Familien-Oberhaupt, dann wieder ordentlicher Straßenverkehrsteilnehmer. Rollendistanz ist jene Fähigkeit, aufgrund welcher eine Person die auf sie gerichteten festen Erwartungen und Normen zum Gegenstand des Nachdenkens und der Möglichkeit einer Veränderung zugänglich machen kann. Da man als Gewohnheitsmensch bestimmte eigene Rollen gewohnt ist, sich ungern verändern, bzw. umstellen möchte, fällt es einem oft schwer, sich mit anderen Rollen auseinanderzusetzen. Die entsprechende Rollendistanz ist aber die Grundvoraussetzung für weitere Schritte beim Eintritt in neue Gruppen und Teams. Wer sich seiner jeweiligen Rolle bewusst ist und in der Lage ist, sich jeweils anzupassen, sich positiv einzubringen und seine Rolle jeweils intelligent zu verändern, wird erfolgreich sein. Wer seine eigene Rolle nicht erkennt oder begreift, wird Probleme und Misserfolg ernten.
Empathie (Einfühlungsvermögen)
Empathie (Einfühlungsvermögen) ist die Fähigkeit, aufgrund derer sich eine Person gedanklich in die Rolle des Gegenübers hineinversetzen - und Bedürfnisse, Erwartungen und Normen aus der Perspektive des Interaktionspartners betrachten kann. Empathie ist - näher betrachtet - die Fähigkeit, die Gefühle und Erwartungen anderer an sich wahrzunehmen und zu verstehen, die Fähigkeit, mit anderen zu kooperieren, selbstständig alternative Lösungen vorzuschlagen und die Konsequenzen aus eigenem und fremden Handeln zu ziehen.
Ambiguitätstoleranz (Fähigkeit, Widersprüche locker zu ertragen)
Ambiguitätstoleranz ist die Fähigkeit, aufgrund welcher eine Person das Gefühl der Unbefriedigtheit in einer Interaktionssituation ertragen kann, welches sich aus den unterschiedlichsten, widersprüchlichsten Erwartungen und Bedürfnissen der Beteiligten ergibt. Ambiguitätstoleranz beinhaltet die Fähigkeit zum Kompromiss (Kompromissbereitschaft), die Fähigkeit, fremd oder bedrohlich wirkende Äußerungen oder sich widersprechende Anforderungen auszuhalten, ebenso die Fähigkeit, die Erwartungen, Bedürfnisse und Meinungen anderer zu tolerieren. Wie reagieren Ihre Mitarbeiter eigentlich auf eine provokant empfundene Frage eines Kunden? Sind sie schnell aus der Reserve zu locken? Lassen sie sich aus der Fassung bringen oder reagieren Sie adäquat oder im besten Falle positiv?
Identitätsdarstellung (Selbstpräsentationsfähigkeit)
ist die Fähigkeit, die eigene Identität den anderen mit angemessenen Mitteln vorzutragen, sich den anderen adäquat zu präsentieren. Dabei wird vom Einzelnen gefordert, zu sein wie alle anderen, also ein "Gattungswesen". Zwischen diesen beiden Erwartungen zu balancieren, ist jene Leistung des Individuums, die als "ICH-Identität" bezeichnet wird. Sie bewirkt, dass das Individuum trotz der von ihm erwarteten Einzigartigkeit nicht aus der Kommunikation und Interaktion mit den anderen herausfällt, andererseits, dass der Handelnde nicht den sozialen Erwartungen, die auf ihn eindringen, derart unterliegt, dass er seine eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen verleugnet und nicht mehr er selbst ist.
Zuverlässigkeit
ist die Fähigkeit, in der Gesellschaft verlässlich zu agieren, steht in einem engen Zusammenhang mit Verantwortungsbewusstsein, Gewissenhaftigkeit, Organisationsfähigkeit, Ordnungssinn und Fleiß und ist ein Indiz für die Ernsthaftigkeit von Absichten und Beziehungen. Unzuverlässigkeit spricht hingegen dafür, dass Absichten, Vereinbarungen, Versprechungen und Beziehungen - ob privat oder geschäftlich - nicht ernst genommen werden und steht in einem engen Zusammenhang mit Oberflächlichkeit, Untreue, Unberechenbarkeit, Wankelmut, Unstetigkeit, Unbeständigkeit und einer psychosozialen Störung. Pathologische Unzuverlässigkeit ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass sich die unzuverlässige Person oder Organisation selbst für nicht wichtig nimmt (nicht wichtig = geringe bis ungenügende Qualität), Alternativ ist pathologische Unzuverlässigkeit ein Hinweis darauf, dass die unzuverlässige Person oder Organisation anderen keinen adäquaten Wert in Relation zu sich selbst beimisst (Selbstüberschätzung oder geringe Wertschätzung anderer)... Detail-Infos
Die 2 wichtigsten Kompetenzen für eine charismatische Ausstrahlung nach Köhler
Die 2 wichtigsten Kompetenzen für eine charismatische Ausstrahlung sind Expressivität in sozialer (soziale Expressivität) und emotionaler (emotionale Expressivität) Hinsicht sowie Sensitivität, welche die Fähigkeit zur sozialen und emotionalen Kontrolle noch übersteigt.
