Wissen: Eifersucht

Eifersucht: Ein biologisches, psychologisches und psychiatrisch relevantes Phänomen

 

Wissen Psychologie / Psychiatrie: Eifersucht, natürliche Eifersucht, misstrauische / übertriebene Eifersucht, krankhafte / pathologische Eifersucht, Eifersuchtswahn / Othello Syndrom, Wie entsteht Eifersucht? Was kann man gegen Eifersucht tun? Hintergrund

Inhalte
Was ist Eifersucht? Wie entsteht Eifersucht? Woran liegt Eifersucht? Wie schadet Eifersucht? Wobei hilft Eifersucht?

Wer ist überhaupt eifersüchtig und worauf?

Was kann man gegen Eifersucht tun?

 

Eifersucht im Allgemeinen

Allgemein ist Eifersucht ein schmerzhaft empfundenes Gefühl, das bei (real existierender oder angenommener) fehlender oder nicht genügender Anerkennung (Aufmerksamkeit, Liebe, Respekt, Zuneigung) entsteht. Zugleich rührt Eifersucht aus der Angst, dass jemand (oder etwas) anderes mehr Zuneigung erhält als man selbst für sich erwartet. Eifersüchtige Menschen sind von der Angst beseelt, dass der Partner jemand anderem mehr Aufmerksamkeit widmet als ihnen.

 

Eifersucht muss nicht zwingend auf Personen beschränkt sein; Menschen können auch auf Haustiere oder Hobbys eifersüchtig sein. Eifersüchtige Menschen sind besitzergreifend, wodurch sie zu regelrechten Klammeräffchen mutieren, was nach dem Distanz-Nähepartner-Prinzip automatisch das Gegenteil dessen erzeugt, was der eifersüchtige Mensch mit seinem Verhalten eigentlich bezweckt: Mehr Aufmerksamkeit, mehr Nähe, mehr Zeit, mehr Anerkennung. In vielen Fällen besteht der Hauptgrund für Eifersucht aber auch in der übermächtigen Angst, den Partner zu verlieren oder vom Partner hintergangen bzw. betrogen zu werden.

 

Eifersucht steht in Verbindung mit einem "Besitzanspruch" auf den Anderen. Doch was ist von Besitzansprüchen in der Liebe zu halten. Kann man von Liebe reden, wenn ich Jemanden besitzen will? Will ich im devot masochistischen Sinne selbst von Jemandem besessen werden? Zeigt sich Liebe nicht vielmehr in Großzügigkeit? Kann Liebe durch Besitzanspruch erzwungen werden?

 

Fakt ist, dass Besitzansprüche der Tod jeglicher Liebe und Harmonie sind. Ebenso wenig ist Fakt, dass Besitzdenken und Besitzansprüche  eben kein Liebesbeweis sind. Vielmehr handelt es sich um einen Beziehungskiller par excellence. Hinzu kommt, dass Kontrolle nicht davor schützt, dass der Partner bzw. die Partnerin das Weite sucht. Ganz im Gegenteil: Ein solches Gebaren nimmt anderen "die Luft zum Atmen" und treibt den Partner bzw. die Partnerin daher zur Flucht. Verlustangst nimmt die Freiheit, erzeugt eine Art Gefängnis-Atmosphäre und macht "klein", "hässlich" und "unsexy" - ein Grund, warum Eifersucht Untreue ankurbelt und in diesem Zusammenspiel zu den häufigsten Trennungs- und Scheidungsgründen zählt.

 

Psychologische Definitionen:

"Eifersucht ist eine aversive emotionale Reaktion, die als Ergebnis einer externen Sympathiebekundung oder Beziehungsaufnahme eintritt, die real oder fiktiv bzw. phantastisch vorgestellt ist oder für wahrscheinlich gehalten wird“ bzw.: „Eifersucht ist leidenschaftliches Streben nach Alleinbesitz der emotionalen Zuwendung einer Bezugsperson mit der Angst vor tatsächlichen oder vermuteten Konkurrenten“ Bei Eifersucht unterscheidet man folgende Formen und Begriffe:

 

Natürliche Eifersucht

(auch "gesunde Eifersucht" oder "angeborene Eifersucht" genannt)

Eifersucht gehört eigentlich zur "biologischen Grundausstattung" eines jeden Menschen. In einer Befragung gaben mehr als 90 Prozent der Befragten an, die Gefühlsregung Eifersucht zu kennen.

 

Misstrauische Eifersucht / Antizipatorische Eifersucht / Übertriebene Eifersucht

(von Freud auch "neurotische Eifersucht" genannt z.B. Verdächtigungen, Grübeln, Misstrauen, Argwohn, erhöhte Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, Hinterherspionieren, Verhinderung sozialer Kontakte, Einschränkung der Autonomie etc.)

 

Krankhafte Eifersucht / Pathologische Eifersucht

Krankhafte Eifersucht zeigt sich wie folgt:

 

- Täglicher Gedanke an die Untreue des Partners

 

- Durchsuchen der persönlichen Habseligkeiten des Partners /

  Suche nach "Beweisen"

 

- Deutung von bestimmten Verhaltensweisen als vermeintliche Untreue

 

- Seltenes Alleinlassen des Partners

 

- Besitzergreifendes Verhalten

 

- Dem Partner hinterherspionieren

 

- Ausfragen anderer Personen über Aktivitäten und Aufenthaltsorte des Partners

 

- Ständige Konfrontation des Partners mit dem Vorwurf der Untreue

 

- Ständige Kontrolle des Partners

- Tätigen von Kontrollanrufen beim Partner

 

- Einschränkung der Freiheiten des Partners

 

