Vermeidungsverhalten, Konfrontation, Desensibilisierung

Psychologisches Wissen zum Thema Konfrontation und Konfrontationstherapie bzw. Konfrontations-Therapie, Wissen Provokatives Feedback Coaching, Wissen Vermeidungsverhalten und Wissen Desensibilisierung

Konfrontation allgemein

Konfrontation bezeichnet - wie die Übersetzung aus dem Lateinischen ("confrontatio = Gegenüberstellung") bereits sagt, eine Gegenüberstellung von sich gegenseitig Störendem, welches erst einmal unvereinbar oder sogar unerträglich erscheint und einen inneren und/oder äußeren Konflikt bzw. ein Problem darstellt. Eine Konfrontation mit einem Problem und/oder einer Gefahr erfolgt zumeist plötzlich und unerwartet.

 

Sie kann aber auch vorsätzlich bzw. bewusst geplant erfolgen z.B. bei der Konfrontationstherapie. Ziel einer solchen bewusst geplanten Konfrontation ist die Annäherung und/oder Konfliktlösung bzw. Problemlösung. Ebenso kann das Ziel einer Konfrontation in einer Art "Schock" liegen, der einen positiven Spiegelungs-, Erkennungs- und Umkehr-Effekt bezweckt wie z.B. beim "Provokativen Feedback Coaching" (Infos dazu unten)

 

Eine Konfrontation kann generell situationsbezogen, ortsbezogen, verbal-kommunikativ, visuell, virtuell oder gedanklich erfolgen. Das Gegenteil einer Konfrontation ist die Vermeidung (Vermeidungsverhalten). Vermeidung zählt zu unseren menschlichen Instinkten (z.B. Fluchtverhalten) und besteht darin, dass man sich störenden, unvereinbar erscheinenden und/oder angstauslösenden Situationen und Umständen bewusst oder unbewusst entzieht, wodurch es bei Problemen und Konflikten aber zu keiner Konfliktlösung oder sonstigen Problemlösung kommen kann. Zu einer solchen Konflikt- bzw. Problemlösung kann ein Kommunikationsproblem ebenso zählen wie die Entlarvung eines Täters in der Kriminalistik und/oder Justiz.

 

Eine wichtige Rolle spielt die Konfrontation als Therapieform in einer Psychotherapie oder in einem Coaching, wenn es das Ziel ist, sich einem Problem (z.B. eine spezifische Hemmung oder Angst) zielführend zu stellen, es zu lösen und das entsprechende Ziel zu erreichen. Ebenso kann eine Konfrontation auch im kommunikativen Kontext (z.B. zur Erkennung von falschen Wortbelegungen / siehe "persuasive Kommunikation") oder im gesellschaftspolitischen Kontext erfolgen (z.B. 1945: Führung der Anwohner durch die NS-Konzentrationslager unter Zwang).

 

Die Rolle der Konfrontation in der Psychotherapie:

Konfrontationstherapie / Konfrontations-Coaching

Die Konfrontationstherapie wird auch als "Reizkonfrontationstherapie" oder "Expositionstherapie" bezeichnet und zählt zu den effektivsten Methoden der Verhaltenstherapie. Dahinter verbirgt sich die Erkenntnis, dass man Ängste und andere psychische Spannungszustände nur überwinden kann, wenn man sich ihnen stellt und umlernt, während die Vermeidung und/oder Verdrängung Ängste, Spannungen und Nöte festigt. In der Konfrontations-Therapie dient  die Konfrontation mit bestimmten (z.B. Angst auslösenden Reizen oder Erinnerungen) zur Auflösung von Traumata durch Simulation konkreter Problemstellungen und Angstauslöser und deren erfolgreiches Handling zum Zwecke des Umlernens und der Auflösung traumatischer Erlebnisse.

