Wissen: Frustration-Aggression


Frustration
Das Wort "Frustration" entstammt dem Lateinischen (frustra = vergeblich bzw. frustratio) und steht für die = „Täuschung einer Erwartung“. Umgangssprachlich spricht man bei Frustration abgekürzt von Frust z.B. um ein Gefühl des Missmuts bzw. der Verdrossenheit zu benennen.

Frustration ist das Erlebnis eines unfreiwilligen Verzichts auf Erfüllung einer Erwartung oder eines Wunsches, wobei sich die  Erwartung auf eine Erwartung bezüglich der Umwelt und / oder der eigenen Person beziehen kann, die nicht erfüllt wird.

 

Ebenso entsteht Frustration durch tatsächliche oder vermeintliche Benachteiligungen und erlittene oder gefühlte Ungerechtigkeiten, welche sich in einem Zustand der Enttäuschung äußern. Die zur Frustration führende Enttäuschung kann sich aber auch auf eigene Unzulänglichkeiten handeln z.B. wenn man nicht schafft, was man sich vornimmt, weil man z.B. zu schwach oder zu langsam ist. 

 

Je höher der Verzicht ist und je höher die vorausgehende nicht erfüllte bzw. enttäuschte Erwartung war, desto stärker ist das Gefühl der Frustration.

 

Aus Frustration kann eine Depression - aber auch Aggression entstehen. Im Gegensatz zur Depression, welche eine tiefer verankerte psychische Erkrankung darstellt, handelt es sich bei der Frustration in der Regel um ein zeitlich begrenztes Empfinden, das zumeist nur auf bestimmte Situationen beschränkt ist. Längerfristiger Frust kann nicht nur zu einer Depression oder zu Aggressionen führen, sondern auch zu Störungen des Selbstwertgefühls, zu einem Burnout-Syndrom und zu anderen Störungsbildern.

 

Aggression

Aggression (lateinisch aggressiō vom Deponens aggredī sich auf etwas oder jemanden zubewegen; heranschreiten; sich nähern; angreifen) ist eine feindselig angreifende Verhaltensweise. Zugleich stellt Aggression ein biologisch in Tieren  und Menschen verankertes Verhaltensmuster zur Verteidigung oder Gewinnung von Ressourcen und zur Bewältigung potenziell gefährlicher Situationen dar.

 

Walter Cannon prägte 1915 den Begriff Fight-or-flight; der Mediziner Hans Selye schuf 1936 als Modell der menschlichen Reaktion auf chronische Belastungen das „Allgemeine Anpassungssyndrom“ (Näheres siehe Stressreaktion).

 

Aggression wird durch Faktoren der eigenen Persönlichkeit oder der Umwelt ausgelöst, aktiviert oder gehemmt und durch verschiedene Emotionen motiviert. Zur Auslösung von Aggression bedarf es spezifischer Situationen und Reize. Bei Menschen wird emotionale Aggression häufig durch negative Gefühle hervorgerufen. Negative Gefühle entstehen als Reaktion auf Frustration, Hitze, Kälte, Schmerz, Furcht oder Hunger. Ob und wie Aggressionen mittels Verhalten zum Ausdruck gebracht werden, unterliegt in hohem Maße den jeweiligen sozialen Normen.

 

Aggression ist ein Verhalten, das bei starker Frustration geradewegs aus Menschen herausplatzen kann - so wie bei einem Dampfkochtopf, bei dem sich der Dampf ein Ventil sucht, um auszutreten - oder bei einer explodierenden Granate, bei der sich der innere Druck explosionsartig befreit.

 

Aggressives Verhalten kann aber auch mit der bösartigen Absicht geschehen, anderen Menschen zu schaden oder um sie in ihrem Rangordnungsstatus herabzusetzen. Man unterscheidet emotionale und instrumentelle Aggression. Bei emotionaler Aggression ist das aggressive Verhalten eine Reaktion auf objektiv oder subjektiv erfahrenes physisches oder psychisches Leid, während bei instrumenteller Aggression das aggressive Verhalten eine bewusste rationale Aktion und Methode darstellt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

 

Aggressives Verhalten steht im Zusammenhang mit Verhaltensweisen wie Angriff, Flucht und Verteidigung. Die Stärke des aggressiven Verhaltens kann man auf das Zusammenwirken einer aktivierten inneren Bereitschaft (Aggressivität) und einer äußeren aggressionsauslösenden Situation zurückführen.

 

Aggression kann sich äußern in Schreien, Brüllen, negativ gemeinte Mimik und Gesten, rohe und bewusst vulgäre Sprachstile und Umgangsformen, in Auseinandersetzungen, in Drohverhalten, in tätlichen Angriffen gegenüber Personen, Personengruppen und Sachen (Sachbeschädigung / Vandalismus), in Beschimpfungen, Beleidigungen, Vorwürfen, Diffamierung, Spott, übler Nachrede, Mobbing, Schikanen, psychischer Ausgrenzung, bewusste Verunreinigung, nachlässige Behandlung von Gegenständen, Sachbeschädigung (u. a. Vandalismus) und Zerstörung von Gegenständen,

 

Zumeist handelt es sich um unangepasste, destruktive und zerstörerische Verhaltensweisen, die Lebewesen oder Gegenstände schädigen oder schädigen wollen. Wichtig ist dabei die Absicht, unabhängig davon, ob es zu einer Schädigung kommt oder nicht. Ebenso gibt es autoaggressives Verhalten, das gegen sich selbst gerichtet ist. Auch gibt es verdeckte Formen der Aggression, die sich in bestimmten Phantasien (z.B. Gewalt-Phantasien) widerspiegeln. Emotionale Formen der Aggression sind Stress, Ärger, Wut, Groll, Hass und schwarzer Neid (Missgunst).