- Versuch der Isolation des Partners vom persönlichen sozialen Umfeld

 

Menschen, die krankhaft eifersüchtig sind, reagieren in der Regel heftig. Sie können weder aus ihren Fehlern lernen, noch ihr Verhalten der Situation anpassen. Meist richtet sich ihre Eifersucht auch gegen eine Vielzahl anderer Personen. Dazu kann die Familie des Partners zählen, die Freunde des Partners, die Arbeitskollegen des Partners etc. Begünstigende Faktoren für die Entwicklung "krankhafter Eifersucht" sind vielfältig. Sie reichen von vorausgegangenen Erfahrungen (z.B. Vertrauensmissbrauch in vorangegangenen Beziehungen) über ein gemindertes Selbstwertgefühl bis hin zu einer depressiven Symptomatik. Krankhafter oder pathologischer Eifersucht liegt meist eine tieferliegende Störung zu Grunde, die es zu behandeln gilt.

 

Eifersuchtswahn / Othello Syndrom

Die wahnhafte Überzeugung, vom Partner betrogen und hintergangen zu werden, ist ggf. als Symptom einer Psychose z.B. bei einer paranoiden Schizophrenie, einer wahnhaften Depression oder einer neurologischen Erkrankung) (nach DSM IV: Subtypus der Wahnhaften Störung (DSM-IV: 297.1)

 

Der Eifersuchtswahn zeichnet sich, ähnlich wie auch bei anderen Wahnformen, durch die subjektive Gewissheit aus, dass das Erlebte bzw. Unterstellte genauso so und nicht anders ist. Der wahnhaft Kranke kann auch durch Klärungsversuche nicht von dieser Meinung abgebracht werden, so dass er sich von seiner Fehleinschätzung ebenso wenig distanzieren kann. Derartig ausgeprägte Wahnvorstellungen machen häufig den Einsatz von Medikamenten erforderlich.

 

Eifersucht & Neid

Eifersucht ist auch eine Form des Neides bzw. der Missgunst gegenüber einer Person, die man in Relation zu sich selbst für begünstigt hält. Sie ist von Neid jedoch abzugrenzen, weil Ängste bestehen. Ein Unterschied zwischen Eifersucht und Neid besteht darin, dass ein eifersüchtiger Mensch eher Angst hat (z.B. den anderen, den er liebt oder braucht, zu verlieren) während ein neidischer Mensch das begehrt, was andere besitzen.

 

Eifersucht & Hochmut

Ebenso ist Eifersucht eine Form des Hochmutes: Eine eifersüchtige Person stellt ihren eigenen Wert (indirekt) über den Wert ihres Partners, den die eifersüchtige Person in ihrem (alleinigen) Besitz wissen will. Eine eifersüchtige Person will ihren Partner besitzen und ihm die eigene Freiheit nehmen. Die eifersüchtige Person fühlt sich hintergangen, betrogen, ausgestochen und seines Besitzes bestohlen. Der Partner wird kontrolliert, gegängelt und eingeschränkt, am liebsten eingesperrt.

 

Begrifflichkeit / Wortgebilde & Ableitung

Das Wort "Eifersucht" setzt sich aus den Wörtern "Eifer" und "Sucht" zusammen. "Eifer" stammt vom althochdeutschen Wort "eiver" ab, was so viel bedeutet wie "das Bittere" bzw. "Erbitterung". Dieses Wort spiegelt das Gefühl der Eifersucht sehr gut wieder. Insofern ist Eifersucht konkret ein Gefühl der Erbitterung über die (tatsächliche oder lediglich angenommene und unterstellte) Bevorzugung anderer.

 

Entstehung

Diese Erbitterung kann in einem regelrechten Eifersuchtswahn münden. Ebenso kann ein bereits bestehender Wahn oder eine andere schwere Psychose bzw. psychische Störung bereits von sich aus dazu führen, dass das Gefühl der Eifersucht entsteht, selbst wenn kein natürlicher Grund vorliegt bzw. die tatsächlich messbaren realen Gegebenheiten, die dem Gefühl der Eifersucht üblicherweise zu Grunde liegen, nicht vorhanden sind.

In der Regel entsteht Eifersucht, wenn der eigene Anspruch auf Zuneigung oder Liebe durch das reale oder lediglich vermeintliche (angenommene bzw. unterstellte) Verhalten des Partners dadurch in Frage gestellt wird, dass dieser einer anderen Person genau jene Zuneigung oder Liebe entgegenbringt, die man vom Partner für sich selbst erwartet. Eifersucht steht insofern in Verbindung mit einer bestimmten Erwartungshaltung und ganz bestimmten individuellen Detail-Erwartungen an das Verhalten des Partners.

 

Eifersucht & Angst

Eifersucht ist auch eine Form der Angst. Dadurch, dass der Partner real oder vermeintlich einer anderen Person mehr Aufmerksamkeit widmet, können - je nach eigener Lebenserfahrung (z.B. erfahrene Verletzungen, Traumata etc.) und nach Grad der Ängstlichkeit - starke Verlustängste aufkommen. Details

 

Sexualität oder Zuwendung

Aufgrund der ureigenen menschlichen Sexualität steht Eifersucht oft in Verbindung mit einem Verdacht der sexuellen Untreue. Eifersucht kann aber auch nicht sexuelle Gedanken und Ängste als Ursache haben z.B. wenn ein Mensch, der zu einem anderen Menschen unabhängig des Geschlechts eine bestimmte Zuneigung und Vertrautheit empfindet, seine Gefühle allein dadurch verletzt sieht, weil sich sein Gegenüber auch anderen Personen in gleicher Art und Weise zuwendet. Dabei kann es bereits ausreichen, dass die entsprechende Person anderen Menschen gegenüber das gleiche Verhalten zeigt bzw. dem eifersüchtigen Menschen nicht deutlich mehr Aufmerksam widmet als diese erwartet. Insofern steht Eifersucht in gewisser Weise ebenfalls in einer Verbindung mit Narzissmus und anderen Persönlichkeitsstörungen.

