Einführung zur Begrifflichkeit "Meinung"
Meinung ist eine Form des Fürwahrhaltens. Sie entsteht in unserem Inneren und ist daher ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer
Persönlichkeit. Meinungen kann man bilden, haben, denken und äußern. Meinungen sind ein wesentlicher Bestandteil des Menschseins.
Meinungen haben keinen Wahrheitsanspruch. Sachlich betrachtet, nimmt der Begriff "Meinung" einen möglichen Irrtum bewusst in Kauf. Es gibt persönliche Meinungen, die öffentliche Meinung und Lehrmeinungen. Meinung drückt aus wie ich mich und andere Menschen bzw. die Dinge des Lebens sehe. Eine "Meinung" (über etwas, jemanden oder die Welt) hat jeder gesunde Mensch.
Die Psychologie
Meinungen basieren auf unserem Denken und unserem eigenen individuellen Weltbild. Aus Meinungen können sich Überzeugungen entwickeln, die sich tief in uns festsetzen, unseren Glauben bilden und
damit unser Weltbild und unser Handeln bzw. Verhalten bestimmen.
Meinungen nur zu haben und nur zu denken, reicht nicht. In der sozialen Interaktion ist es wichtig, anderen unsere Meinung mitzuteilen und unsere Meinung offen zu äußern. Das Äußern von persönlichen Meinungen dient zugleich als Ventil. Ein Ventil, dass symbolisch weder verstopfen noch verhärten sollte.
Die Schlacke in unserem Kopf muss heraus, insbesondere angestaute negative Gefühle, die nicht stetig unterdrückt werden dürfen, da man sich - symbolisch betrachtet - sonst selbst vergiftet. Insofern ist das Sagen bzw. Äußern seiner Meinung auch eine Form von positivem Stress (Eustress), während die stetige Unterdrückung der eigenen Meinung zum sogenannten "Distress" zuzuordnen ist, der auf kurz oder lang krank macht.
Zudem stellt die Unterdrückung der eigenen Meinung eine Form der Selbstverleugnung dar. Das ICH wird zurückgestellt und in gewisser Hinsicht geleugnet. Während das Zurückhalten des ICH´s in der sozialen Interaktion auch positiv und förderlich sein kann, wird dies jedoch auf Dauer zu einem Problem.
Die Wichtigkeit der eigenen Meinung und deren Äußerung
Es ist wichtig, dass Menschen eine eigene Meinung haben und ihre Meinung auch nach außen vertreten bzw. ihre Meinung anderen Menschen gegenüber frei (und ohne Ängste) äußern (können). Meinungsfreiheit und das Finden von Gehör für die eigene Meinung ist nicht nur wichtig für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft und in einer Demokratie, sondern auch wichtig für die Selbsterhaltung des Menschen sowie die Unversehrtheit seiner Persönlichkeit und die Gesundheit von Psyche, Körper, Seele und Geist.
Hinzu kommt, dass sich der Mensch ohne den freien Austausch von Meinungen gar keine eigene eigene Meinung bilden kann. Er kann dann höchstens eine Meinung übernehmen und sie für seine eigene
halten. Was für Konformisten eher weniger ein (bewusstes) Problem ist, kann Individualisten und intelligente Persönlichkeiten mit
hohem Bildungsniveau auf Dauer krank machen. Je intelligenter ein Mensch ist, desto mehr wird dieser (bewusst oder unbewusst) darunter leiden.
Ohne den freien Austausch von Meinungen kann sich niemand eine echte eigene Meinung bilden, weil es dann nämlich keine Auswahl an Meinungen gäbe. Der freie Austausch von unterschiedlichen, möglichst divergierenden und kritischen Meinungen bildet zudem die Grundlage für eine demokratische Entscheidung, die bei fehlender oder eingeschränkter Auswahl ja logischerweise gar nicht vorliegen kann.