 

Durch eine Konfrontationstherapie oder ein Konfrontations-Coaching  stellt man sich einer unangenehmen Situation (z.B. einer vermeindlichen angstauslösenden Gefahrensituation, einem Problem, einer unangenehmen Situation bzw. Aufgabe, die man zur Erreichung eines Zieles überwinden muss), die man üblicherweise (z.B. aus Hemmung oder Angst) meidet, nun aber (ggf. erneut) erlebt, nur eben mit dem Unterschied, dass nichts passiert, was einem in der Realität schadet. Alternativ erfolgt eine Spiegelung oder ein gespielter verbaler Angriff (z.B. Provokatives Feedback Coaching). Durch die Gegenüberstellung mit den problemverursachenden bzw. angstauslösenden Reizen, lernt man (durch einen länger dauernden Lernprozess oder gar einen kurzen positiven Schock), sich entsprechenden Situationen und/oder Umständen locker zu stellen oder Probleme z.B. ein vergangenes Trauma (siehe Psychotrauma) zu lösen. Der Klient wird im Idealfall genau mit jenen Reizen konfrontiert, die das Problem sind oder das Problem verursachen (z.B. bestimmte Dinge, Situationen oder Umstände, die Angst auslösen). Dadurch lernt man um.

 

Hintergrund: Vermeidungsverhalten

Üblicherweise werden Situationen, die unangenehme Gefühle auslösen (auslösende Reize), vermieden - und man hat so keine Chance, umzulernen und mit einer solchen Situation umzugehen. Die sogenannte "Vermeidung" ist ein normales menscheneigenes Verhalten, das durchaus verständlich ist, jedoch keine geeignete Strategie zur Überwindung von Ängsten oder anderen psychischen Problemen darstellt wie das genaue Gegenteil, die Konfrontation. Vermeidungsverhalten stärkt sogar das Problem (z.B. die Angst) und beeinträchtigt die eigene Freiheit und Lebensqualität.

 

Genau hier - bei der Vermeidung - setzt die Konfrontationstherapie an: In der Konfrontationstherapie geht es darum, Situationen und Reize völlig neu zu erleben, etwaige Angst zu ertragen, mit ihr umzugehen und die Vermeidung aufzugeben. Zusätzlich kann die Konfrontation mit einer Problemsituation zu einem positiven Schock führen, der ein etwaiges Trauma überlagert bzw. revidiert.

 

Konfrontationstherapie: Sich konkreten Reizen stellen
In einer Konfrontationstherapie oder einem Konfrontations-Coaching wird mit genau jenen Reizen konfrontiert wird, die das Problem sind oder das Problem verursachen (z.B. bestimmte Dinge, Situationen oder Umstände, die Angst auslösen).

Dadurch lernt man um. Man lernt, Situationen und Reize völlig neu zu erleben, etwaige Angst zu ertragen, mit ihr umzugehen und die Vermeidung aufzugeben. Zusätzlich kann die Konfrontation mit einer Problemsituation zu einem positiven Schock führen, der ein etwaiges Trauma überlagert bzw. revidiert.

 

Veränderung der Gehirnprozesse

Auch kann die Konfrontation eine Veränderung der Gehirnprozesse bewirken. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn in der Vergangenheit eine negative Umstellung stattgefunden hat (z.B. durch ein Psychotrauma) und/oder man sich dauerhaft desensibilisieren möchte.

 

Desensibilisierung
Eine Desensibilisierung ist ein Verfahren, das starke Reaktionen hervorruft und dadurch quasi eine Relativierung und/oder Gewöhnung bzw. Abstumpfung bewirkt, um andere starke Gefühlsreaktionen (z.B. Angst, Panik, Wut) zu verringern, zu relativieren und/oder zu beheben. Den Begriff kennt man auch aus der Allergologie: Hyposensibilisierung ist hier ein Verfahren zur Behandlung von Allergien (Immuntherapie). Auch dort geht es um Desensibilisierung, folglich die Reaktionsverminderung durch bekannte Reize. Wer z.B. auf bestimmte Gräser-Pollen (z.B. mit Hautausschlägen und Juckreiz) allergisch reagiert, wird physisch mit eben genau diesen Gräser-Pollen konfrontiert, diesmal allerdings mit System mit dem Ziel der Abstumpfung.  