 

Eifersucht als Indikator für Unzufriedenheit

Eifersucht ist aber nicht nur als Störung zu begreifen. Sigmund Freud: "Eifersucht gehört zu den Affektzuständen, die man ähnlich wie die Trauer als normal bezeichnen darf." Diese "normale" Eifersucht ist kein psychischer Defekt, sondern ein psychologischer Indikator dafür, dass Eifersüchtige mit seiner Lebenssituation unzufrieden ist.

 

Eifersucht als ureigener biologischer Instinkt

Eifersucht ist eigentlich ein ureigener biologischer Instinkt, der dazu dient, einen Partner zum Zwecke der "Paarung" und Familienbildung an sich zu binden, potentielle Konkurrenten zu bekämpfen und die "Abwanderung" des Partners zu vermeiden. Eifersucht diente bei Kindern dazu, bei der Essensgabe gegenüber den Geschwistern nicht benachteiligt zu werden und dadurch überleben zu können.

 

Was in der Steinzeit noch ganz entscheidend wichtig war, um die menschliche Evolution allein im biologischen Sinne aufrechtzuerhalten, kann in modernen Zeiten der Bildung dann schon mal hinterfragt werden. Aber auch heute ist ein gesundes Mindestmaß an geringfügiger Eifersucht von gewissem Vorteil: Leichte Eifersuchtsgefühle dienen uns nämlich auch als Ansporn, uns in einer Beziehung nicht gehen zu lassen und uns um unseren Partner immer wieder aufs Neue in einer gewissen Art und Weise zu bemühen.

 

Eifersucht und Anstrengung

Im Gegensatz zur Steinzeit haben Menschen in der Neuzeit eine bedeutend längere Lebenserwartung, folglich auch eine längere Dauer einer "klassischen" Beziehung, zumindest im Rahmen einer Familie. Um eine Beziehung auch tatsächlich über das rein biologisch vorgesehene Maß hinaus erfolgreich weiterführen zu können, bedarf es einer gewissen "Anstrengung", die früher durch den relativ frühen Tod (wodurch auch immer) geradewegs entfiel.

 

In einem modernen Beziehungsleben müssen quasi mehrere Steinzeitleben miteinander kombiniert werden. Die einmalige Werbung des "Männchens" für die nächsten paar Jahre weicht daher ebenso dem Anspruch auf stetigen "Liebesbeweis" und Bemühungen über eine längere Dauer wie dies auch das "Steinzeit-Männchen" vom "Steinzeit-Weibchen" erwartete. Dieser Theorie könnte man entgegensetzen, dass sich Paare heute schnelle trennen bzw. Ehepaare immer häufiger scheiden lassen.

 

Genau das hängt aber wieder damit zusammen, dass die instinktiven Anstrengungen (Paarungsverhalten) mit der Zeit (der Gewöhnung und des Sicherheitsgefühls) abnehmen und sich stattdessen monotone Verhaltensmuster und ein "sich gehen lassen" einstellen. Wer sich als "Single" bzw. am Anfang einer Beziehung noch mehr oder weniger darum bemüht, interessant, souverän und eloquent zu sein und "umwerfend" auszusehen, "mutiert" mit der Zeit bzw. den Jahren dann schon mal gern zum gemütlichen "Couchpotato". Statt äußeren Werten zählen nun mehr die inneren Werte - und manchmal auch das gute Essen und die Routine. Aus der Sprache der Erotik werden kindliche Cosenamen wie "Hasi", "Schnuckel", "Bärchen", "Schnuffi", "Liebchen", "Mutti" oder "Pappi". Man vernachlässigt sein Styling und sein Outfit, die Welt wird gemütlicher. Daraus resultiert dann mal eine "Plautze" oder auch ansonsten eine gewisse Lässigkeit, die man auch als Fahrlässigkeit bezeichnen kann. Bei einer Befragung sagte jemand:

 

"Ich sehe im Supermarkt oft Männer und Frauen, die herumlaufen, als wären sie gerade aufgestanden, wie ungewaschen, ungeduscht in Jogging- oder Jeansklamotten schnell mal Brötchen und Getränke holen. Das sind sicher keine Singles mehr oder solche, die es lieber bleiben wollen." Eine weitere Stimme: "Zuhause laufen ich und mein Mann im Jogginganzug rum. Für uns ist es wichtig, dass es bequem ist." Ein anderer würde sagen: "Es ist authentisch." Ob eine derartige Authentizität langfristig aber beziehungsfördernd ist, ist eine andere Seite. Ein weiteres Statement: "Wenn Du auf der Straße attraktive und gut gekleidete Leute siehst, kannst Du davon ausgehen, die sind noch Single."

 

Wer nicht mehr "auf dem Markt" ist bzw. am "Marktgeschehen" aktiv teilnimmt, verliert ganz einfach die Motivation, sich ständig zu bemühen. Schließlich fehlt das Motiv. Das Gefühl der Eifersucht kann jedoch ein solches Motiv sein und einem den Beziehungsmarkt wieder vor Augen führen. Dazu ein weiterer Erfahrungsbericht: "Erst als ich ausgezogen bin, hat mein Ex-Mann wieder erkannt, dass man regelmäßig zum Friseur gehen kann und es auch Pflegeprodukte für Männer gibt. Er hat wieder Sport gemacht und sich plötzlich komplett neu eingekleidet."