Begriffe & Unterscheidung
Soziale Expressivität
Soziale Expressivität bezeichnet die Fähigkeit, sicher und eloquent vor Menschen aufzutreten, zu sprechen und andere mühelos in Gespräche zu verwickeln. Dazu gehört auch eigene Identitätsdarstellung bzw. die Fähigkeit, die eigene Identität mit angemessenen Mitteln vorzutragen und sich selbst zu inszenieren bzw. richtig in Szene zu setzen (Selbstinszenierung). Die Öffnung gegenüber anderen Menschen und die Darstellung der eigenen Identität mit angemessenen Mitteln zählt übrigens zur ersten Phase der Gruppenbildung. Wer in dieser Phase versagt oder sich ungünstig (z.B. unpassend, überzogen usw.) darstellt, hat gemäß dem Effekt der Primärwahrnehmung schlechte Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft in der entsprechenden Gruppe, da ihn dieser erste Eindruck bleibend anhaften wird und nur schwer relativiert werden kann.
Emotionale Expressivität
Emotionale Expressivität bezeichnet die Fähigkeit, Gefühle unvermittelt und authentisch auszudrücken und an andere weiterzugeben. Emotionale Expressivität basiert auf emotionaler Intelligenz und der Fähigkeit, Gefühle anderer empathisch
und richtig wahrzunehmen und auch selbst angemessen zu äußern. Emotionale Expressivität steht in einem Zusammenhang mit Empathie und emotionaler Intelligenz und findet ihren Ausdruck ebenfalls in Lyrik und Musik.
Sensitivität (in sozialer und emotionaler Hinsicht)
Sensitivität basiert auf Empathie und emotionaler Intelligenz und ermöglicht es, sehr schnell tiefe emotionale Verbindungen zu anderen Menschen aufzunehmen. Sensitive Menschen können die Stimmungen anderer - ebenso die Stimmungen in einer Gruppe - sehr schnell erfassen und sich taktvoll darauf einstellen. Sie ecken nicht nur nicht an und verhalten sich einfach nur passend, sondern erzeugen ein Gefühl des emotionalen Verstehens, wodurch andere das Gefühl bekommen, die einzig Wichtigen zu sein.
Dadurch entscheidet sich Sensitivität von sogenannter "Sozialer Kontrolle", bei der sich die Menschen bewusst kontrollieren, um sich richtig, passend und angemessen zu verhalten. Menschen mit der Fähigkeit zur sozialen Kontrolle können sich sehr schnell auf Menschen einstellen und ihr Verhalten anpassen. Damit haben sie einen deutlichen Vorteil gegenüber Menschen, denen die soziale Kontrolle fehlt oder die darin eine Anstrengung sehen. Sie machen eher "ihr Ding" und merken es nicht.
Soziale Kontrolle
Soziale Kontrolle bedeutet, dass jemandem bewusst ist, wo er ist, mit wem er zu tun hat und wie er sich idealerweise zu verhalten hat. Tatsächlich ist so etwas nicht gerade selbstverständlich. Über 80 % der Bewerber, die sich nach dem ib reality view & proof concept (psychologische Eignungsdiagnostik) bewerben, zeigen in Simulationen, dass ihnen die soziale Kontrolle fehlt. Die Tendenz ist steigend. Bei sensitiven Menschen geschieht dies jedoch automatisch und intuitiv. Sensitivität unterscheidet sich auch von emotionaler Kontrolle: Das ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und Gefühlsausdrücke zu kontrollieren.
Auch dies ist ein klarer Vorteil gegenüber Menschen, die ihre Gefühle eben nicht kontrollieren können (z.B schnell einen Wutanfall zu bekommen, Hörer aufknallen, Augenbrauen und Mundwinkel bei bestimmten Reizauslösern verziehen, Verkleinerung der Pupillen bei Eintreffen bestimmter Reize). Soziale und emotionale Kontrolle allein ist aber noch keine Sensitivität. Der sensitive Mensch muss sich nicht kontrollieren. Hier wirken unbewusste Prozesse, die zu intuitiv richtigen bzw. einfühlenden Handlungen führen. Entscheidend ist die Qualität der im Gehirn über Lern- und Erfahrungsprozesse sowie Umwelteinflüsse abgespeicherten Informationen. Anlagen spielen vermutlich ebenfalls eine Rolle.