Diese Grundregel gilt es auch im Personalwesen bzw. in der Menschenführung zu beachten. Selbst dann, wenn eine Führungskraft letztendlich seine eigenen Standpunkte durchsetzt, gilt es doch, dies den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen derart geschickt zu verkaufen, dass diese sich an entsprechenden Entscheidungen letztendlich wesentlich mitbeteiligt sehen, allein schon dadurch, dass man sie nach ihrer Meinung fragt, was ein Mindestmaß an Wertschätzung darstellt.
Das Denken und Äußern eigener Meinungen, die sich entweder mit der Meinung anderer decken oder von den Meinungen anderer abweicht, hilft dem Menschen, zu sich selbst zu finden, sich anderen zuzuordnen, sich von anderen abzugrenzen, seine Persönlichkeit zu festigen und mit sich selbst in Einklang zu bleiben. Eine eigene Meinung zu haben und diese adäquat zu vertreten, zeichnet zudem für das, was Menschen als Charakter bezeichnen.
Wann ist es wichtig, die eigene Meinung außen vor zu lassen?
Es gibt genügende Situationen, in denen wir unsere Meinung äußern können - und in denen unsere Meinung gefragt - und ggf. relevant ist. Doch es ist wichtig, zu verstehen, dass es manchmal wichtig ist, sein Ego etwas zurückzuhalten und den Blick mehr auf andere (sein Gegenüber / ein Team) und deren akuten Bedürfnisse zu richten.
Man muss nicht zu allem und in jeder Situation seinen persönlichen "Senf abgeben". Dies gilt insbesondere dann, wenn es um das Verstehen anderer und um Verständnis für die Situation und die Gefühle anderer Menschen geht - und man Gesprächsstörer (z.B. "von sich selbst reden", "Ratschläge erteilen", "Lösungen liefern", "Interpretieren", "Diagnostizieren", "Warnen" etc.) vermeiden will bzw. sollte.
Besonders wichtig ist die Kunst der eigenen Zurückhaltung beim aktiven Zuhören. Obwohl jeder normale Mensch eine eigene Meinung hat, die er oder sie auch frei äußern dürfen sollte, ist es in bestimmten zwischenmenschlichen Interaktionen wichtig, seine Meinung außen vor zu halten - und auch Aussagen hinzunehmen und zu akzeptieren, die man selbst nicht versteht.
Man z.B. auch Verständnis für etwas oder Jemanden haben bzw. zeigen, wenn wir mit dem, was unser Gegenüber sagt nicht einverstanden sind. Sowohl für das reine Verstehen als auch für das Verständnis in der zwischenmenschlichen Kommunikation ist die eigene Meinung nicht wichtig. Die eigene Meinung würde hier manchmal sogar das Gegenteil bewirken, denn sie könnte den Prozess der kommunikativen Interaktion behindern, ggf. als sogenannter "Gesprächsstörer" (siehe Aktives Zuhören) wirken.
Das Verständnis für das Verhalten einer anderen Person setzt voraus, sich manchmal von der eigenen Sichtweise und Meinung und zu lösen und eine andere Perspektive einzunehmen. So wird es möglich, emotional das Denken und Handeln von jemandem nachvollziehen zu können, auch wenn man es moralisch nicht in Ordnung findet - und man sich anders verhalten würde. Verständnis ist demnach nicht mit einem Einverständnis zu verwechseln.
Was passiert, wenn die eigene Meinung unterdrückt, missachtet oder ständig in Frage gestellt wird?
Bestehen hinsichtlich der Äußerung der eigenen Meinung ggf. Ängste, z.B. weil man befürchten muss, dass die eigene Meinung kein adäquates Gehör findet oder mit "Nein", "aber", "nicht", "kein", Killerphrasen, Totschlagargumenten Sophismen oder Gesprächsstörern (z.B. Bagatellisieren) nicht gewürdigt, negiert, heruntergespielt, verächtlich gemacht oder diskriminiert wird, kommt es zu Störungen des Selbstwertgefühls, was aufgrund der psychischen Belastung eine Basis für psychische Erkrankungen darstellt. Ebenfalls kommt es zu deutlichem Motivationsverlust und zu Fluchtverhalten zum Zwecke des Selbsterhalts.