 

Eifersucht bei Kindern

Besonders archaisch ist die Eifersucht von Kindern. Diese kann bei Kindern ab einem Alter von ca. sechs Monaten auftreten, folglich ab der Zeit, in der die Schutzinstinkte der Eltern wieder abnehmen und das Kind derartige Gefühle als Schutzmechanismus herausbilden. Was früher allein das "Babyface" bzw. der Stimulus der übergroßen Augen sowie der riesigen Iris und Pupille leistete bzw. im Gehirn der Eltern beeinflusste, muss jetzt immer mehr das Kind selbst leisten. Es entwickelt Gefühle, die zu einem bestimmten Verhalten führen, das in Form von Eifersucht hier eine Schutzfunktion einnimmt z.B. um von den Geschwistern nicht übervorteilt zu werden und genügend Essen zu bekommen.

 

So kann ein Kind z.B. eifersüchtig werden, wenn seine Eltern den Geschwistern anscheinend mehr "Zuwendung" zu Teil werden lassen. Diese erste Eifersucht setzt sich im späteren Leben fort. Stets geht es darum, nicht übervorteilt zu werden und sich selbst zu schützen. In der Schule kann Eifersucht entstehen, wenn ein Lehrer andere Schüler anscheinend bevorzugt, ihnen z.B. bessere Noten gibt oder sie öfter im Unterricht berücksichtigt.

 

Eifersucht bei Erwachsenen

Bei erwachsenen Personen kann Eifersucht z.B. auftreten, wenn der Partner mit einem anderen Menschen flirtet oder Vertraulichkeiten austauscht und der Beobachter dies als Gefährdung der eigenen Beziehung wahrnimmt. Eifersucht kann aber auch im Berufsleben entstehen z.B. wenn der Chef einem Kollegen mehr Beachtung, Respekt und Anerkennung schenkt als einem selbst. Auch hier wirken unsere archaischen Urinstinkte hinein in die Neuzeit. Schließlich geht es darum, wer befördert wird, einen höheren Status erhält, mehr Geld verdient und seiner Familie mehr bieten kann.

 

Eifersucht & Wahrnehmung

Kleinste Wahrnehmungen dienen hier als Reiz, um das Gefühl der Eifersucht zu erzeugen. Dabei reicht allein die subjektive Wahrnehmung aus. Bereits eine subjektive Detail-Wahrnehmung oder ein reiner Phantasie-Gedanke kann ausreichen, um unseren Selbstschutzmechanismus anzuregen, damit wir nicht übervorteilt werden. In der Realität weiß man im modernen Leben jedoch allein aufgrund unserer Bildung, dass viele Wahrnehmungen und Phantasien, die zur Eifersucht führen, so wie wir meinen, gar nicht real sind. Sie unterliegen unzähligen Beobachtungs-, Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehlern, durch die wir uns selbst täuschen.

 

Eifersucht & Faktoren

Während die Eifersucht eines Kindes zumeist endet, wenn es von den Eltern ebenfalls Zuwendung erfährt, erwarten viele eifersüchtige Erwachsene sehr häufig uneingeschränkte Aufmerksamkeit, die ausschließlich der eigenen Person gilt. Wie stark diese Erwartungshaltung ausgeprägt ist, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen u.a. Intelligenz, soziale und emotionale Intelligenz, der individuelle Sozialisationsprozess (in sozialer und kultureller Hinsicht, in Bezug auf die eigene Erziehung und die eigenen Erfahrungen im sozialen Kontext), die eigene Emotionalität und der Umgang mit den eigenen Gefühlen (z.B. Ängste, Selbstwertgefühl etc.), die seelische Verletzlichkeit sowie die psychische Konstitution.

 

Eifersucht & Psyche

Die psychische Konstitution entscheidet über individuelle Wahrnehmungen und Denkvorgänge. Sie ist zugleich ursächlich für krankhafte bzw. pathologische Eifersucht und den sogenannten Eifersuchtswahn, der - wie der Begriff es bereits sagt - auf einem Wahn begründet ist. Pathologische Eifersucht ist auf keine reale Situation bezogen. Sie ist vom Grunde auf da und führt bei den Betroffenen und ihren Partnern zu großen Problemen.

 

Übertriebene Eifersucht als fixe Idee

Übertriebene Eifersucht basiert zumeist auf einer überbewerteten fixen Idee. Eine solche überbewertete Idee - auch "Fixe Idee" (lateinisch idea fixa „unveränderliche Idee“) genannt, ist eine kognitive Störung (Denkstörung), bei der die Realitätswahrnehmung verzerrt ist. Sie ähnelt einem Wahn­gedanken, ist davon jedoch abzugrenzen. Konkret handelt es sich bei einer überbewerteten fixen Idee um eine falsche Vorstellung, die das Denken und die Wahrnehmung umfasst und einer Berichtigung und Veränderung nur schwer zugänglich ist. Eine überbewerteten fixe Idee ist nicht zwingend daran gebunden, dass die Vorstellung sachlich falsch ist (wie bei einer Wahnidee). Entscheidender ist der Zwangsgedanke in Form einer Idee, die den Betroffenen anhaltend beherrscht und sich ihm immer wieder aufdrängt. Ob diese Idee nun sachlich wahr ist oder nicht, spielt weniger eine Rolle. Der Betroffene wird seine Wahrnehmung immer wieder so ausrichten (z.B. Fundamentaler Beobachtungsfehler, Selektive Wahrnehmung) und subjektiv interpretieren, dass diese seiner fixen Idee entspricht. Überbewertete fixe Ideen können sich bis zu einem Wahn (z.B. Größenwahn, Liebeswahn, Eifersuchtswahn etc.) steigern, so dass sie die Kriterien einer Psychose erfüllen. In Folge dessen kommt es folglich zu einer ernsthaften Störung im Realitätsbezug bis hin zum Realitätsverlust.

