Wissen: Meinung

Abgrenzung zu Wissen und Glauben sowie zu Wahrheit und Erkenntnis 

Es ist üblich und wichtig, dass Menschen eine eigene Meinung haben; ebenso wichtig ist die Möglichkeit, dass Menschen ihre Meinung frei äußern und vertreten können. Denn die Unterdrückung der Äußerung der eigenen Meinung macht krank. Was ist eigentlich "Meinung" und was unterscheidet "Meinung" von Wissen und Glauben sowie von Wahrheit und Erkenntnis?

Meinung ist eine Form des Fürwahrhaltens, die sich von Wissen und Glauben eigentlich allein dadurch unterscheidet, dass der Meinende weder hinreichende subjektive noch objektive Gründe hat, die Wahrheit des Inhalts der Meinung anzunehmen. Sachlich betrachtet, nimmt der Begriff "Meinung" einen möglichen Irrtum bewusst in Kauf.

 

Insofern ist eine Meinung eine Art Annahme, Vermutung und Hypothese. In der Alltags-Realität haben Meinungen jedoch einen viel höheren Stellenwert und eine große Macht. Dies basiert u.a. darauf, dass nicht alle Menschen, vom Wissen und Intellekt her in der Lage sind, Meinungen als reine oberflächliche Annahme zu betrachten und von der Realität oder anderen Begriffen wie Überzeugung, Glaube, Wissen, Wahrheit und Erkenntnis zu unterscheiden.

 

Meinungsbilder sind in so fern sehr mächtig, selbst wenn die Meinung nicht der Wahrheit entspricht und nichts mit der Realität zu tun hat. Die eigene subjektive Meinung ist jedoch menschlich und macht das "Mensch sein" erst aus.   

 

Es gibt persönliche Meinungen, die öffentliche Meinung und Lehrmeinungen. Darüber hinaus existiert eine Image-Meinung, die sich in unserem Kopf und in der Öffentlichkeit - über den wirklichen Wahrheitsgehalt hinaus - schnell zur Erkenntnis verfestigt. 

 

Eine "Meinung" (über etwas, jemanden oder die Welt) hat jeder. Meinungen basieren auf unserem eigenen individuellen Weltbild, das auf unserer eigenen subjektiven Wahrnehmung und Einschätzung sowie auf unserem daraus resultierenden Denken entsteht.

 

Meinungen sind stets an der Oberfläche und bilden einen Gegenpart zu den Begriffen "Wahrheit" und "Erkenntnis". Aus Meinungen können sich Überzeugungen entwickeln, die sich tief in uns festsetzen, unseren Glauben bilden und damit unser Weltbild und unser Handeln bzw. Verhalten bestimmen. Diese Überzeugungen führen dazu, dass unsere Meinung zu einer subjektiven ganz persönlichen Wahrheit wird, die wir zumeist für allgemeingültig halten.

 

So führt z.B. allein eine häufig geäußerte oberflächliche Meinung dazu, dass sich daraus eine öffentliche Meinung ergibt, die wir glauben und annehmen, woraus sich auch Erwartungen und gesellschaftlich anerkannte Regelwerke ergeben, obwohl sie jeder Tatsache oder Logik widersprechen. Vieles finden wir in der Politik, in Gesetzen und im täglichen Alltag, ohne dass es weiter hinterfragt, geschweige denn, angezweifelt wird, selbst wenn dies jeder modernen wissenschaftlichen Erkenntnis widerspricht.

 

Selbst die "Wahrheit" ist damit stets subjektiv, auch wenn man davon spricht, dass diese objektiv sei. Eine tiefer ergründete Wahrheit, die auf Erfahrungen und Einsichten basiert und unwideruflich erscheint, ist die Erkenntnis. In diesem Zusammenhang spricht man auch von wissenschaftlicher Erkenntnis.

 

Aber selbst in der Wissenschaft zeigt sich die Gebrechlichkeit von Erkenntnissen. Hielt man die Erde früher für eine Scheibe, wovon man fest überzeugt war, wofür man auch "Beweise" hatte, so wusste man später, dass sie rund ist und aktuell, dass selbst dies nicht vollständig stimmig ist.

 

Auch in der modernen Wissenschaft finden wir derartige Skurrilitäten. So findet man z.B. selbst in moderner psychologischer Literatur zum Thema Wahrnehmung immer noch den Schwerpunkt-Ansatz, dass man mit dem Auge sieht, während die Neurowissenschaften bzw. die Hirnforschung dies anders "sieht".