Wenn ein Mensch im Gespräch mit anderen Menschen ständig erfährt, dass seine Meinung ggf. kein Gehör oder keine Beachtung findet, seine Meinung unterdrückt wird oder (wie in autoritären Systemen
wie Diktaturen) gar gemeldet und abgestraft wird, bildet sich auf kurz oder lang eine Störung heraus.
Krank werden Menschen ebenfalls, wenn sie im Gespräch mit anderen und bei öffentlichen Äußerungen darauf achten müssten, vorsichtig mit ihren Meinungsäußerungen zu sein oder bloß keinen Anlass zu Abstrafung oder Bestrafung zu geben. Gleiches gilt auch, wenn von den Gesprächspartnern ständiger Widerspruch zu erwarten ist. Dies hätte schlimme Folgen für die gesunde Persönlichkeitsentwicklung sowie für die psychische Gesundheit, die über die Psychosomatik auch zu körperlichen Beschwerden und Krankheiten - bis hin zu Tumoren führen kann.
Während dies bei Kindern zum Stottern, zu Entwicklungsstörungen und späteren Persönlichkeitsstörungen führen kann, kann es bei Erwachsenen zu Depressionen, Ängsten, Zwängen, psychosomatischen Leiden und körperlichen Krankheiten (Krebs / Tumore) kommen. Bei Mitarbeitern kommt es - neben Motivationsverlust - entweder zur Arbeitsunfähigkeit oder zur Abwanderung (Fluchtverhalten).
Eine Unterdrückung, ein ständiges Anzweifeln, Widersprechen oder Ausdiskutieren müssen der eigenen Meinung - gar ein Verbot bestimmten Meinungen - behindert die Selbstentfaltung und schadet der Psyche in einer höchst gravierenden Art, die einer Folter bzw. Körperverletzung gleichkäme. Daher ist die Unterdrückung der freien Meinung aus psychologischer Sicht ein absolutes No-Go. Stattdessen ist eine freie Meinungsäußerung geboten, die beim Gegenüber auf entsprechende Zuhörer mit möglichst aktivem Zuhören trifft. Ohne aktives Zuhören gilt die eigene Meinung als nicht wirklich gehört und nicht relevant, eventuell sogar als negiert und nicht relevant.
Die freie Meinungsäußerung ohne Ängste - und das dazu gehörende Gefühl, Gehör zu finden, wird in jedem seriösen demokratischen System gepflegt und gefördert, unabhängig von der Stärke der Divergenz diverser Meinungen. Auch der Geisteszustand der Betroffenen würde in eine problematische Schieflage geraten, insbesondere dann wenn Informationen zu verarbeiten sind, die der eigenen Selbstauffassung komplett zuwiderlaufen. Es kommt dann nämlich zu kognitiven Dissonanzen, die mittel- und langfristig zu Störungen führen - und krank machen.
Kognitive Dissonanzen
Als Kognitive Dissonanz bezeichnet man einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch mehrere Gedanken, Wahrnehmungen, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten hat, die miteinander nicht vereinbar sind. Informationen, Handlungen und Entscheidungen stehen dann nicht in Übereinstimmung mit den eigenen Überzeugungen, Gefühlen und Wertvorstellungen.
Kognitive Dissonanz kann auch dann vorliegen, wenn jemand Informationen bekommt, die ihn in seiner Meinung einschränken, ihn ausgrenzen, ihn als dumm oder unmoralisch dastehen lassen und ihm dies peinlich ist. Kognitive Dissonanzen treten auch auf, wenn man sich konträr zu seinen Überzeugungen verhält, ohne dass es dafür eine logisch nachvollziehbare Rechtfertigung gibt. Ganz besonders treten Sie auf wenn man seine eigenen Meinungen und Überzeugungen zurückhalten oder gar unterdrücken muss oder sich sogar entgegen seinen inneren Überzeugungen verhält.