 

Obwohl die Betroffenen ansonsten logisch denken, so dass sie erst einmal für vernünftig gehalten werden, konzentrieren sich bei einer überbewerteten fixen Idee alle Gedanken auf das Kernthema. So lange dieses Kernthema von anderen thematisch nicht berührt bzw. angesprochen wird, wirken die Betroffenen ganz normal. Aus fixen Ideen kann sich eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung entwickeln. Alternativ können fixe Ideen auch in Verbindung mit einer Persönlichkeitsstörung stehen. Fixe Ideen können aber auch im Rahmen einer krankheitswertigen psychischen Störung vorkommen. Überbewertete Ideen können aufgrund der Irritationen anderer Menschen und der Belastung für die Umwelt - wie der Wahn auch - schwere Störungen der sozialen Beziehungen zur Folge haben. (Detail-Infos)

 

Eifersuchtswahn

Der Eifersuchtswahn ist eine Unterform einer Wahnstörung. Bei einem Eifersuchtswahn unterstellt die betreffende Person ihrem Partner ohne real messbare Fakten die unterschiedlichsten Gründe für ihre Eifersucht - und das unabhängig von ihrer realen Existenz. Bereits kleinste Verhaltensweisen führen zu Annahmen, Mutmaßungen, Unterstellungen und Anschuldigungen. Es kommt zu Vorwürfen, dass der Partner andere attraktiver findet oder "fremd" geht. Es nutzt nichts, wenn der andere immer wieder seine Liebe erklärt oder seine Unschuld beteuert und versichert, dass er den anderen mag und es keinen vergleichbar anderen gibt. Die wahnhaften Vorstellungen und Selbstzweifel des wahnhaft Eifersüchtigen können von nichts und niemandem ausgeräumt werden.

 

Selbst wenn sie für eine Weile verschwinden, treten die wahnhaften Vorstellungen und die daraus resultierenden Gefühle immer wieder auf. Wenn überhaupt, so kann hier nur ein Psychiater helfen. Der Partner kann es nicht. Zum einen glaubt der wahnhaft Kranke seinem Partner nicht, zum anderen ist der wahnhaft Kranke nicht einsichtig. Genau an dieser (trotz messbarer Realität) fehlenden Einsicht ist der wahnhaft Kranke zugleich zu erkennen. Die Chance, dass eine unter einem Wahn leidende Person einen Arzt oder einen Psychotherapeuten konsultieren wird, ist gerade deshalb sehr gering. Ebenso gering ist die Aussicht auf einen Erhalt einer solchen Beziehung, schließlich basiert eine gesunde Beziehung auf Vertrauen und Liebe.

 

Wahn ist eine subjektive persönliche Wirklichkeit, von deren Richtigkeit der Betroffene absolut überzeugt ist. Das Krankhafte am Wahn liegt nicht im Inhalt, sondern vielmehr in der Unbeeinflussbarkeit durch Erfahrung und zwingende Schlüsse. Erklärungen, warum die Vorstellungen absurd sind, verändert nicht die vermeintliche Gewissheit und Überzeugung. Angehörige die versuchen, dem wahnhaft Kranken den Wahn auszureden, werden als parteiisch angesehen. Eine Diskussion steigert die emotionale Betroffenheit und verschlimmert die Auswirkungen.

 

Ein Wahn bedarf für den am Wahn erkrankten Menschen keines Beweises. Bereits harmlose Ereignisse werden als Bestätigung der eigenen wahnhaften Überzeugung interpretiert. Wahnhaft erkrankte Menschen schaffen sich ihre Beweise sogar selbst, z.B. indem sie ihre Aufmerksamkeit fokussieren und selektiv wahrnehmen (Selektive Wahrnehmung). Sie konzentrieren sich solange auf die Beobachtung bestimmter Vorgänge bis sie etwas daraus ableiten können, ähnlich wie man in jeder Wolke am Himmel irgendwann irgendein anderes Objekt bzw. eine Gestalt sieht z.B. ein Gesicht.

Aus jedem Verhalten lesen sie genau das heraus, was ihre Wahnvorstellung bestätigt und bekräftigt.

 

Wahnhafte Eifersucht kann völlig extreme Züge annehmen z.B. wenn eine Person sogar sämtliche Bekannte oder Nachbarn als Liebhaber seines Partners ansieht. Gibt es keine Nachbarn oder keine Bekannte mehr, dann könnte der wahnhaft Eifersüchtige zur Not noch unterstellen, sein Partner würde ständig mit fremden Menschen Verhältnisse pflegen, sich gar gegen einen verschwören.

 

Sofern das zentrale Wahnthema einer Person darin besteht, dass der Partner untreu sei und dieser Glaube ohne ausreichenden Grund entsteht und auf kleinsten "Beweisen" und überzogenen bis falschen Schlussfolgerungen basiert, liegt nach DSM IV ein Subtypus der Wahnhaften Störung (DSM-IV: 297.1) vor. Das trifft ebenfalls zu wenn vermeintliche "Beweise" gesammelt werden, um den Wahn zu rechtfertigen.