Sozialkompetenz im Personalwesen
Kooperations- und Teamfähigkeit sind zu Hauptgütesiegeln der Personalentwicklung geworden. Leider wird das Thema "Sozialkompetenz" nicht selten missverstanden und zumeist mehr als Floskel für andere leere Worthülsen wie "Teamfähigkeit", "Kontaktfähigkeit" und "Konfliktfähigkeit" missbraucht. Verbunden mit der Hoffnung, dass soziale Kompetenz ganz einfach mal eben kurz erlernbar ist, schicken Unternehmen ihre Mitarbeiter massenweise in Sozial- und Motivationstrainings, obgleich das nichts mit dem Erwerb sozialer Kompetenzen gemein hat.
Das gleiche gilt in der Personalauswahl. "Sozialkompetenz" wird hier "groß" geschrieben, aber wenig bzw. nicht getestet. Die gängigen klassischen Personalauswahlverfahren zielen nicht wirklich darauf ab, soziale Kompetenzen messbar zu machen, obgleich bereits Antworten auf Fragen wie z.B. "Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten" sozialer Kompetenzen bereits im Ansatz sichtbar machen.
Obwohl nach einer Untersuchung von Stellenangeboten soziale Kompetenzen die meistgeforderten Fähigkeiten darstellten, werden soziale Kompetenzen nur unzureichend bis gar nicht professionell getestet. Die einzige Form der Eignungsdiagnostik bzw. der psychologischen Eignungsdiagnostik, die sämtliche soziale Kompetenzen messbar macht, ist aktuell das ib reality view & proof concept. Die messbaren Ergebnisse sind häufig schockierend und stellen das Menschenbild vieler Personalentscheider völlig auf den Kopf.
Sozialkompetenz-Optimierung: Bildung / Weiterbildung sozialer Kompetenzen
Während sich Menschen mit völliger sozialer Inkompetenz wahrscheinlich kaum Gedanken über das Thema an sich machen - und daher auch keine Hilfe zur Optimierung ihrer Sozialkompetenz in Anspruch nehmen - werden, können Menschen mit entsprechender Einsicht und Erkenntnis daran arbeiten, ihre sozialen Kompetenzen zu optimieren. Viele Fähigkeiten lassen sich - sofern Sinn und Logik verstanden wird - entsprechend trainieren. Dazu zählen Rollenverständnis und Rollendistanz, die Perspektiven-Übernahme durch Reflexion über die Situation, die Kontrolle von Impulsen und Emotionen, Durchsetzungsvermögen usw.
Schwierig wird es jedoch, wenn Störungen der Persönlichkeit bzw. der Psyche vorliegen. Ein narzisstischer Hang zur Selbstdarstellung kann die Optimierung sozialer Kompetenzen ebenso behindern wie Ängste und/oder Stimmungsschwankungen. In diesem Fall sollte vor einem Sozialkompetenz-Training andere Hilfe gesucht werden z.B. eine Psychotherapie.
Sozialtuning
Jeder extrem erfolgreiche Handelsvertreter, jede extrem erfolgreiche Führungskraft beherrscht es und nutzt es: Sozialtuning ist die zweite Stufe - und setzt voraus, dass man die grundlegenden sozialen Kompetenzen bereits verinnerlicht hat. Falls ja, dann sogt Sozialtuning dafür zu einer regelrechten Positiv-Manipulations-Maschine zu werden - im positiven Sinne, versteht sich.
Menschen, die Sozialtuning beherrschen, ziehen bei anderen Menschen (z.B. Kunden, Mitarbeitern, das andere Geschlecht) am "richtigen Hebel!" und drehen am "richtigen Rädchen" und lassen Sie "die Puppen tanzen". Sie sind in der Lage mit Widersprüchen umzugehen, verfügen über eine gute bis feine Wahrnehmung und ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen. Sie können aktiv zuhören, locker und schlagfertig reagieren und sich sozial intelligent durchsetzen. Mit Humor, Charme, Charisma und intelligenter Status-Kommunikation gewinnen sie andere für ihre Ziele und verschaffen sich mit gezielt eingesetztem sozialkompetenten Verhalten enorme Vorteile.