 

Hormone und Neurotransmitter sind bei der Steuerung aggressiven Verhaltens beteiligt. Einige Hormone (z. B. Androgene und speziell das Testosteron) begünstigen eine erhöhte Neigung zu aggressivem Verhalten. Während des Eintretens der Geschlechtsreife kann besonders bei männlichen Individuen beobachtet werden, wie das verbale und physische Aggressionspotential ansteigt. Dies wiederum wird auf die veränderte Aktivität der Gene zurückgeführt. 

 

Der Neurotransmitter Serotonin spielt offenbar eine Rolle bei der Hemmung aggressiven und riskanten Verhaltens. Ein verminderter Serotonin- und erhöhter Testosteron-Spiegel geht mit aggressivem Verhalten einher. Bezüglich der Hemmung von Gewalt oder aber umgekehrt der entsprechenden Enthemmung sind Menschen genetisch unterschiedlich aggressiv veranlagt. 

 

Auch psychische Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Psychische Zustände, Empfindungen und Motive beeinflussen das Aggressionsverhalten in erheblichem Maße. 

 

Ebenso gibt es gruppensoziologische Zusammenhänge: Bei Ausbildung oder Zerfall einer Rangordnung sind alle beteiligten Individuen aggressiver als bei gefestigter Hierarchie. In einer anonymen Gruppe reagieren die Mitglieder anders als unter vertrauten Gruppenmitgliedern. Eine hohe Gruppendichte beeinflusst aggressives Verhalten ebenfalls. 

 

Auch Ressourcen sind entscheidend: Persönlichkeits-Faktoren wie Intelligenz und Empathie oder materielle Ressourcen wie Nahrung und Nahrungsknappheit. Persönliche Erfahrungen, Erlebnisse, Frustrationen, Ängste und Vorbilder beeinflussen aggressives Verhalten ebenfalls. Alkoholkonsum spielt ebenfalls eine Rolle.

 

Zur Erklärung von Aggressionen gibt es unterschiedlichste Theorien und Ansätze: Z.B. der triebtheoretischer Ansatz, dessen bekanntester Vertreter Sigmund Freud ist. Demnach drängt der angeborene Aggressionstrieb förmlich nach Entladung. Freud war der Überzeugung, dass es sich bei der menschlichen Aggressivität um einen Trieb handele, den Freud auch als  „Todestrieb“ (Thanatos) bezeichnet. 

 

Bekanntester Vertreter der Instinkttheorie bzw. des instinkttheoretischen Ansatzes ist Konrad Lorenz. Demnach 

dient der angeborene Aggressions-Instinkt der Selbst-Erhaltung des Individuums. 

 

Die wohl bekannteste Theorie zum Thema ist die Frustrations-Aggressions-Theorie, die besagt, dass durch Frustration aggressive Impulse entstehen. Bekannte Vertreter dieser Theorie sind John S. Dollard und Neal E. Miller. Gemäß der Frustrations-Aggressions-Theorie von Dollard et al. (1939) ist Aggression angeblich immer ein Resultat von Frustration. Je stärker die Frustration sei, desto intensiver sei die aggressive Reaktion. Miller erweiterte die Hypothese mit der Aggressionsverschiebung um eine Verschiebung des Aggressionsziels nach Hemmung der ursprünglichen Aggression.

 

Andere Theorien widersprechen jedoch der Frustrations-Aggressions-Theorie z.B. die Lerntheorie von Albert Bandura, die davon ausgeht, dass Aggression, wie alle anderen komplexen Verhaltensweisen auch, erlernt wird. Gemäß Banduras "Lernen am Modell" wird aggressives Verhalten aufgrund der Vorbildfunktion aggressiver Menschen, die man beobachtet, erlernt.

 

Ein anderer Vertreter des lernpsychologischen Ansatzes - konkret der klassischen Konditionierung - ist Iwan Pawlow. Demnach löst ein neutraler Umweltreiz, der gemeinsam mit einem andren Reiz auftritt, Aggression aus und kann zum alleinigen Auslöser der Aggression werden.

 

Ein weiteres Modell ist die instrumentelle Konditionierung (Lernen am Erfolg): Durch die Anwendung von aggressiven Verhaltensmustern hat man Erfolg. Die Erfolgsbelohnung lässt einen in der Zukunft erneut aggressiv handeln. Bekanntester Vertreter dieser Theorie ist Burrhus Frederic Skinner.

 

Das General Aggression Model (GAM) von Craig A. Anderson und Brad J. Bushman  beschreibt, wie persönliche und situative Faktoren den Zustand beeinflussen. Demnach bestimmt der Zustand einer Person wie eine Situation eingeschätzt und bewertet wird. Aus dieser Bewertung folgt eine aus Sicht der Person angemessene Reaktion bzw. Handlung. Die gewählte Handlung kann je nach Entscheidung bedacht oder unbedacht und aggressiv oder nicht aggressiv sein.