 

Die Überzeugung des Eifersüchtigen lässt sich bei einem Eifersuchtswahn nicht korrigieren, selbst wenn das vermeintliche "Vergehen" des Partners real bzw. messbar bzw. für alle Außenstehenden eindeutig nicht besteht. Eine Person, die mit dem Wahn konfrontiert wird, wird vielmehr alles dafür tun, um ihren Wahn zu bestätigen und zu beweisen. Während ein gesunder Mensch das Gespräch sucht und auf Gegenbeweise positiv reagiert, wird der wahnhaft eifersüchtige Mensch alles dafür tun, um die vermeintliche Untreue erfüllt zu wissen. Allein durch ihr Verhalten wirkt der wahnhaft Eifersüchtige seiner Partnerschaft entgegen: Er macht seinem Partner Unterstellungen, beobachtet ihn argwöhnisch, spioniert ihm hinterher, schränkt seine Unabhängigkeit ein, schränkt den Partner in seinem Verhalten, seinen Blicken und Äußerungen ein und greift ihn an. Damit macht sich der Eifersüchtige selbst wenig attraktiv, sogar lächerlich. Er erreicht Antipathie - aber auch Angst.

 

In der Regel erfolgt eine Behandlung, für die kein Psychologe, sondern ein Facharzt für Psychiatrie zuständig ist, über eine medikamentöse Behandlung. Nur wenn die Beeinträchtigungen gering sind, die Betroffenen ruhig und friedfertig sind und mit geringer emotionaler Betroffenheit reagieren, lohnen sich Gespräche.

 

Wurzeln der pathologischen Eifersucht

Die Wurzeln der pathologischen Eifersucht liegen zumeist bereits in der frühen Kindheit begründet. Pathologische Eiersucht betrifft vor allem jene Menschen, die in ihrer Kindheit keine bedingungslose Liebe und Zuneigung erfahren haben. Auch kann es sein dass ein anderer Geschwisternteil bevorzugt wurde oder jene Erfahrungen gemacht wurden, die zugleich auch für die Entstehung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ursächlich sind. Wer früher an seinem Wert zweifeln musste oder aber auch die normale  Eifersucht auf Geschwister (z.B. zumeist jüngere Geschwister) nicht mit Unterstützung der Eltern bewältigen konnte, neigt später zu pathologischer bzw. krankhafter Eifersucht - und das unabhängig von real existierenden Gegebenheiten. Pathologische Eifersucht klingt auch nicht ab. Sie besteht entweder permanent oder flammt immer wieder erneut auf - dazu in aller Unsachlichkeit und Heftigkeit.

 

Eifersucht & Liebe

Bei einem übertrieben bis krankhaft eifersüchtigen Partner ist weder Vertrauen, noch echte Liebe wirklich vorhanden, lediglich die phantastische Vorstellung, die zugleich einer ganz persönlichen (und damit egozentrischen) Idealvorstellung entspricht, nicht aber dem Gefühl der Gemeinsamkeit. In Wahrheit gibt es hier nur einen, der die Regeln bestimmt. Das ist der Eifersüchtige. Allein die Liebe unterliegt ggf. einer Wahnvorstellung und das Denken und Verhalten widerspricht den Grundregeln einer Beziehung. Der wahnhaft Eifersüchtige entwickelt eher feindselige Gefühle. Mit Liebe hat das wenig gemein - auch wenn es so aussieht und ggf. immer wieder aufs Neue beteuert wird. Liebe erkennt man eher an Achtung, Respekt, der Zubilligung von Freiräumen etc.

 

Wenn wir unser eigenes Selbstwertgefühl von unserem Partner abhängig machen und unseren Wert über den Wert des Partners definieren, entsteht Eifersucht. Eifersucht hat folglich wenig mit Liebe zu tun. Eifersucht ist sowohl die Angst, a) nicht genügend Liebe zu bekommen und/oder b) die Liebe des Partners ggf. zu verlieren, zugleich aber auch c) eine Art der Überwertung der eigenen Person und Höherstellung über den Partner. Wer das zwanghafte und unangenehme Gefühl der Eifersucht kennt, wird insbesondere Letzteres natürlich in der Regel nicht wahrhaben wollen und dies für sich abstreiten. Es ist aber nun mal ein Fakt, der im Übrigen bereits in der Bibel angesprochen und von Jesus gegensätzlich gepredigt und vorgelebt wird. 

 

Starke Eifersucht hat nichts mit Liebe gemein und ist sogar gegensätzlich und schadhaft. Eifersucht hat nämlich auch damit etwas zu tun, dass wir andere Menschen nach unserem eigenen Vorbild formen wollen. Ein eifersüchtiger Mensch will seinen Partner dazu bringen, sich unter ihn zu stellen, sich zu unterwerfen, sich aufzugeben, zu einem Objekt des Besitzes zu werden. Damit wird der eigene Besitz- und Machtanspruch befriedigt, nicht aber das gemeinsame Gefühl der Liebe. Liebe bedeutet das Gegenteil, nämlich dass uns unser Partner wichtig ist. Liebe bedeutet, dass wir wollen, dass es unserem Partner gut geht - und nicht nur uns selbst.

 

Eifersucht & Individualität

Die Ausprägung des Gefühls der Liebe und Zuneigung, der eigene Anspruch und die Erwartungen in Bezug auf den Partner, die eigenen Ängste und Verlustängste sind ebenso individuell wie die Wahrnehmung von Verhalten. Ob ein bestimmtes Verhalten des Partners oder der Vertrauenspersonen als unliebsam, schmerzhaft oder als Bedrohung empfunden bzw. erlebt wird, hängt nicht zuletzt von den individuellen Wahrnehmungen, Erwartungen und Gefühlen sowie der psychischen Verfassung ab. Im Gefühl der Eifersucht spiegeln sich zugleich die eigenen Befürchtungen, Ängste und erlebten Negativerfahrungen einer Person wider, ebenso dessen individuell entwickelte Moralvorstellung. Diese sind jeweils individuell unterschiedlich.