 

Gestufte Konfrontation - Systematische Desensibilisierung
Auf der einen Seite gibt es die Option einer gestuften Konfrontation (z.B. eine systematischen Desensibilisierung), in der man sich der auslösenden Situation, bei der man sich - bei der am leichtesten auszuhaltenden Situation beginnend, der eigentlich entscheidenden Situation in kleinen Schritten nähert, was ermöglicht, dass man sich durch schrittweisen Vertrauensaufbau langsam an die Situation gewöhnen kann. 

 

Konfrontation mit bestimmten Reizen
Simulationen bestimmter Situationen und Ereignisse (z.B. Gespräche, verbale Angriffe, das Ansprechen von Menschen und bestimmte Bilder) können diesbezüglich ebenso wirkungsvoll sein wie das Schauen von Film-Sequenzen und deren Nachbesprechung oder das Üben vor der Kamera bei Hemmungen / Ängsten, vor anderen Menschen zu reden.  

 

Massive Konfrontation

Auf der anderen Seite gibt es die massierte Konfrontation, bei der man unmittelbar und mit Schockwirkung mit der auslösenden Situation konfrontiert wird und quasi einen "Sprung ins kalte Wasser" macht, wodurch eine gewollte Reizüberflutung (Flooding) erzeugt wird.

 

Visualisierung & Gewöhnungsprozess

Auch besteht die Option der Visualisierung, bei der man lediglich in der Vorstellung mit entsprechenden Situationen konfrontiert wird. Da Gedanken teilweise ebenso auf unser Gehirn wirken wie reale Situationen, tritt ein Gewöhnungsprozess ein. Ein solcher Gewöhnungsprozess kann auch verlaufen, wenn man sein Leben in der Realität so umstellt, dass man die Nähe zu dem sucht, was das Problem ist. Filme oder virtuelle Reize wie Cyberbrillen mit real wirkenden Eindrücken, die quasi dasselbe Gefühl vermitteln wie die echte Situation, können ebenso dazu beitragen, dass man sich in entsprechende Situationen hineinversetzen und sich daran gewöhnen kann.

 

Unterschiedliche Ansätze 

Einige Ansätze arbeiten nach dem Prinzip, dass man die entsprechende Situation erst verlassen darf, wenn das entsprechende Gefühl (z.B. die Angst) nachgelassen hat, während man bei anderen Ansätzen selbst entscheidet, wann man die Situation verlässt. Bei manchen Ansätzen gibt es Übungsaufgaben für zu Hause und ebenso entsprechende Nachübungen, bei anderen nicht. Die unterschiedlichen Methoden und Ansätze der Konfrontation haben jeweils entsprechende Vor- und Nachteile, die vor einem solchen Schritt, abzuklären und zu durchdenken sind. Eine besondere Form der Konfrontation im Coaching ist das Provokative Feedback-Coaching.  

 

Sinnhaftigkeit der Konfrontation
Eine Konfrontation macht nur einen Sinn, wenn zuvor genau abgeklärt wird, was das Problem ist und/oder ob ein mutmaßliches Problem wirklich zutrifft. U.a. muss genau abgeklärt werden,  a) wie z.B. eine entsprechende Störung entstanden ist, b) wie stark sich Gefühle (z.B. Angst) äußern, c) in welchen Situationen sie auftreten, d) welche Gedanken vorausgehen, e) mit welchen Gedanken man reagiert, f) welche Situationen man meidet, g) warum das Problem stört, h) warum man das Verhalten ändern will, i) welche Ziele man hat und j) wie man bislang selbst versucht hat, dagegen anzugehen. Weitere Aspekte sollten ebenso abgeklärt werden. 

 

Hilfreich für die Konfrontation

Die Erstellung einer Auflistung von konkreter Problem-Situationen und die Bewertung der entsprechenden Situationen nach ihrer Schwierigkeit ist eine wesentliche Hilfe. Der Erwerb psychologischer Hintergrundkenntnisse ist für den Betroffenen ebenso hilfreich z.B. um zwischen sachlich-nüchterner Verhaltensbeobachtung und subjektiver Empfindung, Wertung und Dramatisierung besser unterscheiden zu können. Es kann sehr helfen, wenn man die Empfindungen, die in problemverursachenden Situation auftreten, versteht und akzeptiert. Auch kann es helfen, selbst beobachten zu können, wie sich Gefühle verändern z.B. der Angstpegel sinkt bzw. die Angst nachlässt. Die Gewöhnung an eineproblemverursachende Situation spielt eine große Rolle. Wichtig ist auch das Vertrauen zur Bezugsperson bzw. zu dem, der die Konfrontation begleitet (Therapeut oder Coach) und ebenso, dass man sich ganz langsam und schrittweise von dieser Person zurückzieht. 

