Wissen: Übersinnliche / Außersinnliche Wahrnehmung

Wissen Psychologie: Übersinnliche Wahrnehmung / außersinnliche Wahrnehmung / Parapsychologie

Wahrnehmung ist die Aufnahme von Reizen (Eindrücke aus unserer Umwelt) mit Hilfe unserer Sinne (Sehsinn, Hörsinn, Tastsinn, Geschmacksinn, Geruchssinn) und deren Verarbeitung im Gehirn.

 

Neben der regulären Wahrnehmung, die über die Aufnahme von Reizen über unsere Sinnesorgane erfolgt, spricht man (im Bereich der Parapsychologie) hypothetisch von sogenannter "Übersinnlicher Wahrnehmung" bzw. "Außersinnlicher Wahrnehmung", abgekürzt ASW.

 

Diese hypothetische Form der Wahrnehmung verläuft nicht über die uns bekannten Sinne und ist weitestgehend unerforscht.

 

Da Wahrnehmung aus Sicht der Psychologie und Gehirnforschung ein gehirngesteuerter Prozess ist und viele Prozesse, die im Gehirn ablaufen, noch nicht vollständig erforscht sind, bestehen diesbezüglich ebenso offene Fragen wie die Fragestellung in Bezug auf die Seele des Menschen oder das Universum an sich. Bislang bestehen außer Spekulationen und Thesen keine wissenschaftlich allgemeingültig bestätigten Beweise auf der Grundlage allgemein anerkannter Theorien.

 

In der Parapsychologie werden seit langem verschiedene klassische Formen der außersinnlichen Wahrnehmung unterschieden: Dazu gehört z.B. die Telepathie, das Hellsehen (und Hellhören) und die Präkognition (und Retrokognition). Darüber hinaus existieren weitere Phänomene, die nicht nur weitestgehend, sondern fast gänzlich unerforscht sind und bei denen es sich um Mischformen zwischen sinnlicher und außersinnlicher Wahrnehmung oder um (um)interpretierte bzw. missverstandene rein sinnliche Wahrnehmungen handelt.

 

Beispiele für ASW

Telepathie bezeichnet die geistige bzw. gedankliche Informationsübertragung zwischen Lebewesen ohne Beteiligung der bekannten Sinne. Unter Hellsehen versteht man die außersinnliche Wahrnehmung eines gleichzeitigen Ereignisses und unter Präkognition die Vorhersage zukünftiger Ereignisse, die bereits vorgefühlt bzw. entsprechend vorerfahren werden, wobei sich die entsprechende Vorhersage auf wenige Sekunden oder viele Jahre beziehen kann.

 

Eine besondere Form des Hellsehens ist das Hellhören. Darunter versteht man die außersinnliche Wahrnehmung von Sprache bzw. Stimmen sowie von Klängen oder Geräuschen ohne dass dafür ein objektiv messbares akustisches Ereignis vorliegt. Der Begriff des Hellhörens ist jedoch vom Begriff des Stimmenhörens zu unterscheiden.

 

Das Hören von Stimmen, die real nicht vorhanden und für andere Personen nicht wahrnehmbar sind, zählt aktuell offiziell noch zu den Trugwahrnehmungen, die z.B. über Halluzinationen entstehen. Ob das Hellhören ebenfalls eine Trugwahrnehmung ist, darüber streiten sich die Gemüter. Hier bestehen unterschiedliche Ansichten.

 

Eine weitere Form der außersinnlichen Wahrnehmung ist die Retrokognition. Dabei handelt es sich um eine außersinnliche Wahrnehmung, die sich auf Situationen oder Ereignisse in der Vergangenheit bezieht. Retrokognitive Wahrnehmungen können sich auf allgemeine Ereignisse in der Vergangenheit beziehen oder auf das Leben bzw. Erinnerungen einzelner Personen. In diesem Zusammenhang wird unter anderem über persönliche Wahrnehmungen berichtet, die in keinem Zusammenhang mit dem derzeitigen Leben stehen und teilweise mit der Option früherer Leben erklärt werden.

 

Auch hier besteht der Verdacht auf Trugwahrnehmungen. Wie beim Hellhören und Stimmenhören ist aus wissenschaftlicher Sicht zumindest noch nichts anderes bewiesen. Doch es gibt mittlerweile erste Forschungsansätze bei denen zwar noch keine allgemeingültige Erklärung gefunden wurde, sich aber erstaunliche Belege zeigten. 

 

Im Zusammenhang mit retrokognitiven Wahrnehmungen kennt man den Begriff der sogenannten Seelenwanderung und die Theorie von der Wiedergeburt, mit dem sich auch die Lehrtradition und Religion des Buddhismus mit weltweit ca. 230 bis 500 Millionen Anhängern auseinandersetzt. Dennoch werden Wahrnehmungen, die nicht auf real messbare Reize zurückgeführt werden können in den meisten Ländern der westlichen Welt eher zu den Wahrnehmungsstörungen gezählt. Mit Wahrnehmungsfehlern hat die Thematik nichts gemein.

 

Parapsychologie
Mit übersinnlicher Wahrnehmung beschäftigt sich die Parapsychologie, ein wissenschaftlicher Forschungszweig, der jenseits des normalen Wachbewusstseins liegende psychische Fähigkeiten untersucht, die das normale Erkenntnisvermögen überschreiten- und deren Anfänge bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Die Parapsychologie untersucht paranormale Phänomene wie z.B.