 

Eifersucht & individuelle Persönlichkeits-Biographie

Aus der individuellen Eifersucht kann man folglich sehr viele Informationen über die eifersüchtige Person ableiten. Während der eine ggf. einen Verlust befürchtet, sieht ein anderer mehr einen Verrat. Während der eine einen Appell verspürt, sich in der Partnerschaft mehr zu engagieren, trifft ein anderer einen Negativ-Vergleich zu sich selbst. Er findet sich dann z.B. hässlich, langweilig oder minderwertig, je nachdem wie sein eigenes Selbstwertgefühl ausgegeprägt ist. Wie bereits aus der Kommunikationspsychologie bekannt, finden wir auch hier Appell-Typen, Beziehungs-Typen und Selbstoffenbarungs-Typen bzw. Menschen, die aus allem eine Aufforderung heraus interpretieren, sich mit anderen vergleichen oder auch sonst etwas herausinterpretieren, was eigentlich gar nicht da ist.

 

Ursache für Eifersucht

Ursache für Eifersucht (wie auch für Neid) ist immer auch ein Selbstwert-Defizit. Auf den ersten Blick mag es zwar so aussehen, als seien tatsächliche äußere Ereignisse die Ursache für Eifersucht (z.B. eine bestimmte Aufmerksamkeit, die der Partner einer anderen Person mehr widmet); in Wirklichkeit lösen wir die eigene Eifersucht selbst aus. Eifersucht ist also mehr in unseren eigenen Gefühlen als im Verhalten des Partners begründet. Hinter Eifersucht verbergen sich nämlich starke Selbstzweifel und eine innere Unsicherheit. Man fühlt sich in gewisser Weise unterlegen, hat Angst vor dem Vergleich und denkt, dass der Partner jeden anderen Menschen für interessanter halten müsste.

 

Um ihn nicht zu verlieren, will man ihn kontrollieren, am liebsten 24 Stunden lang. Wenn unser Selbstwertgefühl in irgendeiner Art und Weise "angekratzt" ist, brauchen wir - wie eine Sucht - (daher auch der Name) dafür unbedingt die verstärkte Aufmerksamkeit und Liebe des Partners, um die Lücke bzw. das Manko in unserem Selbstwertgefühl zu füllen und unsere eigenen Zweifel an uns selbst zu reduzieren - und das ständig. Hinzu kommen sogenannte "Selbstwertdienliche Verzerrungen", welche die Aufgabe haben, uns alles selbst so einzureden, wie wir es gerade brauchen bzw. individuell passend finden.

 

Eifersucht & Folgen für die Partnerschaft

Für unseren Partner kann dies alles - und insbesondere unsere Erwartung nach ständiger Auffüllung - ganz schön anstrengend sein. Der Partner fühlt sich eingeengt und zieht sich zurück. Die Beziehung zerbricht. Selbst wenn dies nicht sofort der Fall sein sollte, ist der Kontrollzwang des Eifersüchtigen für den Partner so anstrengend, dass sich unser Partner - gerade weil es für ihn so anstrengend ist - auch selbst wieder "auffüllen" muss und dann selbst auch nach Anerkennung sucht, natürlich woanders. Genau das, was der eifersüchtige Mensch eigentlich nicht will - und was er hasst oder verabscheut - provoziert er dadurch automatisch selbst: Dass der Partner bei anderen Liebe und Anerkennung auftankt und sich dazu anderen Personen zuwendet, die ihm diese Liebe und Anerkennung oder auch einfach nur Respekt und Vertrauen schenken. Ein Partner der eifersüchtig ist, kann dies nicht. Allein die Eifersucht raubt Energie und Unterstellungen zehren am Partner und auch an dessen eigenem Selbstwertgefühl. Das muss dann eben woanders "aufgefüllt" werden, dort wo man jenes Vertrauen genießt, das der eifersüchtige Partner einem eben nicht schenkt (oder bei wahnhafter Eifersucht nicht schenken kann).

 

Liegt krankhafte Eifersucht vor, so kann es sogar zu Aggressionen gegenüber dem Partner kommen. Der Partner wird darauf reagieren und diese Aggressionen nicht oder nicht ständig ertragen. Er wird sich entweder wehren, was zum Streit und ggf. zur Eskalation führt, oder sich zurückziehen und flüchten, um der unangenehmen bis unerträglichen Situation und damit der Beziehung zu entgehen. 

 

Eifersucht & Selbsterfüllende Prophezeiung

Insofern provoziert Eifersucht geradewegs das Eintreffen genau jener Erwartung, die man zuvor unterstellt und bemängelt hat und eigentlich gar nicht will. Gerade weil wir dem Verhalten des Partners und den damit verbundenen Annahmen und Unterstellungen sowie dem Gefühl der Eifersucht so viel Aufmerksamkeit widmen, wirkt das Gesetz der Anziehung und der Effekt der Selbsterfüllenden Prophezeiung (Rosenthal Effekt), was dazu führt, das genau das eintritt, womit man sich so sehr beschäftigt bzw. was man konkret bemängelt.

 

Eifersucht & Empfänglichkeit

Menschen, die in ihrer Kindheit keine Erfahrungen machen mussten, in denen ihr Wert nicht genügend Beachtung fand, sind selten von Eifersucht betroffen. Menschen, die an sich selbst glauben, sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst sind und sich selbst annehmen - ebenso den Partner - sind weniger empfänglich für das Gefühl der Eifersucht und dadurch verstärkt in der Lage, eine glückliche und harmonische Beziehung ohne Kontrolle, Unterstellungen, Überwertungen und Verlustängste zu leben. Ein Mensch, der hier eher defizitär aufgestellt, negative Erfahrungen gemacht hat oder voller Selbstzweifel ist, wird es jedoch eher schwer haben, eine glückliche und harmonische Beziehung aufzubauen und langfristig zu halten.