Kognitive Dissonanz hat viel mit unserer Wahrnehmung, unserem Weltbild, unserer eigenen Überzeugung und unserem Glauben zu tun. Nicht immer stimmt das, was wir glauben bzw. das, wovon wir selbst überzeugt sind, mit dem, was wir daraus resultierend erwarten und in unserer Umwelt dann vorfinden, überein. Ist die Übereinstimmung von dem, was man tut und dem, was man eigentlich denkt und fühlt, längerfristig nicht vorhanden, kann dies entweder zu einer dauerhaften Änderung von Einstellungen und Verhalten führen oder (bei einer starken Ausprägung) das eigene Selbstkonzept, das eigene Weltbild und unsere bestehenden Glaubenssätze leidvoll in Frage stellen und krank machen.
Die stetige Abweichung des eigenen Erlebens vom vermeintlichen Erleben anderer kann ebenfalls zu einer Störung führen, ob es nun eine ist, unter der man leidet oder eine solche, die man selbst leider gar nicht mitbekommt. Dies ist zugleich der Grund, warum Meinungsfreiheit ein besonders schützenswertes und schutzwürdiges Gut ist. Daher gibt es das Grundrecht auf Meinungsfreiheit.
Hilfe durch einen professionellen aktiven Zuhörer
Menschen, die kognitive Dissonanzen verspüren, weil man ihnen nicht adäquat zuhört oder weil sie sich in ihrer Meinung häufig bis ständig beschnitten fühlen, sollten sich unbedingt Hilfe und ein Ventil finden, sich zu entlasten - am besten in Form eines psychologisch spezialisierten und empathischen aktiven Zuhörers, der für Meinungen aller Art offen ist, diese nicht wertet - aber den Mensch dahinter wertschätzt.
Es geht um Aufmerksamkeit, Offenheit, Interesse, um Verstehen und Verständnis, um Respekt und Wertschätzung. Kontraproduktiv wäre die Konfrontation mit Hinterfragungen und mit Gesprächsstörern wie z.B. Bagatellisieren, Moralisieren, Urteilen, Werten, Diagnostizieren, Warnen usw.
Zuhören besitzt eine stark psychologische Komponente und ist viel mehr als nur eine Art des Gesprächsverhaltens. Sich empathisch auf sein Gegenüber einzulassen, sich voll zu konzentrieren und dies bereits durch die eigene Körpersprache z.B. Körperhaltung auszudrücken, will ebenso gelernt sein wie Achtsamkeit in Bezug auf die Gefühle des Gesprächspartners und die eigenen Gedanken und Gefühle. Auch bedarf es Empathie, sich innerlich in die Situation des Gesprächspartners hineinzuversetzen, der sich entlasten will.
Aktives Zuhören legt Wert auf die rein menschliche Begegnung unter Einschluss der emotionalen Ebene und des gegenseitigen Wohlwollens. Aktives Zuhören bedingt, dass sogenannte "Gesprächsstörer" vermieden werden und sogenannten "Gesprächsförderern" weichen. Durch aktives Zuhören wird gegenseitiges Vertrauen aufgebaut. Zwischenmenschliche Beziehungen werden verbessert und zugleich Missverständnisse vermieden.
Aktives Zuhören ist nicht nur eine Strategie, sondern letztendlich auch eine Einstellung. Von der Fähigkeit des guten und richtigen Zuhörens ist es abhängig, wie effizient Meinungen und Botschaften übermittelt werden können. Aktives Zuhören bedarf einer empathischen und offene Grundhaltung, eines authentischen und kongruentes Auftretens sowie der Akzeptanz und bedingungslos positiven Betrachtung und Beachtung der anderen Person.
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