 

- Wahrsagen und Weissagen

- Telepathie (die Übertragung von Informationen durch Gedanken oder Gefühle ohne Verwendung der klassischen 5 Sinne)

- Präkognition (Das Empfangen oder wahrnehmen von Informationen zukünftiger Ereignisse, bevor diese eintreten)

- Hellsehen (Erhalten von Informationen über Begebenheiten / Ereignisse an entfernten Orten mithilfe unbekannter Mittel)

- Fernwahrnehmung / Remote viewing (Fähigkeit, an entfernte Informationen zu gelangen, die der körperlichen
  Wahrnehmung nicht zugänglich ist)

- Psychokinese und Spuk (Die Fähigkeit, materielle oder physikalische Prozesse mithilfe unbekannter Mittel zu beeinflussen)

- Geistererscheinungen (Phänomene, die mit Gespenstern in Verbindung gebracht werden und an Orten geschehen,
  die ein Verstorbener häufig aufgesucht hat oder an Orten, an denen ein Verstorbener zuvor gelebt hat)

- Schlafwandeln

- Materialisation

- Visionen

 

1911 wurde die Stanford-Universität zur ersten akademischen Institution in den Vereinigten Staaten, in der außersinnliche Wahrnehmung und Psychokinese im Labor erforscht wurden. 1930 wurde die Duke-Universität in Durham zur zweiten größeren akademischen Institution, die sich um die Erforschung von außersinnlicher Wahrnehmung und Psychokinese im Labor bemühte. Daraus entwickelte sich nach Abspaltung das Rhine Research Center, ein parapsychologisches Forschungsinstitut, das bestrebt ist, die Tiefe, Weite und die Möglichkeiten des menschlichen Bewusstseins zu erkunden.

 

Die Parapsychologische Vereinigung („Parapsychological Association“, abgekürzt PA) wurde in Durham, North Carolina am 19. Juni 1957 gegründet. Ihre Bildung wurde durch J. B. Rhine bei einer Tagung im Parapsychologischen Labor der Duke-Universität angeregt. Ziel der Vereinigung war, dass die Parapsychologie zu einer Wissenschaft aufsteigt, neue Erkenntnisse in ihrem Bereich verbreitet und die Entdeckungen mit den Erkenntnissen anderer Wissenschaftsbereiche verknüpft.

 

1969 wurde die Parapsychologische Vereinigung in die American Association for the Advancement of Science (AAAS) aufgenommen, die größte wissenschaftliche Gesellschaft weltweit. Die Verbindung der Parapsychologischen Gesellschaft mit der American Association for the Advancement of Science zusammen löste im Zusammenspiel mit einer größeren allgemeinen Offenheit für parapsychologische und okkulte Phänomene in den 1970er Jahren eine Dekade intensiver parapsychologischer Forschung aus, woraus weitere Organisationen wie die Academy of Parapsychology and Medicine (1970), das Institute of Parascience (1971), die Academy of Religion and Psychical Research, das Institute of Noetic Sciences (1973), die International Kirlian Research Association (1975) und das Princeton Engineering Anomalies Research Laboratory (1979) hervorgingen.

 

Das rege Interesse an parapsychologischen Phänomenen hielt bis in die 1980er Jahre an und nahm dann beträchtlich ab. Einerseits konnte die Forschung nicht jene Beweiskraft aufbringen, die von ihr erwartet wurde. Andererseits erwiesen sich einige scheinbar paranormale Effekte wie zum Beispiel die Kirlianfotografie unter strengeren Versuchsbedingungen als naturwissenschaftlich erklärbar.

 

In Deutschland wurde 1950 das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg im Breisgau von dem Parapsychologen Hans Bender gegründet. Damaliger Schwerpunkt war die Erforschung von Spukfällen sowie Laborversuche zu außersinnlicher Wahrnehmung und Psychokinese. Heute beschäftigt sich das Institut mit der systematischen und interdisziplinären Erforschung von bisher unzureichend verstandenen Phänomenen und Anomalien an den Grenzen unseres Wissens.

 

Heute wird das besagte Institut unter der Leitung von Dieter Vaitl auch an der von Walter von Lucadou geleiteten Parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg betrieben, die ein Beratungsangebot für Menschen bietet, die ungewöhnliche, paranormale, okkulte oder unerklärliche Erfahrungen gemacht haben.

 

Verschiedene Theorien und Modelle versuchen Psi-Phänomene im Rahmen bereits bekannter und erweiterter Theorien zu erklären. Trotz vieler nachgewiesener Belege für die von der Parapsychologie untersuchten Phänomene, gelang es der Parapsychologie bislang noch nicht, diese über wissenschaftliche Methoden zweifelsfrei nachzuweisen.

 

Parapsychologen halten jedoch seit langem den mentalen Einfluss einer Person auf die Gedanken, Empfindungen oder das Nervensystem einer entfernten anderen Person für möglich. 

 

Ein besonders Forschungsgebiet beschäftigt sich mit dem Phänomen außerkörperlicher Erfahrungen und sogenannter Nahtoderlebnisse bzw. Nahtoderfahrungen. Das Interesse an diesem Thema und dessen Erforschung ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen, ebenso die allgemeine Offenheit für die Thematik, was mit einem deutlichen Outing von Zeugen einhergeht, die sich früher nicht trauten, öffentlich über ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten.

 

Daher gibt es seit den letzten Jahrzehnten auch immer mehr Forscher, die sich mit dem Phänomen außerkörperlicher Erfahrungen auseinandersetzen und immer weniger daran zweifeln, das außerkörperliche Erfahrungen entgegen der vorausgegangenen Auffassung in vielen Fällen eben nicht auf Halluzinationen zurückzuführen sind.