 

Mindestmaß an Eifersucht

Zum Aufbau und Erhalt einer glücklichen und harmonischen Beziehung ist in unserem Kulturkreis ein Mindestmaß an (gesunder) Eifersucht von deutlichem Vorteil, allein weil sozialisierte Denk- und Handlungsmuster immer mitwirken und wir soziale Wesen sind, die sich in gesellschaftlichen Mustern und Normen bewegen. Völlig losgelöst von diesen Mustern und Normen würden wir als "asozial" oder zumindest leicht befremdlich wirken. Leichte bzw. geringfügige Eifersuchtsgefühle dienen zudem als motivatorischer Ansporn, uns in einer Beziehung nicht gehen zu lassen und uns um unseren Partner immer wieder aufs Neue in einer gewissen Art und Weise zu bemühen.

 

Eifersucht & Geschlechtsspezifisches Verhalten

Wie eine Studie zur Bewertung sexueller und emotionaler Untreue von David M. Buss (et al. 1992) ergab, sind bei Eifersucht geschlechtsspezifische Unterschiede erkennbar: Während Frauen eher auf (tatsächliche oder eingebildete) emotionale Untreue mit Eifersucht reagieren, reagieren Männer eher auf (tatsächliche oder eingebildete) sexuelle Untreue mit Eifersucht. Bei homosexuellen Partnerschaften reagieren schwule Männer bereits auf eine potentielle emotionale Untreue des Partners, während lesbische Frauen auf eine sexuelle Untreue des Partners heftiger reagieren als heterosexuelle Geschlechtsgenossen. Derartige geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen auch in der Bewertung dessen, was eifersüchtige Menschen als potentiellen Rivalen ansehen. Während Männer ihre "Rivalen" nach Status und Kraft sowie nach materiellen und finanziellen Ressourcen messen, bewerten Frauen ihre vermeintlichen Konkurrentinnen nach Schönheit und Jugendlichkeit bzw. nach dem Aussehen.

 

Hilfen & Maßnahmen bei Eifersucht

- Erkennen der konkreten (eigentlichen) Ursache

  (z.B. über Psychoanalyse)

- Erkennen negativer Gedanken

- Erkennen "bösartiger" Verhaltensmuster und Eifersuchtsattacken

- Bearbeitung und Behebung von Minderwertigkeitskomplexen

  (Psychotherapie, Coaching)

- Maßnahmen zur Steigerung des Selbstwertgefühls

- Forcierung des eigenen (echten nicht gespielten) Selbstbewusstseins

- Bekämpfung / Verarbeitung von Verlustängsten

- Gewinnen von Sicherheit / Selbstsicherheit

- Erkennen und Verstehen eigener Ängste

- Bekämpfung von Ängsten (z.B. im Umgang mit anderen Menschen oder der Angst,   

  gegen sympathischere, attraktivere und klügere Menschen ausgetauscht zu werden

  (z.B. durch Glaubenssätze oder Coaching)

- Kontrolle des eigenen Verhaltens / Zähmen typischer Eifersuchts-Momente

  (z.B. durch Gedankenstopp-Methode, Gegenwirken über NLP oder ähnliches)

- Psychotherapie bei krankhafter / pathologischer Eifersucht

- Abbau von Misstrauen als therapeutisches Therapieziel

  (über eine Psychotherapie und Medikamente)

- Medikamentöse Behandlung bei Misstrauen

  (z.B. mit Amilsulprid, Handelsname" Solian®")

- Medikamentöse Behandlung zur Bekämpfung von Aggressivität

- Medikamentöse Behandlung zur Bekämpfung von Ängsten (z.B. Paroxetin)

- Medikamentöse Behandlung zur Bekämpfung emotionaler Störungen

 

Beispiel-Medikament: Amilsulprid / Solian

Amisulprid wird bei Psychosen wie der Schizophrenie eingesetzt, um Wahnvorstellungen, Denkstörungen, unbegründetes Misstrauen und Feindseligkeit aufgrund von Wahnideen zu bekämpfen bzw. auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Amisulprid bessert außerdem ein verflachtes und verarmtes Gefühlsleben und öffnet Menschen für soziale Kontakte. Der Handelname lautet Solian®". Solian ist ein Neuroleptikum, das dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirkt und auf Verschreibung eines Arztes zur Behandlung von schizophrenen Störungen angewendet wird. Hersteller ist das Pharmaunternehmen Sanofi-Aventis. Seit 2004 sind in Deutschland jedoch noch weitere generische Amisulpridpräparate zugelassen. Der Wirkstoff Amilsuprid ist ein Dopamin-Rezeptor-Antagonist, gehört zur chemischen Gruppe der substituierten Benzamide und ist ein Derivat des Sulpirids. Ob das Medikament ggf. passt und verordnet wird, entscheidet der Arzt. Konkret sollte ein Facharzt für Psychiatrie konsultiert werden.

 

Beispiel-Methodik: Gedankenstopp-Methode & NLP

Sobald eine eifersüchtige Person erste Anzeichen der Eifersucht bemerkt, sagt sie (laut) "STOPP", vorab um den Eifersuchtsgedanken zu unterbrechen. Im unmittelbaren Anschluss muss eine Ablenkung durch eine bestimmte Aktivität erfolgen. Sogenannte Reiz-Reaktions-Ketten können generell gut mit Hilfe der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) unterbrochen und dann nachfolgend positiv verändert bzw. verstärkt werden.