Vermeidungsverhalten und Konfrontation im gesellschaftspolitischen Kontext

 

Zum Vermeidungsverhalten zählt in der Sozialpsychologie das Phänomen der Pluralistischen Ignoranz. Diese tritt im Rahmen des sozialen Einflusses auf, wenn sich ein Mensch in einer mehrdeutigen, schwer einschätzbaren Situation befindet und nicht weiß, was zu tun ist.

 

Da wird zum Beispiel ein Mensch öffentlich angegriffen und man bekommt das mit. Auch andere Zeugen sind anwesend. Trotzdem schreitet niemand ein. Man schaut sich um und beobachtet, was die anderen tun. Vielleicht wartet man bis einer den ersten Schritt tut.

Dabei üben die beobachteten oder in der Phantasie fiktiv angenommenen Personen – ohne, dass diese zwingend aktiv etwas tun müssen - durch ihre reine Anwesenheit informativen sozialen Einfluss auf den Beobachter aus. Aufgrund des Effektes nimmt jeder einzelne Beobachter dann an, es bestünde kein Problem, da augenscheinlich kein anderer Beobachter betroffen wirkt oder sich irgendein ernstzunehmendes Anzeichen von Angst oder Panik oder von Kritik oder Widerstand zeigt. 

Im gesellschaftspolitischen Kontext bedeutet Vermeidungsverhalten aber auch, dass zum Beispiel die Bürger nicht mehr bzw. weniger wählen gehen, wodurch sich bestimmte Blockparteien durchsetzen und totalitarische Strömungen in einer vermeintlichen Demokratrie bis hin zum Totalitarismus entfalten können. Ebenso sorgt Vermeidungsverhalten im gesellschaftspolitischen Kontext über psycholinguistische Manipulationen bzw. rhetorische Beeinflussungstechniken dafür, dass sich gefährliche Strömungen und totalitaristische Systeme durchsetzen können und sich totalitäre Systeme sicher festigen.

Beispiel früher: Der Begriff vom "ewigen Juden" oder des sogenannten "Untermenschen" zur Rechtfertigung des Wegschauens sowie der Verfolgung, Tötung und Ausrottung. Beispiel heute: Der Begriff "Rassismus" zur Ausgrenzung potentieller Oppositionen und zur Verschleierung eigener rassistischer Absichten z.B. Etablierung der Theorie von der "Vermischung der Rassen" zur Durchsetzung eines großeuropäischen Multi-Kulti-Reiches. Derartige Strategien wirken so stark, dass die Bürger die Realität nicht mehr wahrnehmen und die Tatsachen sogar verdrehen (siehe "Umkehr" bzw., 1:1-Verdrehungen bzw. "Umkehrung" der Tatsachen z.B. bei der Schizophrenie). Ein Andersdsenkender, Oppositioneller oder Regierungs-Kritiker wird dann z.B. "Nazi" abgestempelt, der eigentliche "Nazi", der mit dieser Rhetorik agiert aber für "gut" gefunden. Zu tief wirken bestimmte emotionale Wortbelegungen. Nur über eine (brutale) Konfrontation mit der Realität, kann ein echtes Umdenken ermöglicht werden. Angenehm ist so etwas nicht, insbesondere dann nicht, wenn der Manipulierte von bestimmten Indoktrinationen absolut überzeugt ist und er zudem sein eigenes (ggf. schlechtes) Verhalten gespiegelt bekommt - so wie die Anwohner von Konzentrationslagern des NS-Regimes, die z.T. völlig unter Schock standen als sie sahen, was sie allein durch ihr Wegschauen selbst geschaffen und unterstützt haben.